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Alarm in Sköldgatan

Alarm in Sköldgatan

Titel: Alarm in Sköldgatan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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oder ihre Fliegen, nur die graugrüne Wasseroberfläche mit Benzinflecken, die wie Perlmutt glänzten, und grauen klebrigen Öllachen.
    Sie sahen sich nach einem Menschen um, dem sie ihre Entdeckung zeigen konnten. Oder wenigstens erzählen, denn zu zeigen gab es ja nichts mehr.
    Aber der Industriehafen war leer und öde an diesem schönen Sonntag im April, und sogar der einsame Wachhund hatte zu bellen aufgehört.
    Omer und Miodrag rollten ihre Angelruten auf und steckten sie in die Taschen, die schon voller alter Zündkerzen, Stücken von Kupferrohren, rostigen Schrauben und Muttern waren. Dann rannten sie los. Aber als sie stehenbleiben mußten, um sich zu verpusten, waren sie immer noch im östlichen Hafengebiet, denn das ist weitläufig, und die Jungen waren schließlich noch ziemlich klein.
    Es dauerte weitere zehn Minuten, bis sie auf den Västkustvägen kamen, da sahen sie Menschen, aber sie wußten sich trotz alledem nicht zu helfen. Denn die Leute saßen in ihren Autos und brausten die Ausfallstraße entlang, kalt und unpersönlich und zielstrebig. Wer kümmert sich schon um zwei kleine Jungen, die an der Bordsteinkante stehen und mit den Armen winken, besonders, wenn sie dunkel im Gesicht sind und nur zum üblichen ausländischen Pack gehören?
    Das fünfundzwanzigste Auto fuhr allerdings nicht vorbei. Es hielt an. Es war ein schwarz-weißer Volkswagen mit einer langen Antenne auf dem Dach, und an den Seiten stand in großen Blockbuchstaben das Wort POLIZEI.
    Im Wagen saßen zwei uniformierte Beamte mit Namen Elofsson und Borglund. Sie waren gutgelaunt und harmlos, und keiner von ihnen begriff ein Wort von dem, was die Jungen so aufgeregt zu berichten hatten. Elofsson meinte mitbekommen zu haben, daß sie zum Hafenbecken gezeigt und einer das Wort »Auto« gesagt hatte. Dann schenkten sie jedem einen Bonbon, drehten die Seitenscheiben hoch, lächelten und fuhren winkend davon.
    Da Elofsson und Borglund korrektes Arbeiten gewohnt waren und sowieso nichts Besonderes vorhatten, fuhren sie vorsichtshalber ins Hafengebiet und sahen sich um. Als sie am Ende angekommen waren, bogen sie nach links ab zur Mole, hielten an, und Borglund stieg aus. Aber er sah nur das eigenartige künstliche Marschgelände, das die Sandbagger aufgefüllt hatten. Außerdem hörte er einen Hund bellen und das Zischen von der Ölraffinerie. Vierundzwanzig Stunden später stand ein Polizist auf der Kaimauer im Industriehafen. Er war Kriminalinspektor und hieß Mänsson, und ein Auto sah er auch nicht. Nur dreckiges Wasser, eine leere Bierbüchse und ein weggeworfenes Kondom.
    Das Gerücht, das ihn hierher führte, hatte einen langen Weg hinter sich und war dabei erheblich verändert worden. Zwei jugoslawische Jungen sollten einen Streifenwagen der Polizei gesehen haben, der hier am Eisenkai über die Mauer ins Wasser gefahren und verschwunden war. Die Bengels waren noch nicht schulpflichtig und sprachen kein Wort Schwedisch. Außerdem hatten sie ganz verschiedene Stellen am Kai gezeigt, und natürlich wurde kein Streifenwagen vermißt.
    Mänsson kaute nachdenklich auf einem Zahnstocher und lauschte zerstreut einem Hund, der irgendwo in der Nähe bellte. Er war in den Fünfzigern, ein großer und breitschultriger Mann, bedächtig in seinen Bewegungen und gutmütig. Er arbeitete gründlich und war langsam an der Kaikante entlanggegangen, hin und zurück, ohne daß ihm etwas Außergewöhnliches oder Besonderes aufgefallen war.
    Mänsson nahm den zerkauten Zahnstocher aus dem Mund und warf ihn ins Wasser. Dort schaukelte er ruhig zwischen dem Kondom und der Bierbüchse. Er zuckte die Achseln, nahm einen neuen Zahnstocher aus der Westentasche, drehte sich um und ging zu seinem Auto.
    Morgen werde ich einen Froschmann bestellen, dachte er.

20
    Als der Froschmann zum einunddreißigstenmal an die Wasseroberfläche kam, hatte er das Auto gefunden.
    »Aha«, sagte Mänsson.
    Er rollte den Zahnstocher zwischen den Lippen hin und her, während er darüber nachdachte, was nun zu tun sei.
    Bis zu diesem Augenblick, dreiundzwanzig Minuten nach zwei, am Nachmittag des 8. April, war er so gut wie sicher gewesen, daß das Auto nur in der Phantasie der beiden Jungen existierte.
    Jetzt hatte sich die Lage grundlegend geändert.
    »Wie steht der denn?« fragte er.
    »Es ist verdammt schwer, da unten überhaupt was zu sehen«, antwortete der Froschmann. »Aber soweit ich es beurteilen kann, steht er mit der Rückseite zum Kai, ungefähr fünfzehn Meter von

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