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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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leicht geneigtem Kopf den Blick über den Platz schweifen, als ob sie auf einen Laut horchte, den nur ihre Ohren hören konnten.
    Verärgert und argwöhnisch klappte Er’ril seine Holzkiste zu und ging zu ihnen hinüber. »Ich habe gehört, was ihr gesprochen habt«, sagte er. »Hast du einen ernsthaften Verdacht, wer hinter dem Angriff auf Elena stecken könnte?«
    Die große Frau sah ihn nur mürrisch an und bedeutete ihm mit einer Handbewegung zu schweigen.
    Er’ril fuhr fort: »Was hast du gemeint mit der Aussage, Elena sei verhext.«
    Mikela schwieg weiterhin, immer noch lauschend, dann schüttelte sie den Kopf. Sie sprach langsam mit Er’ril, als ob sie es mit einem Schwachkopf zu tun hätte. »Verhext - das heißt, dass eine Hexe sie mit ihrem Bann belegt hat.«
    Die Spannung zwischen ihnen verdichtete sich wie Nebel.
    Elena sprach in das angespannte Schweigen hinein. »Aber ich dachte, ich bin die einzige Hexe.«
    Mikela lächelte sie an. »Wer hat dir das denn gesagt?«
    Elena warf einen Blick zu Er’ril.
    »Männer!« schimpfte die Frau und verdrehte die Augen gen Himmel. »Mir scheint, ich bin gerade rechtzeitig gekommen.« Sie seufzte, dann fuhr sie fort: »Elena, du bist die einzige wahre Bluthexe. Aber ein paar Frauen, die eine starke Elementarmagik in sich bergen, haben sich zu Landhexen, Meerhexen, Waldhexen oder Wasserhexen erklärt. Ich glaube, es war eine dieser Landhexen, die dir das zugefügt hat.«
    »Wer?«
    »Ich hab einen Verdacht, aber der muss erst noch durch weitere Erkundigungen erhärtet werden.«
    Inzwischen waren Merik und Ferndal näher gekommen. Offenbar hatten die beiden Mikelas Worte ebenfalls mitgehört. Der Wolf schnupperte an Elenas Hand.
    Er’ril blickte zu den Straßen ringsum, um zu sehen, wer außer ihnen sonst noch mitgehört haben könnte. Der Platz war leer bis auf ein paar abendliche Bummler. Zum Glück trieb der drohende Regen auch diese zur Eile an, damit sie ihre letzten Besorgungen erledigt hätten, bevor das Unwetter einsetzen würde. Niemand beachtete die Zirkustruppe.
    Der Elv’e, der nun neben ihm stand, fragte: »Glaubst du, der Herr der Dunklen Mächte hat etwas damit zu tun?«
    »Nein, ich spüre keinen Hauch von Verderbnis in dieser Magik.« Aber Mikela wirkte nach wie vor geistesabwesend, ihre Augen waren zusammengekniffen.
    Die Nervosität der Frau griff auf Er’ril über. Er sah sich lauernd auf dem Platz um. »Vielleicht wäre es am besten, wir würden diese Unterhaltung im Gasthaus fortsetzen«, schlug er schließlich vor.
    Mikela nickte. »Die ersten klugen Worte, die ich aus deinem Mund gehört habe, Er’ril.«
    Als der Zirkuswagen für die Nacht verschlossen war, zogen Kral und Tol’chuk ihn durch die scheunentorgroße Öffnung ins Innere des aus Holzbalken gebauten Lagerschuppens. An der Wand standen zwei Feldbetten. Tol’chuk und Ferndal hatten die letzten Nächte in dem Lagerschuppen verbracht, einerseits, um ihr Hab und Gut zu bewachen, und andererseits, um zu verhindern, dass argwöhnische Stadtbewohner sich über den Og’er und den Baumwolf das Maul zerrissen.
    Tol’chuk maulte zunächst ein bisschen, weil er aus dem Gespräch ausgeschlossen sein würde, doch zwischen ihm und Ferndal fand ein schweigender Austausch statt, woraufhin er verstummte. Mikela legte ihrem Sohn die Hand auf den Arm. »Wir unterhalten uns demnächst«, sagte sie.
    Tol’chuk erwiderte nichts. Er wandte sich einfach ab und entfernte sich, um sich um die Pferde zu kümmern. Die Reittiere der Truppe waren ebenfalls im Lagerschuppen untergebracht, das heißt in einem kleinen Hof hinter dem gedrungenen Gebäude, der als Pferch diente. Es war billiger, wenn sie ihre Pferde selbst versorgten und tränkten, statt zusätzlich für die Unterbringung im Stall des Gasthauses zu zahlen. Außerdem strotzte das ›Bemalte Pferdchen‹ vor Dreck, und Ratten von der Größe kleiner Hunde wühlten im schmutzigen Heu des Stalles.
    Natürlich waren ihre eigenen Zimmer in dem Gasthaus auch nicht viel besser. Die Räume waren klein, dunkel und stanken nach dem Fisch, der ständig in der Küche gebraten wurde. Da die Stadt am Fluss lag, waren Schlickdorsch und Schlammfisch die Hauptgerichte auf dem Speiseplan der Wirtschaft, und Abwechslung war ein Wort, das dem Koch wohl unbekannt war.
    Nachdem der Wagen sicher untergebracht war, ging Er’ril mit den anderen zum Gasthaus.
    Als sie in die voll besetzte Gaststube des ›Bemalten Pferdchens‹ traten, äußerte Mikela ihre

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