Alarm in Sköldgatan
gewohnt. Da hat's mir aber gar nicht gefallen.«
Eine Kellnerin zeigte sich in der Tür zur Küche, und Rotfuchs fügte schnell hinzu: »Und verdammt durstig wird man auch.« Melander winkte der Kellnerin.
»Wenn du bezahlst, kann man vielleicht zu was Besserem übergehen«, meinte Rotfuchs und bestellte ein Achtel Gin und Tonic.
Melander bat um die Speisekarte. Als die Bedienung verschwunden war, fragte er: »Was trinkst du denn sonst?«
»Klaren und Zucker. Wirklich kein Göttertrank, aber ich muß mit jeder Öre rechnen.«
Melander nickte zustimmend. Hier war er absolut einer Meinung mit dem Mann. Aber diesmal bezahlte der Staat, auch wenn es auf Umwegen geschah, und er bestellte Eisbein und Kartoffelbrei mit Kohlrüben für sie beide, obwohl Rotfuchs protestierte. Als das Essen auf den Tisch kam, hatte Rotfuchs seinen Gin bereits ausgetrunken, und Melander bestellte großzügig noch einmal dasselbe. Da er befürchtete, daß Rotfuchs in kurzer Zeit zu betrunken sein würde, um noch ein ordentliches Gespräch mit ihm zu führen, beeilte er sich, sein Problem vorzubringen.
Rotfuchs ließ den Namen und den Gin auf der Zunge zergehen. Dann fragte er:
»Bertil Olofsson, wie sieht der aus?«
Melander war Olofsson zwar noch nie begegnet, aber er hatte eine Fotografie gesehen und hatte die Beschreibung im Kopf. Rotfuchs strich sich nachdenklich über das berüchtigte Haar.
»Ja, dann weiß ich, wen du meinst. Stoff, nicht? Autohandel und so, von jedem etwas. Kenn den Kerl selbst nicht so gut, aber ich weiß, wen du meinst. Was willst du über ihn wissen?«
Melander schob den Teller weg und begann in seiner Pfeife zu bohren. »Ist das alles, was du weißt?« fragte er. »Weißt du zum Beispiel, wo er jetzt ist?« Rotfuchs schüttelte den Kopf. »Nee, hab ihn 'ne ganze Weile nich gesehen. Aber der verkehrt ja auch in ganz anderen Kreisen wie ich. Feine Lokale, wo unsereiner nich hinkommt. Da gibt es zum Beispiel so 'ne Art Klub, nicht weit von hier, ich glaub, da is er meistens. Eigentlich sind da nur die Jungen, Olofsson gehört ja zu den Älteren.«
»Was macht er denn so außer Stoff und Autos?«
»Weiß ich nicht. Aber ich hab gehört, er arbeitet für wen, den Namen kenn ich aber nich. Olofsson war nie 'ne große Nummer, aber vor. einem Jahr oder so is er plötzlich im Geschäft gewesen. Ich glaub, er arbeitet für einen, der ganz groß drinsitzt. Wird viel geredet, weißt du, aber keiner weiß was Genaues.« Rotfuchs' Worte kamen bereits undeutlicher. Melander fragte, ob er Göran Malm kannte.
»Hab ihn nur 'n paarmal im Uven gesehen. Is der nich in dem Haus umgekommen, das da abgebrannt ist? Er war nur ein kleiner Händler, nichts Besonderes. Und außerdem isser ja nu tot, der arme Hund.«
Bevor Melander ging, steckte er nach kurzem Zögern zwei Zehn-Kronen-Scheine in Rotfuchs' Hand und sagte: »Ruf mich an, wenn dir noch was einfallt. Kannst dich ja mal vorsichtig 'n bißchen umhören.« Als er sich in der Tür umdrehte, sah er, wie Rotfuchs der Kellnerin winkte. Melander suchte den Klub, von dem der Mann gesprochen hatte. Als er das jugendliche Publikum bemerkte, das sich davor drängte, wurde ihm klar, daß er in dieser Umgebung so unauffällig wirken würde wie ein Vogel Strauß im Hühnerhof. Also machte er kehrt und ging nach Hause.
Von dort wollte er Martin Beck anrufen und ihn fragen, ob man es wagen könnte, Skacke mit einem Besuch in diesem Klub zu beauftragen.
Benny Skacke war begeistert. Gleich nachdem Martin Beck aufgelegt hatte, rief er seine Freundin an und sagte die abendliche Verabredung ab, da er einen wichtigen Fahndungsauftrag erhalten habe. Er erklärte geheimnisvoll, daß es darum ginge, einen Mörder zu finden. Aber ihr schien das wenig zu imponieren, sie wurde ziemlich ärgerlich.
Den größten Teil des Tages verbrachte er nach dem Programm, das er sich für jeden dienstfreien Tag zurechtgelegt hatte. Erst machte er eine halbe Stunde Gymnastik, dann fuhr er zum Hallenbad in Äkeshov, ging in die Sauna und schwamm tausend Meter, und als er wieder zu Hause war, setzte er sich an seinen Schreibtisch und klemmte sich hinter juristische Fachbücher.
Am späten Nachmittag begann er zu überlegen, was er anziehen sollte. Normalerweise kleidete er sich durchschnittlich und korrekt. Er konnte sich zum Beispiel nicht vorstellen, ohne Krawatte zur Arbeit zu gehen. Da Skacke alles andere als ein Gesellschaftsmensch war und nur äußerst selten ein Restaurant oder eine Bar aufsuchte, war
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