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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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sich die jungen Liebenden, ihre Umarmung zu lösen, obwohl das Meer um sie herum immer höher stieg. Als das tosende Wasser sie auseinander riss, versuchten sie immer noch, sich aneinander zu klammern. Mit jeweils nach dem anderen ausgestreckten Armen sangen sie von ihrer unendlichen Liebe. Ihre Musik und ihr Schmerz stiegen zu den Göttern hinauf, die Mitleid für die jungen Liebenden empfanden und sie in Stein verwandelten, damit Tristan und Lystra für immer vereint sein konnten in einer ewigen Umarmung, die den Kanal zwischen den Inseln überspannte.«
    Saag-wan seufzte und betrachte den Bogen aus Vulkangestein.
    »Bis heute ist der Bogen ein ganz besonderer Ort«, beendete Flint seine Erzählung. »In blumengeschmückten Booten kommen Liebende hierher, um sich ihre gegenseitige Liebe zu schwören und sich unter dem Bogen zu vereinigen. In den Herzen dieser frisch Verliebten ist das uralte Lied von Tristan und Lystra immer noch zu hören.«
    »Wie schön«, murmelte Saag-wan.
    Kast hatte genug von diesem Unsinn und räusperte sich. »Es ist nur ein Fels«, bemerkte er missgelaunt. »Nur Stein, der von Wind und Regen geformt wurde.«
    Flint stöhnte auf. »Ist im Herzen eines Blutreiters denn kein Platz für Romantik?«
    Kast ging nicht auf die Frage ein, sondern deutete mit einem Nicken nach vorn. »Wir haben den Bogen erreicht, wie du es befohlen hast. Wie geht es jetzt weiter?«
    Doch Flint wollte das Thema nicht so ohne weiteres fallen lassen. »Du meinst, der Bogen sei nur Vulkangestein, sonst nichts?«
    Statt etwas zu erwidern, schaute Kast dem alten Mann eindringlich in die Augen.
    Flint machte eine weit ausholende Geste zu dem Bogen. »Also gut, dann fahr einfach hindurch.«
    Kast passte das Segel an die lichte Höhe und Breite der Durchfahrt an und stellte das Ruder ein. Er steuerte auf den Kanal unter dem Bogen zu. Er war diesen Weg ein paar Mal mit Schiffen der Fangflotte gefahren. Der Bogen kennzeichnete das Ende einer Inselkette und den Anfang der Großen See. Er war die Pforte zum offenen Meer.
    Saag-wan machte Platz, als Flint sich in die Spitze des Bugs schob. Er zog etwas aus der Innentasche seiner Seehundfelljacke, das aussah wie ein Elfenbeinmesser. Als er es zur hoch stehenden Sonne hinaufhielt, erkannte Kast, dass es sich nicht um eine Klinge handelte, sondern um den Zahn eines großen Tiers. Er war eine Handspanne lang, leicht gebogen, mit einer gekappten, sägenartig gezackten Schneide. Kast konnte sich nicht vorstellen, von welcher Art Tier dieser Zahn stammen mochte.
    »Was machst du da?« rief Kast dem Mann zu.
    »Ich versuche lediglich, dir die Schuppen von den Augen zu entfernen«, antwortete dieser.
    Kast hatte das Boot jetzt mit dem Bug genau zur Mitte des Bogens gesteuert. Die Sonne stand direkt vor ihnen, lugte soeben über den gewölbten blauen Horizont.
    »Seht mal!« rief Saag-wan plötzlich und deutete nach vorn.
    Kast hatte sie bereits gesehen. Im offenen Gewässer jenseits des Bogens umrundete eine Gruppe vertrauter Schiffe den Klippenkopf der Insel Tristan und fuhr unter vollen Segeln auf sie zu. Es war Jarplins Jagdflotte. Kast hatte gedacht, er hätte die Boote abgehängt, indem er sich durch ein Gewirr von Kanälen geschlängelt hatte, die zu seicht und zu schmal für größere Schiffe waren. Ob durch pures Glück oder aufgrund ihres seemännischen Könnens, die Flotte hatte sie jedenfalls wieder gefunden.
    »Offenbar sind sie in den tieferen Gewässern um den Archipel herum gekreist, um uns aufzustöbern«, bemerkte Flint.
    Kast legte sich mit aller Wucht ins Ruder, um eine scharfe Wende zu vollführen, ehe sie den Bogen erreichten. Vielleicht hatten die anderen sie noch nicht gesehen.
    Doch Kasts Hoffnung war schnell zunichte gemacht. Über das Wasser schallten erhobene Stimme zu ihnen herüber. Sie waren längst entdeckt worden.
    Am Bug fluchte Flint. Kast dachte, er sei außer sich, weil die Flotte ihnen den Weg abschnitt, doch seine nächsten Worte verrieten die Ursache seines Zorns. »Verdammt, Kast!« brüllte er über die Schulter zurück. »Bring das Schiff auf Geradeaus-Kurs. Wir müssen den Bogen durchqueren.«
    »Dann geraten wir mitten in die Flotte«, entgegnete Kast. »Willst du das etwa? Nachdem wir Jarplins Drachen gestohlen haben, werden wir bei seinen Schiffen bestimmt keine willkommenen Gästen sein.«
    »Tu einfach, was ich dir sage, Blutreiter!« Flint sah ihn streng an. »Wenn du jemals einem Mann vertraut hast, dann vertraue mir jetzt!«
    Vor Kasts

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