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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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starke Elementarkraft - eine schlaue, mit allen Wassern gewaschene Hexe - tief im Inneren der Sümpfe. Die Sumpfbewohner erzählen allerlei Geschichten über sie. Wie seltsame, nackte Kinder durch trostlose Sumpfgebiete wandern, und wenn sich ihnen jemand nähert, verschwinden sie mir nichts, dir nichts. Manchmal kommt eines dieser Sumpfkinder auf der Suche nach Informationen sogar in ihre Pfahlbausiedlungen. Ein solches Kind wurde einmal gefangen und eingesperrt, doch am nächsten Morgen fand man nur noch einen Haufen aus Moos und Ranken in der Falle.«
    Bei den Geschichten wurde Elenas Gesicht immer besorgter. Sie kratzte sich am linken Arm. Mikela bemerkte es.
    »Und was ist mit diesen Höhlen?« hakte Er’ril beharrlich nach.
    »Sie wurden von den Sumpfleuten gebaut. Das hier ist einer ihrer Handelswege hinauf in die höher gelegenen Gebiete.«
    Er’ril nickte, offenbar zufrieden mit dieser Erklärung. Im Gegensatz zu sonst war Elena diesmal froh, als Er’ril sie zum Weitergehen drängte. Sie hatte für diesen Tag genug Schauergeschichten gehört.
    So vergingen die Stunden. Gegen Mittag hatte die Sommersonne den Steinpfad getrocknet, sodass das Gehen leichter war, doch die Strahlen brannten gnadenlos auf sie herab. Auf dem kahlen Fels waren sie der Hitze ungeschützt ausgesetzt, ohne erfrischende Brise, ohne Schatten, ohne lindernde Kühle. Am späten Nachmittag waren sie froh über den Sumpfnebel, der allmählich den tieferen Teil des Pfades einhüllte. Endlich stand die sengende Sonne nicht mehr so hoch, und die Hitze war durch die Feuchtigkeit gelindert, aber die Erleichterung war nur von kurzer Dauer. Während sie den mühsamen Abstieg fortsetzten, wurde die Luft immer drückender. Die Kleider klebten ihnen am Leib, Schweiß rann ihnen in Bächen übers Gesicht. Der Nebel in den tieferen Bereichen schien die Sommerhitze in sich aufzusaugen. Selbst das Atmen fiel schwer, nicht nur wegen der feuchten Hitze, sondern auch wegen des fauligen Geruchs, der den Sümpfen entströmte.
    »Sumpfgas«, erklärte Mikela, als sie Elenas gerümpfte Nase bemerkte. »Man gewöhnt sich daran.«
    Elena runzelte die Stirn, da sie bezweifelte, dass das bei ihr jemals der Fall sein würde. Sie atmete durch den Mund und ging tapfer weiter.
    Selbst Ferndal fühlte sich offenbar von dem Gestank belästigt. Er übermittelte ihr das Bild eines Stinktiers, das eine Spur legt. Sie musste ihm beipflichten.
    Bald darauf hatten sie den Fuß der Klippe erreicht, und die Ebene breitete sich vor ihnen aus. Es war eine Erleichterung, dass sie nun einen etwas größeren Abstand voneinander halten konnten. Der Nebel gab einem ein gewisses Gefühl der Enge, und ein wenig mehr Freiraum milderte die Platzangst.
    Elena sah sich um. Das spätnachmittägliche Licht, von Dunst verhangen, wirkte eher wie eine seltsame gelbe Abenddämmerung und tauchte alles, was sie sah, in einen kränklichen Schein. Am Fuß der Klippe war Geröll aus Stein und Erde. Ein paar struppige Büsche mit großen Dornen fleckten die Landschaft. In einiger Entfernung, eingehüllt in Dunst, lag die Dunkelheit wie ein riesiges schlummerndes Tier versteckt im Nebel. Seltsame Vögel schrien dort, und unsichtbare Geschöpfe krächzten und quakten. Plötzlich wusste Elena, was da vor ihnen lag, sie erkannte das schlummernde Tier als das, was es war.
     
    Es war der Sumpf.
     
    Über ihr verschwanden die hohen Klippen des Landbruchs im Dunst. Es gab keinen Weg zurück.
    Plötzlich gab Ferndal ein tiefes, kehliges Knurren von sich. Auf die Warnung des Wolfes hin blitzten Schwerter in Mikelas und Er’rils Fäusten auf.
    Eine Gestalt tauchte aus dem Nebel auf, die sich aus der Dunkelheit herauszuschälen schien. Im Wabern des Sumpfnebels zeigte sich, dass die schattenhafte Gestalt nichts anderes als ein Mensch war. Bekleidet mit kniehohen Stiefeln aus geschupptem grauem Leder sowie einer engen Jacke aus einem seltsam öligen Material, näherte er sich der Gruppe. Elena zuckte zurück. Es war ein jüngerer Mann, dessen Kopf bis auf borstige schwarze Stoppeln geschoren war. Über einer gebrochenen Nase blinzelten fremdartig schräge Augen. Doch was sie wirklich erschreckte, war der Gesamtanblick seines Gesichts, dessen eine Hälfte eine hässliche Fläche von Narben war. Ein Ohr fehlte, und die linke Ecke seiner Oberlippe war mit den Narben verwachsen und zu einem ständigen höhnischen Grinsen verzogen.
    Mikelas Reaktion stand im Gegensatz zu Elenas. Sie schob das Schwert in die Scheide

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