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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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vertrieben und ihre angestammte Bergwelt für immer zerstört und verwüstet, sodass sie bis in alle Ewigkeit ihr Dasein als Nomaden im Gebiet der Menschen zu fristen gezwungen waren. Nach den Legenden, die an den Lagerfeuern erzählt wurden, würde Krals Volk erst nach dem Tod des letzten Zwergs jemals wieder in die Heimat zurückkehren können.
    Kral griff nach seiner Axt. Er wusste, dass diese Feuer und diese Schreie aus vergangenen Jahrhunderten stammten, dass dies alles ein Albtraum aus uralten Zeiten war, eingefangen in den blutgetränkten Steinen, und dass nur die Magik in diesem Blut ihm den Zugang zu der Tragödie von einst gewährte. Aber Traum oder nicht, er würde diesen Zwerg töten.
    Auf dem Turm grinste ihn der Zwerg höhnisch an. »Wer bist denn du?« fragte er feixend. Über der Schulter des Zwergs kreiste eine Kugel aus schwarzem Stein in der Luft. Blutfeuer knisterte an der Oberfläche. In helleren Flecken der Flammen brach eine andere Szene, gespenstisch und nebelhaft, durch den Traum. In einem Verlies hing ein Mann in Ketten, seine Haut warf Blasen, sein Körper war von Brandwunden übersät.
    Kral wusste, dass diese Szene keinem Albtraum entstammte! Sie spielte sich in der Gegenwart ab. Der Zwerg war keine Gestalt aus grauer Vorzeit, sondern ebenso wirklich wie der Gebirgler selbst, und plötzlich erkannte Kral den Mann, der da in den Ketten hing.
    »Merik!« keuchte er und hob die Axt.
    Krals Ausbruch erschreckte den Zwerg. Unsicherheit erfüllte für kurze Dauer die tief in den Höhlen liegenden Augen. »Wo sind …«
    Plötzlich war die Szene wie weggewischt. Kral befand sich wieder in dem Gang der Burg. Tol’chuk beugte sich über ihn und half ihm auf die Beine. Mogwied stand nicht weit entfernt, eine Hand beunruhigt zum Hals erhoben.
    Rothskilder, ihr Führer, wich einen Schritt zurück. »Ist er auch krank? Wie die anderen Mitglieder eurer Truppe?« Die Angst vor Ansteckung war seiner Stimme deutlich anzuhören.
    Kral räusperte sich und wand sich mit sanftem Nachdruck frei. Er legte die Hand auf die fieberheiße Stirn. »Nein«, sagte er. »Ich bin einfach nur gestolpert und habe mir den Kopf angeschlagen.«
    Rothskilder, in dessen Augen Argwohn funkelte, nickte und wandte sich um. »Es ist nicht mehr weit bis zum Saal.«
    Mit einem Blick aus zusammengekniffenen Augen in Krals Richtung folgte Mogwied ihrem Führer. Tol’chuk hielt sich neben Kral, offensichtlich voller Sorge, der Gebirgler könnte wieder zusammenbrechen. »Was ist geschehen?« flüsterte er so leise, wie ein Og’er nur konnte.
    Kral betrachtete die Mauer aus grob behauenen Steinen. Sie kamen an einer Tür aus gehämmertem Messing vorbei, die sich in der Mitte dieses alten Teils der Burg befand. Kral nickte in ihre Richtung und schritt ohne einen weiteren Blick an ihr vorbei. »Merik befindet sich hinter dieser Tür.«
    Bei dieser Bemerkung stolperte Tol’chuk ein wenig, holte Kral jedoch sofort wieder ein. »Was sollen wir tun?«
    »Wenn die Zeit reif ist, werden wir diesen Ort bis auf die Grundmauern niederreißen«, brummte er.
    »Was ist da unten?« fragte Tol’chuk vorsichtig. Anscheinend spürte er die Wut, die in dem Gebirgler keimte.
    Vor Krals innerem Auge erschien das Bild einer gedrungenen, krötenhässlichen Schauergestalt. »Etwas Schwärzeres als die Herzen von Dämonen.«
     
    Ein sanftes Klopfen an der Tür ließ die Zwillinge aufblicken. Eine erhobene Stimme sprach mit angemessener Hochachtung von der Schwelle her. Ihr Diener Rothskilder war klug genug, keine Antwort von ihnen zu erwarten, doch es war ihm verboten, unaufgefordert einzutreten.
    »Eurem Wunsch entsprechend, o hohe Herren, habe ich dafür gesorgt, dass eure Gäste es sich im Musikantensaal behaglich machen.«
    Mykoff sah Riemer an. »Wie immer, Bruder, hattest du Recht. Sie sind nicht aus der Stadt geflohen.« Mykoff glättete die Schichten seiner grünseidenen Gewänder. »Schade, dass wir uns selbst die Finger an solchen Unerfreulichkeiten schmutzig machen müssen.«
    Riemer warf sich die Amtsschärpe über die Schulter und legte sich ihr Hauswappen übers Herz. Mit einem Finger fuhr er über die beiden zähnefletschenden Tiere. »Es ist unsere Pflicht. Das Haus Kura’dom musste sich schon immer die Hände schmutzig machen, um Schattenbach in der Familie zu halten. Wieder einmal beschützen wir unseren rechtmäßigen Besitz.«
    »Und wir bewahren die Reinheit der Jagd«, fügte Mykoff mit einer Spur von Lust in der Stimme hinzu. Die

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