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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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fing an, ein Lied zu summen, während er weiter die nassen Stufen hinabschritt.
    Plötzlich zog ein großes dunkles Etwas über sie hinweg. Es hatte Tentakel so dick wie ihre Schenkel. Sie duckte sich vor Schreck, doch es schoss mit einem wilden Gezappel von Saugarmen und anderen Gliedmaßen an ihnen vorbei.
    »Aua! Sei doch nicht so ein Angsthase!« schimpfte der Junge. »Sie sorgt schon dafür, dass uns keiner der Pfuiteufel erwischt.«
    Elena schluckte mühsam und nickte. Sie musste sich zwingen, ihren Griff wieder zu lockern.
    »Da drüben«, sagte er missgelaunt und deutete zu einer Türöffnung auf dem nächsten Treppenabsatz. »Wir müssen diesen Trakt verlassen, die Bedienstetenunterkünfte durchqueren und an der Küche vorbei in den Hauptsaal gehen und von dort aus der Haupttreppe folgen. Ich bekomme allmählich Hunger. Hast du Kuchen bei dir?«
    »Nein, leider nicht«, entgegnete Elena, die immer mehr an der Qualität ihres Führers zweifelte. »Vielleicht kann ich welchen besorgen, wenn wir am Ziel sind.«
    »Ich mag meinen mit Sahnehäubchen«, vertraute er ihr auf eine Weise an, als ob das ein streng gehütetes Geheimnis wäre.
    Mit dieser Enthüllung trat er durch die Türöffnung auf dem Treppenabsatz in den Hauptteil der Burg. Als sie weitergingen, war Elena wieder froh, dass sie wenigstens diesen Führer hatte. Burg Drakken war ein steinernes Labyrinth aus Räumen, Sälen und Kammern. Wenn sie allein gewesen wäre, hätte sie sich bestimmt in den Gängen mit den vielen Biegungen und Abzweigungen verirrt.
    Unterwegs bemühte sich Elena, die Augen von der zunehmenden Zahl von Knochenstapeln sowohl menschlicher als auch anderer Gebeine abzuwenden. Es waren nicht einfach nur gewöhnliche Tiere gewesen, die die ehemalige Burg überfallen hatten. Sie kamen an einem besonders großen Schädel vorbei, dessen Form sie erkannte und um den sie einen weiten Bogen machten. Sie erschauderte. Sie erinnerte sich an ihre Kämpfe gegen die geflügelten Herren des Schreckens des Schwarzen Herzens. Das Wort Skal’tum bereitete ihr immer noch Albträume.
    Sie eilte so schnell wie möglich vorbei, froh, dass diese Schlacht lange geschlagen war.
    Als sie in den riesigen Hauptsaal gelangten, nervte das unaufhörliche Summen des Jungen Elena allmählich. »Cassa, muss der Junge das machen?« fragte sie in die Luft.
    Der Junge blickte zu ihr auf und streckte ihr die Zunge heraus. »Du brauchst mich nicht zu verpetzen.« Er seufzte laut und zog schmollend die Schultern hoch, aber wenigstens war er still.
    Sie folgte ihm zu der hinteren Treppe. Von hier aus führte der Weg hinunter in tiefe Dunkelheit. Das schwarze Wasser schien gierig nach dem Mooslicht des Jungen zu lechzen.
    Der Junge wandte sich ihr zu. »Müssen wir wirklich da hinuntergehen?«
    Sie drückte ihm die Hand und nickte. »Ja, das müssen wir.«
     
    Der Blutjäger hörte ein leises Echo von Stimmen, das durch das Wasser hallte. Er blieb stehen und neigte den Kopf, um nach dem Ursprung zu lauschen. Seit einiger Zeit schon irrte Torring verloren durch ein Gewirr von Gängen und Räumen der Burg, ohne genau zu wissen, wie er wieder zu der Turmtreppe gelangen könnte. Stetes Umkehren auf der eigenen Spur und das mühsame Vordringen durch Schutt hatten reichlich wertvolle Zeit verschlungen.
    Dann hatte er die Stimmen gehört und war ihnen gefolgt in der Hoffnung, dass diese Stimmen von oben herunter tönten und ihm als Wegweiser durch die Burg dienen könnten. Doch die Akustik unter Wasser spielte seinen Steinohren tausend Streiche. Er wusste nicht, ob er in die richtige Richtung ging, wenn er den Stimmen folgte, seinem einzigen Hinweis in diesem versunkenen Labyrinth.
    Bald erspähte er eine schmale Treppe vor sich, und seine Herzen machten einen Freudensprung. Das musste die Turmtreppe sein. Wie zur Bestätigung seiner Vermutung drangen erneut Stimmen und Wortbrocken an sein Ohr.
    Er grinste ins dunkle Wasser und verscheuchte eine große Seeforelle, die sich ihm allzu vorwitzig genähert hatte. Ganz bestimmt hatte er den Turm erreicht! Er zwang seine Beine, sich zu bewegen, denn wieder spürte er die zunehmende Ermattung in seiner Steinhaut. Er hatte nun schon seit über zwei Tagen keine Nahrung mehr zu sich genommen, und der Schwarzstein war wieder hungrig geworden. Doch er ließ sich davon nicht beirren. Bald würde er sich am Herzen der Hexe laben und seine Kraft hundertfach erneuern.
    Grinsend schob er sich über die Schwelle ins Treppenhaus, aber als er

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