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Alarmstufe Blond

Alarmstufe Blond

Titel: Alarmstufe Blond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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nicht haben will, wie es aussieht. Der andere will mich ganz offensichtlich haben, aber den möchte ich nicht, denke ich.«
    Er seufzte. »Das alte Lied.«
    »Ja, das alte Lied.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich hätte gedacht, du kannst das besser.«
    »Offensichtlich nicht.«
    »Hast du in der Stadt keinen Mann, der dich liebt?«
    Jetzt schüttelte ich den Kopf. »Nein, da ist niemand.«
    »So ein hübsches Mädchen wie du, das ist nicht normal.«
    Ich verzog den Mund. »Das hat nichts mit meinem Äußeren zu tun, sondern damit, dass die Männer dort nicht attraktiv oder interessant genug sind.«
    »Vielleicht findest du sie nicht attraktiv oder interessant, weil du am falschen Platz bist.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Wenn dein Herz nichts finden will, gehst du leer aus.«
    Ich seufzte leise. Das war mir zu viel Weisheit zu so später Stunde. »Und was soll ich tun?« Ich brauchte klare Anweisungen.
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich bin mir sicher, dass du das regeln kannst. Ich will jetzt nicht wieder mit dem Spruch kommen, dass du auf dein Herz hören sollst, das macht ihr jungen Frauen heutzutage schon ganz richtig. Aber ich kann dir sagen, dass du niemals aufgeben darfst. Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist. Endgültig.«
    Ich nickte. Ich wusste allerdings immer noch nicht, was er mir damit sagen wollte. »Wie meinen Sie das?«
    Er hustete ein wenig. »Es geht immer weiter, selbst wenn du denkst, das ist das Ende. Es gibt immer Hoffnung, bis zum Schluss. Es ist erst vorbei, wenn du im Grab liegst. Dann aber wirklich. Doch vorher musst du kämpfen.«
    Ich lächelte. Damit hatte er wirklich Recht.
    »Danke«, sagte ich.
    »Gern geschehen.« Er hustete erneut. »Und wenn du das mit den Männern geklärt hast, gehen wir zusammen ins Konzert.«
    »Das machen wir!«, nickte ich zustimmend. »Ganz bestimmt. Doch jetzt muss ich erst einmal ins Bett. Gute Nacht.«
    Ich wandte mich zum Gehen.
    »Gute Nacht«, sagte er. Ich glaube, er sah mir noch lange nach, auch als ich längst schon im Haus verschwunden war.

TAG 14
    16. Juli, noch 1 Tag bis zum Erstschlag
     
     
    Ich wurde durch ungewöhnlich viel Verkehr auf der Straße geweckt. Es war noch früh, die Sonne hatte gerade erst die Pappeln über den Feldern erreicht und schien warm und golden durch die Blätter. Mehrere Wagen standen vor dem Grundstück der Nachbarn, einer davon war der von Doktor Diercksen. Mein Herz setzte einen Schlag lang aus und ich kontrollierte eilig das Haus, ob er vielleicht erneut etwas hiergelassen hatte, aber da war natürlich nichts. Sein Besuch galt nicht mir. Noch im Schlafanzug hing ich meinen Kopf zum Fenster hinaus.
    »Was ist denn los?«, rief ich einem Mann in einem schwarzen Anzug zu, der wie ein FBI-Agent aussah, nur dass er keinen Knopf im Ohr hatte.
    »Herr Albert Norden ist heute Nacht verstorben«, sagte er mit Grabesstimme. Er war kein FBI-Agent, er war ein Bestatter.
    »Albert ist tot?« Ich konnte es nicht fassen. Ich hatte doch noch vor wenigen Stunden mit ihm gesprochen! Er hatte quicklebendig am Zaun gestanden, mir Ratschläge gegeben und im Scherz gedroht, meine Männer zu verprügeln.
    Wie vor den Kopf geschlagen trat ich aus dem Haus und ging zu meiner Nachbarin hinüber, dass ich nur meinen Schlafanzug trug, war mir dabei völlig aus dem Bewusstsein gerückt.
    Emma-Louise stand in der Küche, die Augen rot verweint, ein Taschentuch in der Hand. Doktor Diercksen reichte ihr gerade etwas zu trinken und eine Tablette. Mein Herz begann, eine Spur schneller zu schlagen, als ich ihn sah, aber ich unterdrückte den Wunsch, ihm entgegenzueilen.
    Er sah verwundert auf, ein kurzes Zucken umspielte seinen Mund, als er mich erblickte. Dann wandte er sich von der Trauernden ab und ging aus der Küche. Als er an mir vorüberlief, nickte er kurz. Das war alles.
    »Ich habe es gerade gehört, es tut mir sehr leid«, sagte ich zu Emma-Louise, während ich mich mit einem Kloß im Hals zu ihr gesellte und sanft über ihren Rücken strich. Meine Herzensangelegenheiten waren definitiv zweitrangig. Hier ging es um sie und ihren Verlust.
    Sie nickte, bevor sie die Tablette schluckte und mit einem Schluck Wasser hinunter spülte.
    »Er sei einfach eingeschlafen, sagt Leo. Einfach so. Einen schöneren Tod kann man sich nicht wünschen.« Sie schluchzte auf.
    Ich nahm sie in den Arm. Ein paar Tränen durchnässten mein Schlafanzugoberteil.
    »Er war ein toller Mann«, sagte ich und drückte sie fest.
    »Er war oft eine Nervensäge,

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