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Alarmstufe Blond

Alarmstufe Blond

Titel: Alarmstufe Blond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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angekommen.
    »Da sind wir«, sagte ich leichthin und versuchte, locker und witzig zu klingen. »Ich werde mir Mühe geben, den Rest des Tages unfallfrei zu überstehen.«
    Er runzelte die Stirn, während er mich ansah. »Schonen Sie sich noch ein bisschen. Keine Mülltonnen raufklettern, keine Dachbodenräumaktionen, keine Matratzenrutschpartie.«
    Ich jaulte innerlich auf beim Gedanken an meinen ersten ungeschickten Unfall in diesem Dorf. Blieb hier denn wirklich nichts verborgen? Dann nickte ich. »Mach ich, Herr Doktor. Ich hoffe, wir sehen uns nie wieder.« Das klang nicht gut, gar nicht gut. »Ich meine, nicht in Ihrer Praxis als blutender Notfall oder auf der Polizeistation«, fügte ich schnell hinzu.
    Er schmunzelte. »Das hoffe ich auch.«
    Dann stieg ich aus. Er wendete und fuhr zurück, während ich ihm einen Moment hinterher sah. Nur mit Mühe konnte ich meine Hand daran hindern zu winken. Dann ging ich ins Haus und blieb kurz in der Diele stehen. Irgendwie wirkte das Haus auf einmal einladender, nachdem ich wusste, dass er hier mal gewohnt hatte. Und ein bisschen sexy. Ich spürte ein leichtes Kribbeln in meiner Magengegend bei dem Gedanken an ihn in diesen Räumen. Was hatte er hier gemacht? Geschlafen und gegessen wie alle anderen Menschen auch? Vermutlich.
    Ich sog tief die Luft ein, um zu testen, ob ich vielleicht noch seinen Duft wahrnehmen konnte. Doch da war nichts. Es roch nur etwas muffig und auf jeden Fall staubig.
    Schließlich löste ich mich von meinem Standort und ging mit zügigen Schritten hinauf auf den Dachboden, wo ich mir noch einmal das Bild ansah. Die beiden sahen so glücklich aus, ein Herz und eine Seele. Nicht nur, dass er bei einer so schönen Ehefrau niemals Gefallen an mir finden würde, ich durfte auch niemals eine so glückliche Ehe auseinanderbringen.
    Schweren Herzens packte ich das Foto in den Karton, nahm sowohl Kiste als auch Koffer und brachte beides runter in den Müll.

TAG 3
    5. Juli, noch 12 Tage bis zum Erstschlag
     
     
    »Das Landleben erinnert zeitweise an einen Gefängnisaufenthalt. Wer schon einmal eingesessen hat, weiß, wovon ich schreibe. Jeder Schritt wird überwacht, jede unüberlegte Bewegung hat schwerwiegende Konsequenzen. Der Nachbar, der mit Sicherheit selbst einige Leichen im Keller hat, wird zum obergenauen Aufseher, wenn man ihm nur die Möglichkeit gibt, jemand anschwärzen zu können. ›Das Experiment‹ als gelebte Realität.«
    Ich lehnte mich unsicher auf dem Stuhl zurück. Die ersten Sätze meines Artikels würden mit Sicherheit noch nicht für den Pulitzerpreis nominiert. Den Laptop hatte ich in Ermangelung eines Tisches auf die Fensterbank gestellt, vom Nordfenster der Küche wohlgemerkt, damit mich die Morgensonne nicht blendete. Den einzigen Stuhl schleppte ich von Zimmer zu Zimmer, je nachdem, wo ich ihn gerade brauchte.
    Der Nachteil des Nordfensters bestand darin, dass ich direkten Blick auf die Straße vor dem Haus hatte. Das war extrem irritierend, weil nur sehr selten ein Auto vorübergefahren oder jemand geradelt kam, so dass ich jedes Mal aus meiner Konzentration gerissen wurde, wenn es doch passierte. Ich gebe es nur ungern zu, aber ich fing sogar an zu glotzen und nach dem Nummernschild zu schauen, wenn ein Wagen vorüberbrauste. Vorher hatte es mich nie gestört, wenn kilometerlange Schlangen von Autos an meinem Fenster vorbeizogen, hupten und andere Geräusche verursachten. Doch nun brachte mich schon eine Katze, die plötzlich lautlos die Straße kreuzte, völlig aus dem Konzept. Für ein paar Minuten hatte ich das Westfenster als Arbeitsfenster in Erwägung gezogen, doch das besaß den direkten Blick zum Kuhstall, und ich hatte Bedenken, dass das Schwanzwedeln der Tiere und die ruhige Drehung der Melkanlage mich noch mehr ablenken würden als der nicht vorhandene Verkehr auf der Dorfstraße.
    Erneute starrte ich auf meinen Text. Drei Stunden am Computer und nur vier Sätze geschafft. Das konnte so nicht weitergehen. Gestern hatte ich nur zwei Sätze zustande gebracht. Da gab es allerdings einen guten Grund für mein Versagen: Meine Gedanken waren ständig zu Dr. Diercksen gewandert, zu seinen charmanten Lachfältchen und dem besorgten Blick, bis sie an seinem harmonischen Mittagstisch hängenblieben und abbrachen. Die Pause nutzend schrieb ich ein paar Worte, doch dann begann alles von vorne. Es war eine Endlosschleife. Und am Ende des Tages löschte ich die beiden Sätze, die dabei herausgekommen waren.
    Aber

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