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Alarm in Sköldgatan

Alarm in Sköldgatan

Titel: Alarm in Sköldgatan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Bertil Olofsson heißt, nicht?«
    »Ja.«
    »Ich hab ihn gefunden.«
    »Da unten?«
    »Hier in Malmö, ja. Erschlagen. Wir haben ihn vor drei Wochen gefunden, aber erst heute haben wir rausgekriegt, wer er ist.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja, zu neunzig Prozent jedenfalls. Die Zahnkarte für den Oberkiefer stimmt überein. Und die weist einige ganz besondere Merkmale auf.«
    »Na und sonst? Fingerabdrücke, die übrigen Zähne und…«
    »Den Unterkiefer haben wir nicht gefunden. Und Fingerabdrücke konnten nicht mehr gesichert werden. Er hat nämlich im Wasser gelegen.«
    Martin Beck setzte sich hin. »Wie lange?«
    »Mindestens zwei Monate, sagt der Doktor.«
    »Und wann habt ihr ihn raufgeholt?«
    »Montag, den achten. Er saß in einem Auto auf dem Grund des Hafenbeckens. Ein paar Kinder haben…«
    »Bedeutet also, daß er am 7. März schon tot war«, unterbrach Martin Beck.
    »Am 7. März? Na sicher. Mindestens einen Monat, vielleicht länger. Wann ist er denn bei euch zuletzt gesehen worden?«
    »Am 3. Februar. Danach wollte er ins Ausland reisen.«
    »Na wunderbar, dann kann ich die Zeit näher bestimmen. Er müßte dann ungefähr zwischen dem vierten und achten Februar ins Wasser geschickt worden sein.«
    Martin Beck schwieg. Nur zu gut wußte er, was das zu bedeuten hatte. Olofsson war schon einen Monat tot gewesen, als das Haus in der Sköldgatan brannte. Melander hatte recht gehabt: Sie hatten eine falsche Spur verfolgt. Mänsson sagte auch nichts.
    »Wie sieht er denn aus?« fragte Martin Beck.
    »Böse. Wirklich ganz ungewöhnlich. Jemand hat ihn mit einem Stein, der in einen Strumpf gestopft worden ist, erschlagen und ihm ein altes, schrottreifes Auto als Leichenkiste verpaßt. Nicht einen einzigen Hinweis haben wir in seiner Kleidung oder im Wagen gefunden. Nur die Mordwaffe und zwei Drittel von Olofssons Körper.«
    »Ich komme runter, sobald ich kann. Oder Kollberg. Anschließend wirst du wohl herkommen müssen.«
    »Muß ich wirklich?« fragte Mänsson und seufzte.
    Für ihn war das Venedig des Nordens gleichbedeutend mit dem Vorhof der Hölle.
    »Ja. Das ist ein festgefahrener Fall, schlimmer, als du ahnst.«
    »Na ja«, entgegnete Mänsson leicht gereizt. »Dann sehen wir uns also wieder.«
    Martin Beck legte auf. Blickte Skacke gedankenverloren an und sagte: »Hast gute Arbeit geleistet.«

23
    Am Tag vor der Walpurgisnacht war endlich der Frühling gekommen. Jedenfalls nach Südschweden. Die Morgenmaschine aus Bromma landete planmäßig fünf Minuten vor neun auf Malmös Flughafen Bulltofta, und eine Handvoll Geschäftsleute und ein bleicher Kriminalkommissar, dem der Schweiß auf der Stirn stand, stiegen aus. Martin Beck hatte Schnupfen und Kopfschmerzen und haßte das Fliegen, und die Flüssigkeit, die SAS als Kaffee servierte, war kaum geeignet, seine Stimmung zu heben. Mänsson stand auf der Plattform, groß, selbstsicher, mit breiten Schultern, die Hände in den Manteltaschen vergraben und den ersten Zahnstocher dieses Tages im Mund.
    »Morgen. Du siehst schlecht aus.«
    »Geht mir auch nicht gut. Gibt's hier 'n Klo in der Nähe?«
    Tag und Abend der Walpurgisnacht sind in Schweden wichtige Stunden. Da ziehen sich die Leute zum erstenmal die Frühlingskleider an, lassen sich vollaufen, tanzen und sind fröhlich und freuen sich auf den Sommer. In Skäne blüht es an den Wegrändern, die Zweige werden grün, das Vieh in den ländlichen Gebieten ist bereits auf der Weide, und die Bauern haben die Frühjahrsbestellung beendet. Die Studenten setzen ihre weißen Mützen auf, und die Gewerkschaftsfunktionäre holen die roten Fahnen aus der Mottenkiste und überlegen, wie die zweite Strophe von »Söhne der Arbeit« geht. Bald ist 1. Mai, da muß man wenigstens nach außen hin für kurze Zeit Sozialist sein, und während des symbolischen Demonstrationszuges nehmen sogar die Polizisten Haltung an, wenn das Blasorchester die Internationale anstimmt. Denn die Aufgabe der Polizei ist es, den Verkehr umzuleiten, aufzupassen, daß niemand die amerikanische Flagge anspuckt, und darauf zu achten, daß keiner, der ein wirklich ernsthaftes Anliegen hat, sich unter die Demonstranten mischt.
    Der letzte Apriltag ist ein Tag der Vorbereitungen. Auf den Frühling, die Liebe und politische Kulthandlungen. An diesem Tag kann man fröhlich sein, besonders wenn das Wetter gut ist.
    Martin Beck und Mänsson sahen sich an diesem Tag an, was von Olofsson übriggeblieben war, und gingen ein paarmal um das alte Auto herum,

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