Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alarm in Sköldgatan

Alarm in Sköldgatan

Titel: Alarm in Sköldgatan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
Vom Netzwerk:
können, mußte erheblich mehr Bedeutung gehabt haben, wenn Olofsson sich genötigt gesehen hatte, ein so großes Risiko einzugehen, um ihn aus dem Weg zu räumen. Wenn es überhaupt Olofsson gewesen war, der den kleinen Apparat in Malms Matratze angebracht hatte. Trotz allem war das nur eine Vermutung und eine Behauptung, die vorläufig nicht zu beweisen war. Aber in der Fahndungszentrale gab es zu diesem Zeitpunkt niemanden, der an der Richtigkeit dieser Mutmaßung zweifelte.
    Fredrik Melander hatte zu Beginn Pech mit seinen Nachforschungen in der Unterwelt. Zum ersten stellte sich heraus, daß einer seiner zuverlässigsten Kontaktleute, ein ehemaliger Bankräuber, der mehrere Jahre lang den schmalen Pfad der Tugend gewandelt war, rückfällig geworden war und schon seit neun Monaten eine dreijährige Gefängnisstrafe in Härlanda absaß. Dann stellte er fest, daß die Bierstube im Stadtteil Söder, in der die Männer verkehrt hatten, die Malm und Olofsson eventuell kennen konnten und mit deren Inhaberin er außerdem auf gutem Fuß gestanden hatte, längst nicht mehr existierte, da das Haus, in dem die Kneipe sich befunden hatte, abgerissen worden war. Die Besitzerin war aus Stockholm weggezogen, und man erzählte sich, daß sie einen Tabakladen in Kumla aufgemacht hatte. Nach diesen Schlappen hatte Melander sich zu einem drittklassigen Restaurant, ebenfalls im Stadtteil Söder, aufgemacht, das ein paar alte Einbrecher zu seinen Stammgästen zählte, die in ihren guten Stunden wertvolle Tips weitergaben, wenn man ihnen einen oder zwei Whisky-Soda spendierte. Aber auch hier hatte er kein Glück. Das Lokal hatte den Namen gewechselt, und über der Tür verkündete ein Schild HEUTE ABEND TANZ. In den Fenstern sah er große Farbfotografien, die das Orchester zeigten, eine Gruppe schwarzhaariger Männer mit eigenartigen Instrumenten in den Händen, die von den weiten, mit Rüschen besetzten Hemdsärmeln fast ganz verdeckt wurden. Im Schaukasten, in dem früher auf einem anspruchslosen, handgeschriebenen Speisezettel Kohlrouladen und Erbsensuppe angeboten worden waren, hing jetzt eine bunte Speisekarte in spanischer Sprache.
    Melander trat ein, stellte sich an die Tür und blickte in den Saal.
    Die Decke war abgesenkt worden, die Beleuchtung schummriger, die Tische waren zahlreicher und neuerdings mit karierten Tischtüchern bedeckt. An den Wänden hatte man Plakate mit Bildern von Stierkämpfen und Flamencotänzern aufgehängt. Es war Freitagabend, und ungefähr die Hälfte der Tische war von jugendlichen Gästen, die einen ziemlichen Lärm machten, besetzt. Niemand nahm Notiz von ihm; nach einer Weile entdeckte er eine Kellnerin die er wiedererkannte. Sie war angezogen wie für einen Maskenball, und er konnte sich nicht entscheiden, ob sie sich als Mädchen aus Dalarna oder als Carmen verkleidet hatte.
    Melander winkte sie zu sich heran und fragte, wo die ehemaligen Gäste jetzt verkehrten. Sie wußte es und nannte ihm ein Lokal etwas weiter unten in der gleichen Straße. Melander dankte und ging dorthin.
    Hier hatte er mehr Glück. Auf einem Sofa an der hinteren Schmalseite saß ein ihm bekannter Mann und schlürfte gelangweilt an seinem Silbergrog. Das war einer der Kerle, nach denen er suchte. Früher war dieser Mann mal ein geschickter Fälscher gewesen, aber das beginnende Alter und der Alkohol hatten ihn gezwungen, diese lohnende Beschäftigung aufzugeben. Er hatte auch eine kurze, aber unglückliche Karriere als Einbrecher hinter sich. Jetzt gelang es ihm kaum noch, ein Paar Strümpfe bei EPA zu stehlen, ohne festgenommen zu werden. Er wurde Rotfuchs genannt wegen seines lockigen rotblonden Haars, das er lange, ehe es Mode wurde, halblang und offen trug, obwohl gerade diese ungewöhnliche Frisur dazu beitrug, daß er leicht wiedererkannt und mehrere Male dann auch prompt festgenommen wurde. Melander setzte sich Rotfuchs gegenüber, und dieser wurde sofort freundlich, in der Aussicht, zu einem Whisky-Soda eingeladen zu werden. »Na, Rotfuchs, wie geht's dir?« fragte Melander.
    Rotfuchs schwenkte den Rest der Flüssigkeit in seinem Glas und goß ihn in einem Schluck herunter.
    »Ausgesprochen mies. Keine Mäuse und kein Quartier. Ich hab schon dran gedacht, mir Arbeit zu suchen.«
    Melander wußte, daß Rotfuchs in seinem ganzen Leben noch keine Öre ehrlich verdient hatte, und daher ließ ihn die Neuigkeit kalt. »Aha, du hast also keine Unterkunft.«
    »Im Winter hab ich ja 'ne Zeitlang im Altersheim Hägalid

Weitere Kostenlose Bücher