Alasea 02 - Das Buch des Sturms
ihres Gewichts und war ganz Stein, Muskeln und Knochen. Wie sollte sie gegen ein solches Ungeheuer kämpfen, lediglich bewaffnet mit diesem Hammer? Wenn sie sich stattdessen ihrer Magik bedienen könnte, hätte sie vielleicht eine Chance. Doch sie konnte die Hand des Jungen nicht loslassen und hatte keine Möglichkeit, die Haut ihrer Rechten aufzuritzen und ihre Kräfte freizusetzen. Sie hob den Hammer zwischen sich und dem Ungeheuer und war froh über seine Wuchtigkeit, ohne etwas von seiner Zwergenmagik zu erhoffen. Sie wich immer weiter zurück, während sich die Blase mehr und mehr ausdehnte.
Der Zwerg ging auf sie zu. Auch beim Verlassen des Sees hatte er noch das Grinsen im Gesicht. Wasser zischte und dampfte von seiner Steinhaut, als er in ihre Blase trat. »Also, wo ist jetzt …?« Er hielt inne, als ob seine Steinhaut plötzlich erstarrt wäre. Er hob die Nase in die Luft und schnupperte ein paar Herzschläge lang. Dann richteten sich seine Augen, flammende Gruben in dem schwarzen Kopf, starr auf Elena. »Du!« Sein Grinsen wurde breiter. »Du bist die Hexe!«
Elena hob mit zitternder Faust den Hammer drohend höher.
Der feurige Blick des Schwarzwächters verengte sich, als ob er die Gefahr abwöge. Dann traf ihn offenbar plötzlich einer Erkenntnis, und er riss die Augen weit auf. Die bösen Flammen erloschen. Er taumelte einen Schritt nach vorn, und ein schwaches Stimmchen drang wie Dunst zwischen seinen boshaften Lippen hervor. »Der Try’sil«, keuchte er. »Endlich!«
Der Junge schob sich vor Elena. Er sprach mit Cassa Dars Stimme. »Bedenke, welchen Erbes du bist, Zwergenherrscher, und wehre dich gegen die Beherrschung durch das Schwarze Herz! Lass uns passieren!«
Das Stimmchen war wie ein zischendes Flüstern. »Es … ist … zu s-s-stark.« Die Flammen in den Augen des Dämons loderten wieder kräftiger auf.
»Kämpfe!« schrie der Junge. »Für unser Heimat! Für unser Volk!«
Die Feuer in den Augenhöhlen des Schwarzwächters flackerten. »Ich kann nicht aufhören …« Plötzlich schwenkte sein Blick zu Elena und traf den ihren. Seine Stimme wurde zu einem erstickten Gurgeln. »Hüte dich«, stöhnte er, und seine Worte waren geprägt von Kummer und Schuld. »Hüte dich vor der Legion!«
Dann loderten die Flammen wild auf. Scheiterhaufen schwarzer Magik flammte in den Augenhöhlen des Dämons, und er stieß ein schreckliches Gebrüll zur Höhlendecke hinauf.
Elena und der Junge taumelten zurück. Sie wusste, das kurze Aufkeimen des Widerstandes in dem Dämon war beendet.
»Er ist nicht mehr Herr seines Handelns«, murmelte der Junge und schmiegte sich an Elenas Seite.
Der Blick des Schwarzwächters hob sich zu dem eng aneinander gedrängten Paar. Ein boshaftes Lächeln straffte seine steinernen Lippen. Bevor Elena reagieren konnte, stürzte sich der Steinzwerg mit einem Satz auf sie.
Blindlings schwang sie den Hammer, obwohl sie wusste, dass es zu spät war. Doch aus irgendeinem Grund fiel der Sprung des Zwergs schlaff aus, beinah so, als ob doch noch ein letzter Rest von Widerstand einen schwachen Einfluss auf seinen Steinkörper ausübte. Jedenfalls reichte die Verzögerung aus, damit der Schwung des Hammers den Bogen vollenden und dem Kopf des Schwarzwächters einen kräftigen Schlag versetzen konnte.
Der Junge riss Elena mit erstaunlicher Kraft aus der Bahn des heranstapfenden tonnenschweren Dämons. Wieder verhinderte die Trägheit des Geschöpfes, dass eine Steinhand sie zu fassen bekam, während sie und der Junge auf wackeligen Beinen weiter zurückwichen, ständig dem Stolpern nahe und nur noch durch die Fingerspitzen verbunden.
Doch dann hatte Elena sowohl den Jungen als auch den Hammer wieder sicher im Griff und stellte sich dem Ungeheuer entgegen.
Der Schwarzwächter hielt inne und hob die Hand zum Kopf. Bei der Berührung fiel ein Teil seines Steinschädels ab. Der Try’sil war seiner Legende gerecht geworden. Er besaß nach wie vor die Macht, Schwarzstein zu zerschmettern.
Während der Zwerg noch seine Verletzung untersuchte, biss sich Elena in den Daumen der Hand, die den Hammer hielt. Der Dämon, der jetzt vor der Kraft ihrer Waffe auf der Hut war, würde bei seinem nächsten Angriff vorsichtiger vorgehen. Sie brauchte ihre Magik. Sie biss tief und schmeckte schließlich Blut, dann griff sie nach ihrem Hexenfeuer.
»Nein, Kind!« warnte der Junge plötzlich. »Du darfst deine Magik nicht herbeirufen! Ihre Kraft ist zu ungebändigt und könnte meinen Zauberbann
Weitere Kostenlose Bücher