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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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sah. Jetzt umschloss eine große Lufthülle die beiden, von innen beleuchtet durch das Schimmern des Jungen. Das Wasser blubberte nicht mehr. Elena stand auf sicheren Füßen auf der Treppe, Hand in Hand mit dem Jungen. Obwohl sie bis auf die Knochen durchnässt und offensichtlich innerlich aufgewühlt war, sah Er’ril Erleichterung in ihrem Gesicht. Cassa Dars Magik wirkte.
    »Es ist ein schwieriges Unterfangen, das meine ganze Konzentration erfordert«, sagte die Zwergenfrau, die nun am Rand des Wassers kniete. »Aber Elena ist tapfer und mit reichlich Kraft gesegnet. Es wird gelingen.«
    Elena hob das Gesicht, blickte aus dem Wasser zu ihnen herauf und winkte. Er’ril und Mikela erwiderten ihren Gruß.
    Beruhigt folgte Elena dem Jungen die Stufen tiefer hinein ins Wasser. Bald war ihr Vordringen nur noch als verblassender Schimmer auf der Wasseroberfläche sichtbar.
    Dann war auch dieser verschwunden.
     
    Während Elena mit dem Jungen weiterging, verzerrte die Wasserwand um sie herum die Form der versunkenen Burg. Es kam ihr vor, als würde sie ihre Umgebung in einem Jahrmarkts-Zerrspiegel betrachten. Hin und wieder schoss ein Fisch vorbei, dessen Bild sich in den Rundungen der Blase unnatürlich vergrößerte. Große Augen starrten sie an, dann ein Schwanzzucken - und es war vorbei.
    Obwohl sie ihre Angst immer noch nicht ganz überwunden hatte, spürte sie jetzt auch eine gewisse Erregung und Verwunderung. Sie spazierte am Grund eines Sees dahin. Wem war so etwas jemals vergönnt gewesen?
    Voller Staunen betrachtete sie die Burgruinen. Da die Stufen von Algen und Moos überwachsen waren, musste sie bei jedem Schritt aufpassen, um nicht abzurutschen, doch ihre Augen waren unablässig auf die Überreste von Burg Drakken gerichtet. Behänge zierten immer noch die Wände und bauschten sich leicht, da sie vorbeigingen. Schmuckvolle Öllampen hingen an Ketten von der Decke herab, Heimstatt winziger Geschöpfe, die in ihre Verstecke zurückhuschten, wenn sie sich näherten. Aus Pinienholz geschnitzte Tische standen auf den Treppenabsätzen; das Holz war im brackigen Wasser seit Jahrhunderten konserviert. Einige Möbelstücke fielen auseinander, als ihre Luftblase das Wasser verdrängte, das sie stützte.
    Als sich ihre Angst gerade zu einem unbestimmten Gefühl der Befremdung abgeschwächt hatte, traf sie auf den ersten Schädel. Das Fleisch war schon lange von den Bewohnern des Sees weggeknabbert worden und hatte nur noch den weißen Knochen hell schimmernd auf dem grünen Bewuchs der Treppen zurückgelassen. Sie keuchte entsetzt und hielt sich die Hand vor den Mund, um einen Schrei zurückzuhalten.
    »Du tust meiner Hand weh«, sagte der Junge neben Elena.
    Dankbar für die Ablenkung, wandte Elena die Augen von dem grausigen Anblick ab und sah den Jungen an. »Tut mir Leid«, antwortete sie und lockerte den Griff.
    »So etwas gibt es hier häufig«, erklärte das Sumpfkind. »Die Meuchler führten einen erbitterten Kampf, um ihre Burg zu halten.« Plötzlich deutete der Junge auf einen Aal, so lang wie vier Männer, der sich an ihrer Luftblase entlang wand. »Sieh mal! Wie schön!«
    Sein jungenhafter Überschwang ließ Elena zusammenzucken. Cassa Dar hatte ihr erklärt, dass die Kinder, die sie geschaffen hatte, mehr waren als bloße Golems. Obwohl sie ihrem Willen unterworfen waren und nicht ungehorsam sein konnten, waren sie auch mit einer rudimentären Intelligenz ausgestattet, die ihnen ein gewisses Maß an Persönlichkeit verlieh. Die Sumpfhexe konnte ihnen Befehle erteilen und durch sie kommunizieren, doch ihr Handeln war durch den eigenen Charakter der Geschöpfe bestimmt.
    »Cassa, wenn du mich hören kannst«, sagte Elena, »wie weit ist es noch?«
    Der Junge wandte ihr das kleine Gesicht zu. »Sie sagt, es ist noch sehr weit.« Der Junge bohrte sich beim Sprechen in der Nase. »Wir müssen bald zu einer anderen Treppe überwechseln. Dann folgt ein gerader Abstieg in den Keller.« Er musterte seinen Finger, um den Erfolg seiner Bohrung zu prüfen, dann beugte er sich vor, um den Finger in dem Wasser jenseits der Wand der Blase zu waschen.
    Elena zuckte zusammen, als sein Finger die Blase durchstieß. Sie fürchtete, dass dadurch der Schutzbann gebrochen würde, doch nichts geschah. Die Magik war stärker als die Blase.
    Er wischte sich den Finger trocken. »Weiter unten verlassen wir die Turmtreppe und durchqueren die eigentliche Burg bis zur hinteren Treppe, die in die untersten Gewölbe führt.« Er

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