Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
Vom Netzwerk:
und rannte zu dem Mann, um ihn stürmisch in die Arme zu nehmen. »Jaston! Süße Mutter, was machst du denn hier?« Bevor er antworten konnte, drehte sie sich schwungvoll zu Elena und Er'ril um, einen Arm immer noch um den narbenübersäten Mann gelegt. »Das ist Jaston, der mich damals in den Sumpf geführt hat.«
    Elena erinnerte sich an die Geschichte. Dies war der Mann, der bei Mikelas erstem Versuch, zu der Hexe zu gelangen, beinahe sein Leben gelassen hatte. Sie starrte in sein übel zugerichtetes Gesicht, in dem die Warnung geschrieben stand: Solches widerfährt all jenen, die sich zu tief in den Sumpf hineinwagen.
    Mikela wandte sich wieder dem Mann zu. »Was machst du hier?«, wiederholte sie.
    Sein Versuch eines Lächelns jagte erneut einen Schauder durch Elena, und seine Worte trugen nicht dazu bei, ihr Unbehagen zu vertreiben. »Die Sumpfhexe schickt mich.«
     
    Gegen Mitternacht gelangte der Blutjäger zu dem verlassenen Lager am Fluss. Der Zwerg bückte sich und schnupperte an der verstreuten Asche der erloschenen Feuerstelle. Da roch es nach der Hexe, ein Geruch, der nicht mehr als einen halben Tag alt war. Torring richtete sich auf und trat an den Rand der Klippe. Er hob die Nase in die Brise, die aus dem Sumpf aufstieg. Gift, mahnten die Winde, und Verfall. In den Luftströmungen lag die eindringliche Warnung vor dem Tod.
    Torring hockte sich am Rand der schroffen Klippe nieder. Während des vergangenen Tages hatte sich die Versteifung seiner Glieder mit jedem müßigen Augenblick verschlimmert. Das war der Fluch des Herrn der Dunklen Mächte: Wenn er zu lange innehielt, würde der Stein aufhören zu fließen, und er wäre für immer in der Hülle aus Schwarzstein gefangen.
    Um die Sache noch schlimmer zu machen, verstärkte sich die Trägheit zusätzlich, wenn er nicht für Nachschub an Nahrung sorgte. Der Stein war immer hungrig nach Menschenblut, und es war zwei Tage her, dass er sich an einem frischen Herzen gelabt hatte. Die Wanderung durch die einsame Gegend südlich von Schattenbach hatte wenig Gelegenheit geboten, diese Gier zu befriedigen. Zur Strafe wurde sein Körper bei jeder Rast noch schwerfälliger, als Warnung, die Verfolgung der Hexe nur ja nicht zu verlangsamen, und als Schelte, weil er keine Nahrung beschafft hatte.
    Torring erhob sich mühsam aus der Hocke. Er bewegte die Glieder, beugte die Knie und schwenkte die Arme. Langsam löste sich der Stein, und die Beweglichkeit kehrte bis zu einem gewissen Grad zurück.
    Er sog schnuppernd die Luft ein. Der Hexengeruch zog sich entlang der Felskante nach Osten. Er folgte der Spur, erschnüffelte den Körpergeruch von Pferd und Wolf und den beiden anderen Geschöpfen, in deren Begleitung sich die Hexe befand. Eines davon roch entfernt nach Gift, beinahe wie der Sumpf. Das andere sonderte einen Geruch ab, der eine Mischung aus Standi-Lehm und geschmiedetem Eisen zu sein schien. Er rümpfte die Nase. Das musste ein sehr, sehr altes Eisen sein.
    Er schüttelte den Kopf und setzte seine Verfolgung fort. Nach weniger als einer Meile führte die Duftspur zu einem Pfad, der abwärts führte. Er blieb stehen. Er war fest davon überzeugt gewesen, dass sie die Absicht gehabt hatte, dem Landbruch bis zur Küste zu folgen. Warum hatten sie jetzt die Richtung hinunter ins Ertrunkene Land eingeschlagen? Warum setzten sie sich der Gefahr der schleimigen Ungeheuer mit den scharfen Reißzähnen aus, die den endlosen Morast bewohnten? Für einen Augenblick huschte Angst durch seine Herzen. Wussten sie, dass sie verfolgt wurden? Glaubten sie, ihn zwischen den tausend Gerüchen des Sumpflandes abhängen zu können?
    Unmöglich. Sie konnten nicht wissen, dass er ihnen folgte.
    Der schwarze Zwerg setzte seinen Weg zu dem Pfad fort, wobei er selbst nach einer so kurzen Rast seine widerwilligen Beine zwingen musste, ihm zu gehorchen. Er musste bald Nahrung beschaffen. Dieser Gedanke beschleunigte seine Schritte den schmalen Pfad abwärts, während sich die Nacht vollends über das Ertrunkene Land unter ihm herabsenkte.
    Der Blutjäger brauchte kein Tageslicht, um mit seinen Steinbeinen voranzukommen. Die unheilvollen Flammen in seinen Augen beleuchteten den Weg. Nichts würde seine Verfolgung der Hexe aufhalten.
    Doch irgendwo tief im Inneren der Schwarzsteinhülle, fest um die weiße Elementarflamme gewunden, die die schwarze Magik des Blutjägers speiste, erschallte Gelächter. Ein winziges Segment des alten Torring, machtlos und jeder Einflussnahme

Weitere Kostenlose Bücher