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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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waren auf das Wesen in der Mitte des Raums gerichtet, das halb im Schlamm versunken war.
    Nackt kauernd, wie ein Giftpilz, der in einem schwarzen Keller gedieh, befand sich der Gegenstand ihrer Begierde vor ihnen. Sein gedrungener Körper war wie ein von einem grausamen Künstler geformter Klumpen, ein Gebilde, das nur entfernt Ähnlichkeit mit einem Torso samt Gliedmaßen hatte. Eine Hakennase tropfte wie geschmolzenes Wachs über die feisten Lippen, und schwarze Augen waren tief in die Flächen seines Gesichts eingesunken. Vor seinem Bauch schwebte eine sich drehende Kugel aus Schwarzstein, brennend von uralten Erinnerungen des blutgetränkten Rash’amon. Die zerfurchten Züge ihres kahlen Meisters schimmerten im Blutfeuer der Kugel.
    Er war der Sucher, derjenige, der die Zwillinge vor fünf Wintern entdeckt und ihnen die Gabe der Meute beschert hatte als Belohnung dafür, dass sie ihre Dienste dem Schwarzen Herzen gelobt hatten.
    Mykoff und Riemer fielen in dem tiefen Schlamm auf die Knie und rissen sich die seidenen Gewänder vom Leib. Ihre Zwillingsgesichter verzerrten sich in ekstatischen Krämpfen und wilder Verzückung. In ihren üblicherweise nichts sagenden Gesichtern wüteten jetzt Stürme bösartiger Empfindungen.
    Sie verneigten sich vor ihrem Götzen, tauchten die Gesichter in den Schmutz und zeigten so ihre Treue gegenüber Meister Torring, dem letzten der grausamen Zwergenherrscher.
     
    Er’ril nahm das letzte Jongliermesser und führte die Klinge an den Schleifstein. Er stand am dunklen Eingang des Lagerschuppens, wo Elena und Mikela sich aneinander schmiegten. Er war von der großen Schwertkämpferin weggescheucht worden, als sie das Mädchen untersuchte. Anscheinend wusste sie mehr als er darüber, was Elena widerfahren war, deshalb ließ er sich fürs Erste ihre Befehle gefallen.
    Um Er’ril herum waren die anderen Mitglieder der Truppe eifrig beschäftigt, da der Zirkus für heute geschlossen wurde: Die Requisiten mussten weggeräumt, Meriks Spatzen gefüttert und eingesperrt, ihre Ecke des Marktplatzes gefegt werden. Seitlich der Bühne brummte Kral vor sich hin, während er mit den Vorhängen rang, um sie wieder im Wagen zu verstauen. Der Abendhimmel kündigte Regen an, und der gesamte Zirkus musste verpackt werden. Nur die Bretterbühne würde auf dem Platz bleiben, weil der Abbau zu viel Arbeit bedeuten würde.
    Sie hatten eine hohe Gebühr dafür zahlen müssen, dass die Bühne stehen bleiben durfte, aber Er’ril war es zumindest gelungen, bei dem Handel herauszuschlagen, dass auch die Unterbringung ihres Wagens und ihrer Vorräte im nahe gelegenen Lagerschuppen im Preis enthalten war. Die Truppe selbst war in einem kleinen Gasthaus an der Nordseite des Platzes einquartiert, dem ›Gemalten Pferdchen‹. Es war eine schäbige Absteige, aber Er’ril wusste, je weniger sie für ihren Lebensunterhalt ausgaben, desto früher hätten sie genügend Geld zusammen, um die Schiffsreise hinunter zur Küstenstadt Landende bezahlen zu können.
    Während die anderen mit ihrer Arbeit beschäftigt waren, schärfte Er’ril sein Messer, indem er es mit schnellen Strichen über den Schleifstein zog, doch seine Gedanken waren nicht bei der Sache. Sein Blick haftete auf Elena und Mikela. Nachdem sie das Mädchen für verhext erklärt hatte, hatte sich die Frau geweigert, noch irgendetwas zu sagen, ohne zuvor Elena bezüglich des seltsamen Jungen, der sich ihr in den Weg gestellt hatte, befragt zu haben.
    Während Er’ril die beiden beobachtete, zogen die abendliche Düsternis und der Nebel vom Fluss herauf. Er schob den Schleifstein beiseite, zufrieden mit der Schärfe der Messerschneide. Als das Kratzen von Metall auf Stein endlich aufgehört hatte, drangen ihre Stimmen bis zu ihm.
    »Ist das die Stelle, wo der Junge erschienen ist?« wollte Mikela wissen. »Dieser Eingang?«
    Elena nickte. »Ich dachte, er hätte sich verlaufen.«
    Während er lauschte, polierte Er’ril sein Messer mit Öl auf Hochglanz und verstaute es dann bei den anderen sechs Dolchen in der Holzkiste. Die Griffe waren verschrammt und eingekerbt vom langen Gebrauch, aber die Klingen waren glänzend und sauber, als ob sie gerade erst geschmiedet worden wären. Er wusste, wie wichtig gepflegte Waffen waren.
    Schließlich richtete sich Mikela in dem Eingang auf, eine Bewegung, die Er’ril aufmerken ließ. »Ein verirrter Junge - das sieht ihr ähnlich.«
    »Wem?« fragte Elena.
    Mikela antwortete nicht. Sie ließ lediglich mit

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