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Alarm in Sköldgatan

Alarm in Sköldgatan

Titel: Alarm in Sköldgatan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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sich zu den Schaulustigen gestellt. Insgesamt waren an die hundertfünfzig Zuschauer da.
    »So«, sagte Mänsson. »Dann wollen wir mal anfangen.«
    Alles ging schnell und ohne Schwierigkeiten. Es knirschte, als die Stahlseile sich streckten, dann wirbelte das schwarze Wasser auf, und ein lackiertes Blechdach kam an die Oberfläche.
    »Achtet auf die Last«, rief Mänsson.
    Und dann war das ganze Auto zu sehen, von dem Schlamm und schmutziges Wasser heruntertroff. Es hing etwas schräg an den Haken, und Mänsson sah es abschätzend an, während die Fotografen eifrig ihre Kameras betätigten. Der Wagen war klein und alt und eigentlich nichts mehr wert. Ein Ford Anglia oder Populär, jedenfalls ein Typ, den man jetzt nur noch selten auf den Straßen sah, der aber vor Jahren in großer Zahl produziert wurde.
    Das Fahrzeug schien blau zu sein, soweit man es unter der graugrünen Schlammschicht feststellen konnte. Die Seitenfenster waren zerbrochen oder heruntergedreht, und das ganze Auto war voller Schlamm und Abfall.
    »Na, dann setz ihn mal ab«, wies Mänsson den Kranführer an. Die Zuschauer drängten sich heran.
    »Könnt ihr nicht mal 'n bißchen zur Seite gehen? Wir brauchen Platz für das Ungetüm«, bat Mänsson ruhig.
    Die Leute traten sofort zurück und Mänsson ebenfalls. Das kleine Auto landete auf dem Kai mit einem dumpfen Rasseln, das hauptsächlich von den Kotflügeln und der vorderen Stoßstange kam, die an einer Seite losgerissen war.
    Das Fahrzeug sah wirklich bemitleidenswert aus. Man konnte sich kaum vorstellen, daß es einmal neu und blinkend aus der Fabrik in Dagenham gerollt war und sein erster Besitzer sich voller Stolz ans Lenkrad gesetzt hatte. Elofsson war der erste, der sich dem Wagen näherte und hineinsah. Diejenigen, die ihn von hinten sahen, bemerkten, daß er zusammenzuckte und sich dann hastig aufrichtete.
    Mänsson ging langsam hinter ihm her, beugte sich nieder und blickte durch die Fensteröffnung in der rechten Vordertür.
    Zwischen den hochkantgestellten Sitzen mit rostigen Federn und faulenden Holzstücken saß eine schlammbedeckte Wasserleiche. Eine der gräßlichsten, die er je gesehen hatte. Mit leeren Augenhöhlen und abgerissenem Unterkiefer. Er reckte sich hoch und drehte sich um.
    Elofsson hatte mechanisch damit begonnen, die Zuschauer, die am nächsten standen, zurückzudrängen.
    »Ihr dürft die Leute nicht schubsen«, sagte Mänsson.
    Dann blickte er denen, die ihm am nächsten standen, in die Augen, einem nach dem anderen, und sagte laut, aber ohne Hast: »Im Auto liegt ein toter Mensch. Und der sieht verdammt unappetitlich aus.«
    Da drängte sich keiner mehr vor, um hineinzusehen.

21
    Mänsson hatte nicht viel übrig für die Anweisung, daß sich Polizeibeamte bei ihrer Arbeit nicht von der Allgemeinheit beobachten und fotografieren lassen sollen, sofern es nicht aus irgendeinem Grund auf Veranlassung des Polizeichefs geschieht oder es sich mit bestem Willen nicht umgehen läßt, wie es in einer Richtschnur für die praktische Polizeiarbeit heißt. Im Gegenteil, Mänsson gab sich ungezwungen, auch in außergewöhnlichen Situationen, und weil er andere Menschen respektierte, hatten die Menschen auch vor ihm Respekt. Obwohl weder er selbst noch irgendein anderer sich dessen bewußt wurde, machte er seine Sache an jenem Montagnachmittag im Industriehafen besonders gut und half beispielhaft, das Ansehen der Polizei zu verbessern. Würde man ihm das Kommando über die Polizei bei den Krawallen, die in dem langen und heißen Sommer bevorstanden und die allgemein mit großer Unruhe erwartet wurden, überlassen, so würden mit großer Sicherheit viele der Demonstrationen gar nicht erst stattfinden. Aber damit waren Leute beauftragt, die meinten, Rhodesien liege nicht weit von Tasmanien, und die es für strafbar hielten, eine amerikanische Flagge zu verbrennen, aber nichts dagegen hatten, sich mit der nordvietnamesischen Fahne die Nase zu schnauben. Diese Beamten hielten Wasserwerfer, Gummiknüppel und bellende Schäferhunde für das beste Mittel, den Kontakt zur Bevölkerung herzustellen, und das Ergebnis war dann auch danach.
    Aber Mänsson mußte an etwas anderes denken, nämlich an eine Wasserleiche. Wasserleichen sind nie besonders angenehm anzusehen, und diese hier war, wie gesagt, die abstoßendste, die er jemals zu Gesicht bekommen hatte.
    Sogar der Obduzent meinte: »Puh, der sieht ja fürchterlich aus.«
    Dann begann er mit der Arbeit, während Mänsson

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