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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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ein tollwütiger Hund, der sich auf das Fleisch eines Neugeborenen stürzt. Irgendwo in der Tiefe des Schwarzsteins spürte etwas die neue Inbrunst des Zwergs. Etwas Uraltes, einem verderbten Geist entsprungen, wirbelte in Torrings Richtung, angezogen von der plötzlichen Blutlust. Blindwütig in sein Vorhaben versunken und durchdrungen von der Überzeugung, mit sicherem Erfolg zu handeln, missachtete der Zwerg die roten Augen, die plötzlich aufklappten und aus dem verdammten Herzen des Steins herausstarrten.
    In den vulkanischen Tiefen unter Schwarzhall regte sich der Herr der Dunklen Mächte.
     

 
     
    19
     
    Als die Sonne den westlichen Horizont berührte, führte Kral die anderen zu den gewaltigen Toren der Festung. Tol’chuk folgte ihm, in einen Umhang gehüllt, um seine Og’er-Gestalt zu verbergen, beladen mit ihrer angesengten Ausrüstung. Mogwied trottete in einigem Abstand hinterher.
    Im Näherkommen schätzte Kral mit geübtem Blick die Festung ein: Der Burggraben war zu flach, zu viele Bäume standen in seiner Nähe. Bogenschützen könnten die Wehranlagen mühelos stürmen. Der Mörtel zwischen den Steinen enthielt zu viel Sand und würde einem gezielten Beschuss durch Katapulte kaum standhalten. Das eiserne Fallgitter, mit dem der Eingang zur Festung gesichert war, dienten eher der Zierde als dem eigentlichen Zweck. Er runzelte die Stirn über das Bauwerk. Es würde keinen ernsthaften Angriff überstehen.
    Doch seine Gruppe war nicht gekommen, um die Burg einzunehmen. Sie waren unter dem Vorwand hier, angenehme Unterhaltung zu bieten, wodurch sie die Gunst der Oberhäupter der Stadt zu erlangen und sie dazu zu bewegen hofften, ihrerseits ihnen einen Gefallen zu tun. Sicher würden diese Herren begreifen, welche Gefahr in ihren Straßen lauerte, und sie würden ihr Volk beschützen wollen. Kral begutachtete erneut die Festungsanlage. Aber andererseits - vielleicht auch nicht.
    Doch welche Wahl blieb ihnen?
    Kral hatte in Begleitung des von einem Umhang mit Kapuze verhüllten Tol’chuk die Schenken und Kneipen am Hafen durchstreift und versucht, etwas über die Rattendämonen zu erfahren. Sie hatten nur Hohn und Spott geerntet, und das Einzige, was sie zunächst über die Stadt Schattenbach herausbekommen hatten, war, dass dieser Ort - wie die meisten entlang des Flusses - schon immer von Rattenplagen heimgesucht wurde. Doch nachdem einige Kupferstücke von Hand zu Hand gegangen waren, kamen dunklere Geschichten zur Sprache. Seit einiger Zeit tauchten immer wieder Leichen auf, die von dem Ungeziefer halb zerfressen waren. Das war ganz ungewöhnlich, wie die Stadtbewohner behaupteten, allerdings war der vergangene Winter sowohl besonders streng als auch lang gewesen. Welches hungrige Geschöpf würde da nicht zu einfallsreichen Mitteln Zuflucht nehmen, um einen leeren Bauch zu füllen?
    Während man Kral dies erzählte, hatte er die verwundete Hand unter dem Tisch geballt. Er wusste, dass nicht nur Hunger der Grund für das Verhalten dieser gierigen Tiere war. Zutiefst niedergeschlagen waren Kral und Tol’chuk zum ›Bemalten Pferdchen‹ zurückgekehrt. Kaum dass sie in den Gastraum traten, waren sie zu ihrer Verblüffung mit Glückwünschen und freudigem Schulter klopfen begrüßt worden. Als sich Kral nach dem Grund für die fröhliche Erregung erkundigt hatte, hatte der Wirt auf geheimnistuerische Weise erklärt, sie sollten hinaufgehen und mit ihren Kameraden sprechen.
    Mogwied hatte sie mit der Neuigkeit erwartet: Ihrer Truppe war die Gnade einer Einladung in die Festung zuteil geworden, mit der Aufforderung, dort am Abend eine Vorstellung zu geben. Krals erste Reaktion war Ablehnung. Sie hatten keine Zeit zu verschwenden. Doch Mogwieds Argumente waren überzeugend. Wenn sie noch einen Tag mit fruchtlosen Erkundigungen verbrächten, würde sie das Merik kein bisschen näher bringen. Hier jedoch tat sich die Möglichkeit auf, mächtige Verbündete für ihre Suche nach den Bösewächtern zu gewinnen. Möglicherweise würden die Herren ihnen sogar ein Bataillon bewaffneter Wachleute als Begleitung zur Verfügung stellen.
    Die Überlegungen des Gestaltwandlers hatten Kral überzeugt, doch jetzt war er sich seiner Entscheidung nicht mehr so sicher. Er schüttelte den Kopf, während seine Stiefel über die Zugbrücke des Burggrabens stapften. Die beiden Wachtposten, die zu beiden Seiten des Eingangs zur Festung aufgestellt waren, wirkten ebenso dekorativ wie das gesamte Bauwerk. Er konnte nur

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