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Alarm in Sköldgatan

Alarm in Sköldgatan

Titel: Alarm in Sköldgatan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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stolze Schweden zogen sich ihre neue Urlaubsgarderobe an und bereiteten sich darauf vor, die kleinen Städte und Dörfer zu erobern. Glänzend blankgeputzte Autos rollten in langen Schlangen die Fernstraßen entlang, an deren Rändern Familien mit Campingmöbeln, Picknickkoffern, Thermoskannen und Lunchpaketen für kurze Zeit Rast machten. Eingehüllt von Staub und Abgasen, lauschten sie den Klängen ihrer Kofferradios, sprachen über die Autos, die vorbeifuhren, bewunderten die verstaubte und verkümmerte Vegetation an der anderen Seite der Fahrbahn und bedauerten die armen Leute, die gezwungen waren, in der Stadt zu bleiben.
    Martin Beck fühlte sich nicht bemitleidenswert. Jedenfalls nicht, weil er im Juli in Stockholm bleiben und arbeiten mußte, ganz im Gegenteil: das war die Jahreszeit, in der er sich in der Stadt am wohlsten fühlte. Schließlich liebte er seine Heimatstadt und freute sich, daß er sich darin bewegen konnte, ohne sich von dem immer intensiver werdenden Verkehr und den Giftgasen, die von den Autos herrührten, bedroht fühlen zu müssen. Er fand es herrlich, an einem Julisonntag durch die menschenleeren, von der Sonne durchglühten Straßen im Stadtzentrum zu wandern oder an einem milden Abend an den Kais entlangzugehen, wo eine leichte Brise den Duft frischen Heus von einer Wiese am Mälarsee oder einen Hauch von Seeluft und den Geruch von Tang draußen vom Schärengarten mit sich brachte.
    Am Dienstag, dem 16. Juli, tat er jedoch keines von beidem, sondern saß in Hemdsärmeln an seinem Schreibtisch draußen in Västberga und litt. Vormittags hatte er die Untersuchung eines Mordfalls abgeschlossen, der ebenso traurig wie sinnlos war. Ein Jugoslawe und ein Finne hatten sich gemeinsam auf einem Campingplatz betrunken. In dem darauffolgenden Streit hatte der Finne den Jugoslawen mit einem Dolch erstochen, umringt von einem Dutzend Zeugen. Es war dem Finnen zwar gelungen, vom Tatort zu flüchten, aber er wurde noch am gleichen Abend in einem leeren Eisenbahnwagen auf dem Hauptbahnhof gestellt. Er hatte ein langes Register von Vorstrafen, sowohl in Finnland als auch in Schweden, und war außerdem illegal eingereist, nachdem man ihn vor vier Wochen für eine Frist von zwei Jahren des Landes verwiesen hatte.
    Danach hatte Martin Beck einige Routinearbeiten erledigt, und jetzt starrte er aus dem Fenster und langweilte sich. Kollberg war immer noch stellvertretender Kriminalkommissar und hatte seinen Arbeitsplatz auf Kungsholmen. Skacke war unterwegs, Martin Beck hatte ihn selbst losgeschickt, wußte aber nicht mehr, wohin. Er hörte Schritte auf dem Flur, Türenschlagen, Schreibmaschinengeklapper und Stimmen aus dem Raum nebenan und überlegte einen Augenblick, ob er hinübergehen und fragen solle, ob jemand auf eine Tasse Kaffee mitkommen wolle, aber dann ließ er es bleiben denn eigentlich hatte er auch dazu keine Lust.
    Martin Beck hob die Schreibtischunterlage hoch und zog einen Merkzettel hervor, den er dort verwahrte. Vor einiger Zeit war ihm aufgefallen, daß sich sein sonst gutes Gedächtnis verschlechtert haben mußte, und er hatte angefangen, vorsorglich Notizen zu machen. Das Dumme an der Sache war nur, daß er das Vorhandensein des Merkzettels vergaß, der dann häufig längere Zeit in seinem Versteck liegenblieb, ohne daß Martin Beck sich seines Vorhandenseins erinnerte.
    Richtig waren auch alle Punkte bis auf zwei erledigt, ohne daß er hätte nachsehen müssen. Er nahm einen Kugelschreiber und strich diese durch. Dabei versuchte er dahinterzukommen, was der Name, der als Punkt eins auf der Liste stand, zu bedeuten hatte. Ernst Sigurd Karlsson.
    Ganz unten stand Zachrisson. Zachrisson war jedenfalls Polizist, und Martin Beck hatte ihn um einen genauen Bericht über Malms Tagesablauf bitten wollen, in der Zeit, während er beschattet wurde. Die anderen, die ebenfalls mit der Beobachtung beauftragt worden waren, hatten schon jede Einzelheit gemeldet; Zachrisson dagegen war nur in aller Eile kurz nach dem Brand befragt worden. Und jetzt war er auf Urlaub gefahren.
    Martin Beck steckte sich eine Florida an, lehnte sich zurück und ließ den Rauch senkrecht zur Zimmerdecke aufsteigen.
    »Ernst Sigurd Karlsson«, sprach er halblaut vor sich hin. In derselben Sekunde fiel ihm ein, wer das gewesen war. Ein ihm unbekannter Mann, der seinen, Martin Becks, Namen auf einen Block geschrieben hatte, ehe er sich erschoß. Martin Beck hatte immer noch nicht erfahren, warum. An und für sich war es

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