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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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einzigen Bewohner von Trockenwasser. Ein paar Kinder hatten hinter Vorhängen hervorgespäht, als die Fremden vorbeikamen, und irgendwo hatte warnend ein Hund gekläfft, der wohl den Wolf gerochen hatte.
    Als sie die Außenbezirke von Trockenwasser erreicht hatten, war der Sumpf um sie herum zu einem Missklang aus Krächzen, Zischen, Quaken und den Brutschreien von Vögeln erwacht.
    Selbst jetzt noch, da sie sich zu einem späten Abendessen in Jastons Pfahlbau niedergelassen hatten, hielt der Chor des Sumpfes unvermindert an. Hin und wieder brummte etwas Größeres aus dem tiefsten Inneren des Sumpfes, sodass der Chor für eine Weile verstummte. Elena hörte am Klang, dass diese Laute weit über das Wasser schallten. Sie erschauderte. Wenn ein Tier einen so weit tragenden Ruf ausstoßen konnte, dann musste es riesig sein. Sie bemerkte, dass sich sogar das Gesicht ihres Gastgebers jedes Mal verfinsterte, wenn das Geschöpf durch die Dunkelheit rief.
    Da die Nacht fortschritt, erloschen nach und nach die Lichter von Trockenwasser um sie herum, Lampe um Lampe, bis nur noch vereinzelte Laternen wie Kleckse das Labyrinth der Stadt fleckten. Irgendwo in der Nähe sang eine Frau leise in die Nacht. Sie sang in einer Sprache, die Elena nicht kannte. Ein Wiegenlied, vermutete Elena wegen der sanften Stimme der Sängerin, obwohl die Melodie etwas Trauriges hatte. Das Lied verstärkte Elenas Sorge um ihre Gefährten, die in Schattenbach zurückgeblieben waren.
    Mit gedämpfter Stimme verriet sie Er'ril ihre Gedanken. »Glaubst du, dass die anderen Merik gefunden haben?«
    »Wenn der Elv'e noch lebt, finden sie bestimmt heraus, wo er ist. Kral ist ein ausgezeichneter Spurenleser, und Tol'chuk hat ein feines Riechorgan.«
    Mikela tätschelte das Mädchen am Knie. Sie knabberte an einer dickhäutigen Frucht mit purpurnem Fleisch. »In einem Mond werden wir es wissen. Sobald wir die Sümpfe hinter uns gelassen haben, begebe ich mich nach Port Raul und suche sie.«
    Elena senkte den Kopf. Sie wünschte sich so sehr, sie wüsste, was aus ihren Gefährten geworden war.
    Die Holzbalken schwankten leicht, als Jaston zu ihnen zurückkehrte, die Arme beladen mit einer weiteren Platte. Der Geruch von gebratenem Fleisch verdrängte für einen Augenblick ihre Sorgen. Jaston kniete sich auf seine Matte und stellte die Platte vor die anderen hin.
    Selbst Er'ril, der sich während der ganzen Zeit Jaston gegenüber mürrisch und misstrauisch verhalten hatte, richtete sich ein wenig auf. »Was ist das?«, fragte er auf seine übliche unverblümte Art.
    Jaston lächelte, seine Narben verzerrten sich und machten sein Gesicht zu einer noch schrecklicheren Fratze. »Sumpfpythonfilet.«
    Hände, die sich bereits nach dem Essen ausgestreckt hatten, verharrten auf halbem Weg.
    Jaston war verdutzt über ihr Zögern. »Es ist frisch«, versicherte er ihnen.
    Mikela griff als Erste nach einer Scheibe dampfenden Pythonfleischs. »Und wenn ich mich richtig erinnere, beherrschst du genau die richtige Zubereitung. Nicht zu stark gewürzt, aber mit einem Hauch Estragon.« Jastons Erröten und der plötzlichen Beflissenheit, mit der er eine gekochte Wurzel aus der Speise fischte, nach zu urteilen, steckte hinter dieser Erinnerung eine versteckte Bedeutung. Mikela wandte sich an die anderen, der Hauch eines Lächelns umspielte ihre Lippen. »Kostet mal. Schmeckt ganz gut. Fast wie Frühlingswachteln.«
    Er’ril spießte mit einem Messer eine Scheibe Fleisch auf und legte sie sich auf den Teller. Hunger veranlasste Elena, es ihm gleichzutun. Sie beobachtete, wie Er’ril vorsichtig einen Bissen probierte, und erst als sie sein zufriedenes Nicken sah, schob sie sich ein zartes Stück in den Mund. Die Würze und der Wohlgeschmack des Fleischs waren ziemlich überraschend. Elena brauchte keine weitere Ermutigung, um den Rest ihrer Scheibe genüsslich zu verspeisen.
    Mikela reichte Ferndal eine Scheibe, der sie in einem Stück hinunterschlang. Schweigend nahmen sie das Mahl zu sich. Immer wieder griff eine Hand nach einem Nachschlag. Ferndal stupste Elenas Ellbogen mit der Nase an, und sie warf ihm noch eine Scheibe zu.
    Jaston beobachtete aufmerksam, wie der Wolf die Mahlzeit verzehrte. Mikela hatte bereits erklärt, was es mit Ferndal auf sich hatte, doch die Enthüllung seiner Gestaltwandlernatur hatte die Skepsis des Mannes nicht verringert.
    Er’ril war bereits bei der vierten Scheibe, bevor er schließlich die Frage aussprach, die ihn schon die ganze Zeit

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