Alarm im Tunnel Transterra
hingehört und begriff es erst in diesem Augenblick. Es berührte mich peinlich, und ich setzte zu einer Entschuldigung an. „Verzeihen Sie, Bob. Mein Freund und ich…“
Spinks fiel mir ins Wort. „Sie brauchen sich bei Bob nicht zu entschuldigen, ihn stört dieser kleine Mangel in keiner Weise.
Ist es so, Bob?“
Der mißgestalte und obendrein noch stumme Jüngling lächelte naiv und nickte. Das Lächeln war grauenvoll. Die welke Haut schob sich zu beiden Seiten der Mundwinkel zusammen wie der Balg einer Harmonika. Dadurch entblößte er den rosigen, zahnlosen Oberkiefer. Wirklich, ein Greis. Ein Greis von vielleicht zwanzig Jahren. Was kann einen Menschen nur so furchtbar entstellen?
Spinks wandte sich an mich und streckte mir die Hand entgegen. „Sie sind Inspektor Pyron? Habe massig viel von Ihnen gehört. Sie waren mal ein guter Mann, was?“
Seine Offenheit kränkte mich ein wenig, denn ich war ja immer noch ein „guter Mann“. Aber so sind die Raumflieger; wenn man nicht mehr am Steuerknüppel sitzt, dann „war“ man halt. Ich verzieh ihm, noch bevor der Unwille über diese Bemerkung sichtbare Zeichen in meine Miene setzen konnte.
Spinks hatte ein Gesicht, das direkt in die Gedanken seines Besitzers hineinzuführen schien, nicht aus sieben Zwiebelhäuten zusammengeklebt und auch nicht aus willkürlich formbarer Knete. Dieses offene Gesicht zeigte wohlwollendes Interesse an meiner Person. Gegen meinen Willen regte sich in meinem Innern so etwas wie Sympathie. Die verdammte Ähnlichkeit mit Reg! Sie lullte meinen Argwohn ein, meine angeborene Wachsamkeit und Vorsicht. Die Distanz zwischen mir und dem Korenther schmolz wie Butter in der Pfanne.
„Schlecht war ich nicht, das ist wahr“, antwortete ich ge-schmeichelt, denn ich wußte ja, was er meinte. Wie sollte ich ihm klarmachen, daß meine jetzige Tätigkeit genauso wichtig, wenn nicht bedeutungsvoller für die Sicherheit der interstellaren Verkehrswege war.
Er schaute auf die Uhr an seinem Handgelenk und sagte:
„Wir starten in siebenundzwanzig Minuten, Inspektor. Vorher wollen wir das Geschäftliche regeln.“
Ich sah ihn neugierig an.
„Für mich will ich nichts. Aber Bob wünscht sich zum Geburtstag einen von diesen leuchtenden Steinen, die Ihre Leute vom Alpha mitgebracht haben…“ Er zeigte auf meinen Sonnenstein, den ich an einem dünnen Goldkettchen am Hals trug.
Einen Heliolith wollte er? Eins dieser rätselhaften Steinchen, die Gagnar auf dem dritten des Alpha gefunden hat, in einer Höhle, so groß wie ein Ballsaal. Nur dort gibt es sie. Sie hängen an den Wänden und leuchten, wenn man sie berührt, aber sie leuchten nicht bei jedem. „Einen Heliolith zu beschaffen ist nicht einfach!“
Er griff nach meinem kirschkerngroßen Rubin, der augenblicklich erlosch. „Donnerwetter, was ist das?“ entfuhr es ihm,
„stimmt also, daß die Dinger leben!“
„Ich wollte es Ihnen gerade erklären.“ Sein verstörtes Gesicht und die zurückzuckende Hand belustigten mich. „Bei den meisten Menschen bleiben sie kalt und dunkel. Nur wenn sie jemanden leiden können, leuchten sie.“
Seine Miene verfinsterte sich, sie wurde düster und hart.
„Dann hat das kleine Biest also massig viel gegen den alten Spinks. Spuck ich drauf, damit steht es nicht allein in der Welt.“
Ich setzte zu einer Erläuterung an: „Sehen Sie, die Heliolithe leuchten nur beim unmittelbaren Kontakt auf…“
Er unterbrach mich lachend. „Deshalb tragen Sie bei dieser arktischen Temperatur einen offenen Kragen, verstehe.“
Da Reg auch lachte, zwang ich mir ein Grinsen ab und strich zärtlich über das rubinrote Glühen auf meiner spärlich behaarten Brust.
„Wenn ich schon das Glück habe, einem Sonnenstein zu gefallen… Das ist es ja, was unser Geschäft so kompliziert macht! Die kleinen Siliziten suchen sich ihre Eigentümer selbst aus. Wer ihnen nicht gefällt, kann noch soviel putzen und polieren, sie bleiben stur.“
Spinks streckte mit einer selbstverständlichen Geste die Hand aus. „Machen wir nicht so massig viel Umstände. Bob will einen Sonnenstein, und Sie müssen zu Ihrer Basis. Groß-
vater Jeff sagte immer: Eine Hand wäscht die andere, und mindestens eine wird dabei sauber! Probieren wir, ob ihr Rubin meinen Bob mag.“
Widerstrebend ließ ich das Kettchen in seine geöffnete Hand fallen. Kaum hatte ich losgelassen, erlosch das dunkelrote Leuchten, und der Sonnenstein nahm eine schmutzig-graue Färbung an.
Behutsam hängte er
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