Alasea 02 - Das Buch des Sturms
sich erinnerte. »Aufgrund meiner Fähigkeiten führte mich Fila in die Schwesternschaft ein und lehrte mich, meine Magik zu gebrauchen. Sie wusste, es würde eine Zeit kommen, da die Elementargeister eine Rolle spielen würden, entweder bei der Errettung oder bei der Verdammung unseres Landes. Einst sagte sie mir: ›Die Hexe ist der Schlüssel, aber die Elementargeister sind das Medaillon, in dem der Schlüssel sicher verwahrt ist.‹ Fila gab meinem Leben einen Sinn.«
»Und wie solltest du dich nach Tante Filas Wunsch verhalten?«
Mikela antwortete, hielt den Blick dabei jedoch auf Er’ril gerichtet. »In meiner Eigenschaft als Sucherin sollte ich durch Alasea reisen, um all jene zu finden, die mit Elementarkräften gesegnet waren, und sie zu warnen.«
»Warnen wovor?« fragte Er’ril mürrisch.
»Sie zu warnen, dass ich nicht die einzige Sucherin im Land bin.« Sie ließ die Worte auf ihre Zuhörer einwirken, bevor sie fortfuhr. »Der Herr der Gul’gotha-Horden hat seine eigenen Sucher rekrutiert. Auch sie durchstöbern das Land auf der Suche nach jungen Elementargeistern. Während ich nur warnte, plünderten sie. Versehen mit den Werkzeugen des Herrn der Dunklen Mächte, konnten seine Sucher die Gabe, mit denen diese jungen Leute gesegnet waren, verderben und sie zwingen, sich der schwarzen Armee anzuschließen, einer Legion der übelsten schwarzen Magik.«
Er’rils Augen weiteten sich immer mehr, während er ihre Geschichte anhörte. Er dachte an Vira’nis mitternachtschwarzes Haar und ihre glatte Haut. Bei der Erinnerung verfinsterte sich sein Gesicht noch mehr. Er bemerkte das Entsetzen des Wiedererkennens auch in den Augen der anderen. »Ich glaube …«, murmelte er. »Ich glaube, wir sind bereits einem dieser verderbten Elementargeister begegnet.«
Jetzt zeigte sich Mikela ihrerseits überrascht. »Ihr hattet es mit einem Mitglied der Schreckensarmee zu tun und habt überlebt?«
»Mit Mühe und Not«, erwiderte Elena leise.
»Welchen Nutzen hatten deine Warnungen?« fragte Er’ril, der sich plötzlich ereiferte. »Sobald diese Elementargeister geschnappt werden, können sie dem Herrn der Dunklen Mächte ja nicht widerstehen.«
Mikela griff in eine Tasche. »Doch, es gibt eine Möglichkeit, sich der verderblichen Berührung durch Gul’gotha zu widersetzen.« Sie brachte einen als kleines Fläschchen geschliffenen Jadeanhänger zum Vorschein.
Elena richtete sich auf dem Bett auf. »Das gleicht genau dem Fläschchen, das mir Onkel Bol gegeben hat, damit ich mit Tante Filas Geist reden kann.«
Bei ihren Worten runzelte Mikela die Stirn. Die Frau verstand offenbar nicht, was Elena meinte. »Ich habe es von deiner Tante Fila bekommen«, gab sie zu. »Ein Mitglied der Schwesternschaft war eine Meisterin der Jadeverarbeitung. Auf meinen Reisen habe ich diese Fläschchen den Elementargeistern gegeben, die ich ausfindig gemacht habe. Bei einer Begegnung mit dem Bösen verhindert das Schlucken des Inhalts eines solchen Fläschchens, dass man der schwarzen Magik zum Opfer fällt.«
»Es gibt also eine Möglichkeit, der Verderbnis zu entgehen«, sagte Er’ril. Diese Enthüllung schmerzte ihn. Wenn doch Vira’ni nur dieser Frau begegnet wäre …
Elenas Gesicht hatte sich aufgehellt. »Enthält das Fläschchen irgendein Magik-Elixier?«
»Das habe ich immer behauptet«, antwortete Mikela. Zum ersten Mal senkte sie den Blick zu Boden. »Aber ich habe gelogen. Die Fläschchen enthalten nichts anderes als Gift.«
Ein entsetztes Raunen breitete sich im Zimmer aus.
Mikela fuhr fort. »Der Tod ist das einzige Mittel, um zu verhindern, dass die Verderbnis einen heimsucht. Nach Einschätzung der Schwesternschaft ist es besser, zu sterben, als ein seelenloses Geschöpf des Herrn der Dunklen Mächte zu werden. Sobald man einmal besessen ist, gibt es keinen Weg zurück.« Mikela hielt in ihrer Rede inne und holte tief Luft. »Wir konnten jedoch nicht mit Sicherheit davon ausgehen, dass diese selbstlose Entscheidung von allen getroffen wurde. Deshalb habe ich sowohl das Gift verteilt als auch die Lügen verbreitet, um kein Risiko einzugehen.«
Mikela hob den Blick, dann senkte sie ihn schnell wieder. Offenbar war allen das Entsetzen ins Gesicht geschrieben.
Mogwied ergriff das Wort, und seine Stimme klang fassungslos. »Du hast zum Töten beigetragen.«
Die Schwertkämpferin hob den Kopf und sah jeden der Anwesenden einzeln an. In ihren Augen schimmerten Tränen, ihre Stimme klang gepresst. »Urteilt
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