Alarm im Tunnel Transterra
Irgend etwas mußte schiefgegangen sein. Aber was? Hatten wir einen Fehler begangen? Nein, das konnte nicht sein. Die Sonnensteine hatten die Auftragserfüllung bestätigt.
Ich spürte plötzlich, wie in Bob eine Veränderung vorging.
Was es war, vermochte ich nicht zu sagen, aber sein Gesicht nahm einen sonderbaren, fremden Ausdruck an. Es schien, als horche er in sich hinein, als versuche er irgend etwas, was sich in seinem Körper abspielte, zu erraten. So hatte ich ihn bisher nur einmal gesehen – als der Defekt im Automatenbunker auftrat. „Es sind irdische Raumschiffe im Tunnel“, lautete die Antwort der Sonnensteine.
Damit hatte ich nicht gerechnet. Laut Plan konnten sich dort gar keine Raumkreuzer aufhalten. Schließlich kannte ich den Tunnel genausogut wie Achternak oder Reg. Achternak?
durchfuhr es mich siedendheiß. Das kann nur auf Achternaks Befehl geschehen sein. Und mit einem Schlag wußte ich, was los war!
„Sie suchen uns…“, stammelte ich entsetzt. „Das kann nur ein Suchkommando sein, das Achternak nach uns ausgeschickt hat. Sie suchen nach uns, weil sie gesehen haben müssen, wie sich der BOXER selbst vernichtet hat. Ich kenne Albert, der gibt nicht auf. Solange die geringste Chance besteht, daß wir uns irgendwie retten konnten, gibt er nicht auf! Wissen Sie, was das bedeutet, Magister?“ Spinks schüttelte beklommen den Kopf.
„Der Fremde taucht nicht auf, um die Jäger nicht zu gefährden! Solange sie den Tunnel absuchen, bleiben wir hier gefangen.“
„Exakt“, antworteten die Sonnensteine. Spinks faßte sich schnell und fragte: „Könnt ihr Verbindung zu den irdischen Raumschiffen aufnehmen?“
„Nein. Ihr benutzt veraltete Trägermedien. Kontaktaufnahme unmöglich.“
„Was nun?“ fragte ich hilflos.
„Warten“, sagten Bobs Finger.
Wir blickten uns an und verfielen in dumpfes, brütendes Schweigen. „Sehen Sie, Magister, immer wieder sind es wir Menschen, die die Fehler begehen…“, murmelte ich nach einer Weile. Mir ging einiges im Kopf herum. Unsere Situation war das Ergebnis einer Kette von Mißverständnissen und Fehlern.
Es fing damit an, daß wir einer fremden Intelligenz, die schon dem ersten Anschein nach der irdischen haushoch überlegen war, nicht zutrauten, die Gefahr – die für sie selbst und die anfliegende Formation HELIOS bestand – rechtzeitig selbst zu erkennen.
Der zweite Fehler: Wir selbst haben den fremden Raumkreuzer durch unser Annäherungsmanöver am frühzeitigen Abtauchen gehindert. Daran bestand kein Zweifel. Und dann begannen die Mißverständnisse. Wir hielten uns für gefangen. Solch ein Unsinn! Jetzt waren wir gefangen, durch Achternaks weise Umsicht eingekerkert in einem außerirdischen Raumschiff, ohne Trinkwasser und Proviant!
Das war der letzte, vorläufig letzte Fehler: Achternak, Reg und Einstern hätten wissen müssen, daß wir den Raumkreuzer nicht mehr verlassen konnten und daß das Suchkommando den Fremden hinderte, uns in die dritte Dimension zurückkehren zu lassen.
Hätten wir Bob nicht als Mikrofon und Lautsprecher – unsere Lage wäre hoffnungslos. Aber Bob war nicht mehr nur Sender und Empfänger, mit ihm war eine Veränderung vor sich gegangen – eine aufregende und zugleich erschütternde und grauenvolle Veränderung.
Bob meldete sich ungefragt. Spinks übersetzte hastig. „Habe totalen Kontakt. Dadurch geringfügige Umprofilierung meines Wesens.“ Den zweiten Satz verstand ich nicht. Ich schenkte ihm auch keine größere Beachtung. Die erste Information war wichtig. Bob war es gelungen, die Sprache der Sonnensteine zu entschlüsseln!
„Wie hast du das geschafft, Bob?“ fragte ich begeistert.
Kaum vorzustellen, daß das verstümmelte Gehirn des Synthoms einer solchen Leistung fähi g war.
„Sie haben es geschafft. Er hat es geschafft. Nicht ich.“
„Wer?“ fragte ich verständnislos.
„Phonetische Adaption: Prrrp. Prrrp hat es geschafft.“
„Wer ist Prrrp?“
„Der Zentralautomat.“ Spinks fragte sofort: „Wo ist der Zentralautomat?“
„Hier.“
Die Sonnensteine flackerten wie Freudenfeuer. Also doch ein künstlich geschaffenes Gehirn! Es handelte sich tatsächlich um einen Automatenkreuzer. Oder nicht? Bob mußte uns aufklä-
ren.
„Was sind die Quallen?“ fragte ich ihn.
„Meine ausführenden Organe. Werkzeuge, Hände.“
„Organische Roboter?“
„Ja.“
„Aber warum? Warum haben sie solche Wesen geschaffen, oder sind es dressierte Tiere?“
„Es sind künstlich
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