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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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liegen, ein rauchender Haufen aus Knochen und verbranntem Fell.
    Die anderen Ratten nahmen keine Notiz von ihrem Gefährten. Sie stemmten die Krallen tief in den festgestampften Lehmboden, um sich dem Sturm des Elv’en zu widersetzen. Obwohl sie nicht weggeblasen wurden, konnten sie zumindest ihren Vormarsch nicht fortsetzen.
    Sie befanden sich in einer Sackgasse.
    Die Nasen aller Ratten hoben sich gleichzeitig, als wollten sie in den Elementarwind schnuppern. Ihre Blicke waren begehrlich auf Kral und Merik gerichtet.
    »Vorsicht!« zischte Merik. Dem Elv’en stand der Schweiß auf der Stirn. Wie lange konnte er das noch durchhalten? Vor ihm hatten sich die vom Wind angefachten Flammen an der Wand hochgefressen und züngelten bereits bis zu den Deckenbalken. Die Hitze schlug ihm jetzt so glühend wie aus einem offenen Herd ins Gesicht. Wie lange würde es noch dauern, bis der Lagerschuppen zu einer brennenden Ruine zusammenbrechen würde?
    »Ich will versuchen, Tol’chuk und Ferndal von ihnen wegzuziehen«, sagte Kral, wobei er die Axt in seinen Gürtel steckte. »Halte sie auf!«
    »Sei vorsichtig, Mann aus den Bergen! Ich habe das Gefühl, dass sie sich ihre Beute nicht so leicht nehmen lassen.«
    Kral ging gebückt voran. Der Wind, der ihm in den Rücken wehte, drohte ihn nach vorn zu werfen, in die Reihe der Ratten. Schritt für Schritt durchquerte er den Schuppen zu dem Og’er und dem Wolf. Als er nahe genug war, sah er, dass seine Gefährten noch atmeten. Eine Flut der Erleichterung durchbrach seine Konzentration. Er rutschte auf den Absätzen aus, der Wind packte ihn und warf ihn auf die Knie.
    Kral brummte etwas in seinen Bart und richtete sich wieder auf. Er hielt den Blick von den Ratten abgewandt und starrte Tol’chuks Klauenfuß an. Nur noch ein kleines Stückchen!
    Drei Schritte weiter, dann war er nahe genug. Er streckte den Arm aus. Genau in dem Augenblick, als er den Fuß des Og’ers berührte, erstarb der Wind. Da er plötzlich nicht mehr von hinten abgestützt wurde, fiel Kral auf sein Hinterteil. Blitzschnell drehte er sich um.
    Der Elv’e stand da und starrte zurück zu der Tür, durch die sie hereingekommen waren. Sie hatten Mogwied am Eingang zurückgelassen, damit er ihren Rückzug sicherte, aber von dem Gestaltwandler war nichts zu sehen. Stattdessen ergoss sich ein Strom von Rattendämonen durch die Öffnung.
    Kral und Merik waren eingekesselt.
    Merik bemühte sich, die Arme zu heben, aber er war im Bann der Rattendämonen gefangen. Er wich einen Schritt zurück, dann fiel er auf die Knie. »Flieh!« rief er Kral im Stürzen zu. »Hüte dich vor ihren Augen!« Der Elv’e brach am Boden zusammen.
    Asche regnete von den brennenden Deckenbalken herab. Nun, da Meriks Wind den Rauch nicht mehr wegwehte, hing er erstickend dicht im Lagerschuppen. Mit brennenden Augen rappelte Kral sich auf. Er würde seine Freunde nicht einfach hier liegen lassen!
    Hufgetrappel ganz in der Nähe erschreckte ihn. Er sprang zur Seite, als die verängstigte Stute des Mädchens aus dem Schatten hervorstürmte und durch die Rattenmeute, die zwischen ihr und dem Ausgang stand, hindurchpreschte. Eine ihrer eisenbeschlagenen Hufe zerquetschte auf dem Weg durch die Tür eine Ratte zu einem ekelhaften Brei.
    Das Pferd verschwand in die neblige Nacht.
    Plötzlich krachte ein Balken von der Decke, eingehüllt in Ascheregen; das lenkte Kral ab, und er beging den Fehler, nach oben zu blicken.
    An einem der unversehrten Deckenbalken hing eine riesige Ratte. Ihre roten Augen versenkten sich in die seinen. Kral konnte den Blick nicht abwenden. In seinem Geist wurden die roten Augen größer und immer größer, bis er nichts mehr sah als nur noch das Blutfeuer, in dem dieses Geschöpf erstrahlte. In seinen Ohren hallten die Schreie von Sterbenden wider, die darum flehten, von ihrer Todespein erlöst zu werden. Der Tod bot die einzige Möglichkeit eines Entkommens. Es war ein Gesang der Verzweiflung, und er wand sich um Krals Herz.
    Nein!
    Kral wehrte sich. Das Granitgestein seiner Bergheimat härtete sein Herz. Seine Magik kämpfte gegen die Verzweiflung an, die der Gesang ihm einflößte. Dennoch ließen seine Kräfte nach. Kral fiel auf die Knie.
    Vor seinem geistigen Auge sah er einen uralten Turm, belagert von Zwergenarmeen. Er sah blutbefleckte Steine im roten Schein der Belagerungsfeuer.
    Kral hielt sich die Hände über die Ohren, doch er konnte die Schreie nicht dämpfen. Er sah, wie die Turmwachen niedergemetzelt

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