Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alarmstufe Blond

Alarmstufe Blond

Titel: Alarmstufe Blond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
Vom Netzwerk:
Mein Gesicht war jetzt auf seiner Höhe, nur wenige Zentimeter von ihm entfernt. »Ich werde mich an dich erinnern, an alles«, sagte ich, »an jeden Augenblick. Wenn der attraktivste Mann, den ich je in meinem Leben gesehen habe, in meinem Schlafzimmer sitzt, werde ich es bis zu meinem Lebensende nicht vergessen.« Genau genommen war es nicht mein Schlafzimmer, aber wer wird in einer solchen Situation schon auf solche Feinheiten achten?
    Er runzelte die Stirn, als würde er mir nicht glauben. »Und was ist mit Carl?«
    Ich zog überlegen eine Augenbraue nach oben. »Bist du etwa eifersüchtig?«
    Er sah mich mit einem so verletzlichen, aber auch liebevollen Blick an, dass mein Herz dahinschmolz. In diesem Moment hätte ich alles für ihn getan. Und der Wodka auch.
    Doch er nickte nur. »Du musst jetzt schlafen.«
    »Gleich. Warte.«
    »Worauf?«
    »Darauf.«
    Ich küsste ihn. Es musste diese teuflische Mischung aus Betäubungsspritze und Wodka gewesen sein, die mein Blut durcheinanderwirbelte und mir diesen Mut verlieh. Ich näherte meine Lippen den seinen und küsste ihn einfach. Und ich schwöre euch, er küsste mich zurück.
    Seine Lippen waren so weich und hart, sanft und fest, er schmeckte frisch und unglaublich männlich. Ich hätte am liebsten nie wieder aufgehört, ihn zu küssen. Aber eine gefühlte Ewigkeit später löste ich mich von ihm. Seine Hand strich zärtlich über meine Wange, danach fiel ich einfach um und war noch im Fallen eingeschlafen.

TAG 13
    15. Juli, noch 2 Tage bis zum Erstschlag
     
     
    Der Morgen war grausam. Ich wachte mit einem solchen mächtigen Kater auf, dass ich kaum geradeaus gehen konnte. Mein Schädel dröhnte, das Licht schien mir viel zu grell, jedes Zwitschern im Garten brachte mich an die Grenzen meiner Leidensfähigkeit. Als ich die leere Flasche Wodka auf dem Schlafzimmerboden sah, wusste ich auch, warum ich so verkatert war. Als ich mich danach auf den Stuhl in der Küche setzen wollte, fiel mir auch schmerzhaft wieder ein, warum ich den Alkohol getrunken hatte. Mühsam stand ich auf und betrachtete meine Rückseite im Spiegel. Die drei Wunden sahen schon besser aus, schmerzten aber immer noch stark. Direkt neben der größten Verletzung entdeckte ich außerdem einen winzigen roten Punkt wie von einem Nadelstich, konnte mir aber keinen Reim darauf machen. Vielleicht hatte mich da ein Grashalm gepiekst oder eine Mücke gestochen.
    Langsam schleppte ich mich zurück ins Schlafzimmer und zog mich an. Als ich meine Hose vorsichtig über die Wunde am Po schieben wollte, hielt ich mitten in der Bewegung inne, denn am Kopfende meiner Matratze stand noch etwas, ein kleines Fläschchen, das mir fremd schien. Ich nahm es hoch. Hustenstiller. Daneben lagen Schmerztabletten. Wie kamen denn die….
    Auf einmal hatte ich das Gefühl, als würde ein Gedanke durch meinen Kopf schießen, schnell wie der Blitz, und genauso schnell wieder verschwinden. Wie bei einem Déjà-vu. Ich konnte ihn nicht festhalten, um ihn zu fragen, was er mir sagen wollte. Es hatte irgendetwas mit diesem Hustenstiller zu tun.
    In diesem Moment fragte ich mich ernsthaft, wo das Fläschchen und die Packung Tabletten hergekommen waren, denn ich hatte sie definitiv nicht gekauft. Auch Carl hatte sie nicht mitgebracht. Waren meine Nachbarn hier gewesen? Oder etwa Doktor Diercksen? Bei diesem Gedanken schoss wieder dieser Blitz durch mein Hirn und verglühte wie ein Meteorit in der Atmosphäre meiner Gedankenwelt. Was war gestern hier passiert?
    Ich konnte mich an nichts erinnern. Ich hatte die erste Wodkaflasche aufgemacht und davon getrunken, danach war alles blank.
    Müde schlurfte ich in die Küche und sah die zweite Wodkaflasche, die irgendjemand – oder ich – dorthin gestellt haben musste. Ich hätte mich an dieser Stelle eigentlich um das Frühstück kümmern sollen. Aber ich tat es nicht. Ich übergab mich stattdessen in die Spüle.
     
    Am Nachmittag ging es mir körperlich etwas besser, meine seelische Gesundheit war allerdings eine andere Sache. Im Laufe des Vormittags kehrten dann nach und nach winzige Bruchstücke meiner Erinnerung zurück, allerdings wusste ich nicht, wie ernst ich sie nehmen konnte, ob sie real waren oder ich sie nur geträumt hatte. Zum Beispiel glaubte ich mich zu erinnern, dass ich Doktor Diercksen geküsst hatte, aber das konnte ja unmöglich wirklich gewesen sein, denn das hätte 1. ich nie getan, 2. er nie zugelassen.
    Eine irrationale Panik durchflutete mich auf einmal. Es

Weitere Kostenlose Bücher