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Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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war ich auch in höchster Gefahr. Mein Anzug würde der harten Gammastrahlung höchstens zwei Minuten widerstehen, das wußte ich sehr gut…
    Mir bot sich ein verwirrender Anblick. Das waren Formen und Gebilde, die nichts mit menschlichem Vorstellungsvermö-
    gen gemein hatten. Ich sah zunächst nur ein Chaos aus stachelbewehrten Kugeln und Ellipsoiden, die untereinander durch Schläuche von ständig wechselndem Querschnitt verbunden waren, die sich wie Schlangenleiber träge wanden, plötzlich aufzuckten und anschwollen, gleich darauf wieder erschlafften.
    Zwischen spitzen Dornen sprangen Funken auf, blähten sich zu kleinen Feuerbällen und zerplatzten zu silbrig glänzenden Nebelschwaden, die von gierigen Trichtermäulern aufgesogen wurden, die wie Tulpen im Wind hin und her schwankten.
    Dazwischen pendelten seltsame Gebilde aus feinen Spiralen, die von rotierenden Ringen eingeschlossen wurden, rhythmisch auf und nieder.
    Schon bald erkannte ich den Takt, in dem diese Maschinerie arbeitete, nicht aber ihren Sinn. Die Feuerkugeln sprangen in Gruppen zu je dreien auf, und kaum hatten die Trichter die feinen Silbernebel, die ihnen als funkelnde Wölkchen zustreb-ten, verschlungen, nickten die Spiralen einander zu und berührten sich kurz. Im selben Moment plusterten sich die Schläuche zwischen den Stachelkugeln auf. Das Ganze lief wie ein Uhr-werk.
    Aber es gab noch andere Organe dieses phantastischen Körpers. Inmitten dieses Gewirrs, in gleichmäßigen Abständen über die Halle verteilt, ragten pilzartige Gebilde empor, die sich wie eine vierfingrige Hand in stumpf auslaufende Wülste gabelten. Zwischen diesen Fortsätzen spannte sich ein feines Netz aus rotglühenden Fäden, die an ihren Kreuzungspunkten winzige Irrlichter tanzen ließen.
    Endlich entdeckte ich den zersplitterten Verdichter. Eine ovale Säule, einer bauchigen stachelübersäten Kaktee ähnelnd, stand etwas abseits, am Rand der Halle, und berührte oben fast die Decke der wohl dreißig Meter hohen Kuppel. Sie sah aus, als hätte ein durstiger Indio mit seiner Machete ein riesiges Loch in ihren Rumpf geschlagen, um sich an dem herausrie-selnden Wasser zu laben. Ich rannte so schnell wie möglich an der Wand der Halle entlang.
    Vereinzelt lagen auch hier tote Quallen. Aber bis zum Ve rdichter hatte es keins der Wesen geschafft. Es konnte sich wirklich nicht um vernunftbegabte Wesen handeln.
    „Beeilen Sie sich, Inspektor… Wir haben keine Zeit…“
    Spinks hatte mich entdeckt.
    „Bleiben Sie ruhig liegen, Spinks. Ich habe es gleich geschafft.“
    Er lag ein Dutzend Schritt neben dem Verdichter. Der Boden war mit rötlich schimmernden Splittern und großen Bruchstü k-ken übersät. Ein fast mannsgroßes Stück, zu einer Spirale verdreht, hatte Spinks zwischen einem der pilzähnlichen Gebilde und einer der pendelnden Spiralen eingeklemmt. Bei jedem Nicken preßte ihm die Spirale den Brustkorb zusammen…
    Wir hatten noch etwas mehr als eine Minute. Ich mußte schnell handeln.
    Der Handwerfer ist eigentlich Werkzeug und nicht Waffe.
     
    Als Werkzeug benutzte ich ihn jetzt. Der feine Antiplasmastrahl fraß sich zischend wie eine gereizte Kobra durch das unbekannte Material. Es gibt nichts, was dieser Gewalt wider-steht. Nur die Kraft der Gravitation ist mächtiger als die entfesselte Energie der Annihilation.
    „Das Ding hat da oben zwischen diesen Fingern gelegen“, erklärte mir Spinks, während ich die Spirale sorgfältig zerschnitt. „Als ich es herunterziehen wollte, stürzte es auf mich herab, habe mich saudämlich angestellt…“
    Ich fragte nichts. Meine Gedanken wirbelten im Kreis. Die Sekunden verstrichen.
    „Wenn ich Bob richtig verstanden habe und er die Sonnensteine, dann meinten sie dieses Bruchstück. Die Strahlung kommt aus dem zerstörten Verdichter…“, ächzte Spinks.
    „Vorsicht!“ warnte ich ihn. „Stützen Sie den Brocken hier ab, damit er nicht den Skaphander beschädigt.“
    Es fehlten noch wenige Ze ntimeter, und die Spirale bog sich an der Schnittstelle unter ihrem eigenen Gewicht durch. Noch knapp fünfzig Sekunden.
    Da brach das Stück mit einem trockenen Krachen auseinander. Schneller, als ich gedacht hatte, war Spinks auf den Beinen. Wir liefen sofort los, ohne uns nur einmal umzudrehen.
    Wozu auch. Wir würden ohnehin nichts von dem verstehen, was in dieser Raumkreuzersektion vor sich ging.
    Wir stolperten über den Leichenberg und halfen uns gegenseitig durch das Loch. Wenige Sekunden vor Ablauf der

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