Alarm in Sköldgatan
pflichtschuldigst in einer Ecke stand und zusah. Er schien sehr nachdenklich, und der Amtsarzt, der jung und offensichtlich unerfahren war, blickte ihn hin und wieder fragend an. Mänsson war sicher, daß ihm der Mann aus dem Auto noch Sorgen machen würde. Er hatte, schon als das Fahrzeug aus dem Wasser auftauchte, geahnt, daß irgend etwas nicht stimmen konnte. Die Lösung, die normalerweise nahelag, war in diesem Fall von Anfang an ausgeschlossen. Versicherungsbetrug konnte es nicht sein. Wer würde sich die Mühe machen, ein zwanzig Jahre altes Autowrack ins Hafenbecken zu versenken? Und warum? Die einzig richtige Antwort auf diese Frage war sehr einfach, und daher verzog er keine Miene, als der Obduzent feststellte: »Dieser Mann war schon tot, als er ins Wasser geworfen wurde.«
Nach einer Weile fragte Minsson: »Wie lange kann er da gelegen haben?«
»Das ist nicht so einfach zu sagen.« Der Arzt sah sich die aufgedunsene Leiche auf dem Tisch an und fragte: »Gibt's da Aale?«
»Ich glaub schon.«
»Ja, 'n paar Monate. Mindestens zwei, vielleicht vier.« Er bohrte ein wenig mit der Sonde und fuhr fort: »Das ist ziemlich schnell gegangen. Nicht so wie sonst. Wahrscheinlich enthält das Wasser 'ne Menge Chemikalien und Öl und so was.«
Kurz bevor er nach Hause ging, stellte Mänsson noch eine Frage: »Das mit den Aalen, ist das nicht bloß so 'n Gerede?«
»Der Aal ist ein rätselhaftes Tier«, antwortete der Arzt.
»Na, dann auf Wiedersehen.«
Die Obduktion wurde am Tag darauf abgeschlossen, das Ergebnis war wenig aufschlußreich.
Die kriminaltechnische Untersuchung dauerte erheblich länger, das Resultat war schließlich genauso mager.
Nicht, weil man nichts gefunden hätte, im Gegenteil, man hatte viel zuviel entdeckt.
Am Montag, dem 22. April, wußte Mänsson eine ganze Menge. Zum Beispiel dies:
Das Auto war ein Ford Prefect, Baujahr 1951. Farbe blau, vor langer Zeit einmal ohne große Sorgfalt neu lackiert. Die Kennzeichen waren gefälscht, das Protokoll der technischen Überprüfung, die Steuerquittung und das Namensschild fehlten. Mit Hilfe der Zulassungsstelle gelang es, zwei der letzten rechtmäßigen Besitzer ausfindig zu machen. Ein Gärtner aus Oxie hatte den Wagen 1956 gekauft, damals war er bereits längere Zeit gelaufen, aber noch in gutem Zustand. Der Mann hatte ihn acht Jahre lang gefahren und dann für hundert Kronen an einen seiner Angestellten abgegeben. Der Mann hatte das Auto drei Monate lang benutzt. Zum Schluß sei es zwar noch gelaufen, habe aber so alt und verbeult ausgesehen, daß er es auf dem Parkplatz hinter der Markthalle am Drottningtorg einfach stehengelassen hatte. Nach ein paar Wochen hatte er festgestellt, daß es nicht mehr da war. Er nahm an, daß die Polizei oder das Straßenbauamt den Wagen abgeschleppt hätten.
Weder die Polizei noch das Bauamt hatten das jedoch veranlaßt. Also mußte es gestohlen worden sein. Danach hatte es keiner mehr gesehen.
Über den letzten Passagier im Wagen gab es auch einiges zu sagen. Ein Mann in den Vierzigern, einszweiundsiebzig groß und mit aschblondem Haar. Er war nicht ertrunken, sondern an einer Verletzung am Hinterkopf gestorben. Die Gehirnschale hatte ein Loch. Der Rand zeigte keine Risse, was darauf hindeutete, daß die Verletzung mit einem kugelförmigen Gegenstand verursacht worden war. Der Mann war ganz einfach erschlagen worden.
Die Mordwaffe wurde im Auto gefunden. Ein runder Stein, der in einen schwarzen Herrenstrumpf aus Nylonkrepp gesteckt worden war. Der Stein hatte einen Durchmesser von ungefähr neunzehn Zentimetern und war unbehauen. Ein ganz normaler grober Granitkiesel. Der Strumpf war neunundzwanzig Zentimeter lang und in Frankreich hergestellt. Es handelte sich um eine ausgezeichnete Qualität und eine bekannte Marke. Wahrscheinlich war er nie zu seinem eigentlichen Verwendungszweck benutzt worden.
Die Fingerabdrücke des Toten konnten nicht gesichert werden. Die oberste Hautschicht auf den Fingerspitzen hatte sich gelöst, und das Muster der Linien war auf der noch vorhandenen Lederhaut nur sehr schwach zu sehen.
Im Auto fand man nicht den kleinsten Hinweis auf die Identität des Toten. Auch nicht in den Kleidungsstücken, die von mäßiger Qualität und ausländischer Herkunft waren, man konnte auch nicht feststellen, aus welchem Land sie stammten. Es gab nicht den kleinsten Fingerzeig, in welche Richtung sich die Fahndung bewegen sollte.
Man hatte nach Leuten gesucht, die sich an einen
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