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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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gezückt. Ferndal knurrte den See an.
    Er’ril hob sein silbernes Schwert.
    Beeil dich, Elena! Komm zu mir!
     

 
     
    29

     
    Elena humpelte beim Laufen, wobei sie den Hammer als notdürftige Krücke benutzte. Sie hatte sich den Knöchel an einem lockeren Stein der Treppe verstaucht. Nur ein hastiger Griff zur Wand hatte sie davor bewahrt, die Hand des Jungen zu loszulassen und rücklings abzustürzen. Sie versuchte, das schmerzende Gelenk zu missachten, und schleppte sich mühsam mit dem Jungen weiter. Schmerz und Furcht kämpften in ihr gegeneinander. Ihre brennende Lunge, die schmerzende Seite und der pochende Knöchel verlangsamten ihre Schritte, während ihr angstvolles Herz und das jagende Blut sie verzweifelt zu noch größerer Schnelligkeit antrieben.
     
    »Er kommt«, sagte der Junge neben ihr. Cassa Dar sprach nun nicht mehr direkt durch das Kind. Die ganze Konzentration der Hexe war darauf gerichtet, den Zwerg von ihnen fern zu halten. Der Junge lutschte am Daumen, während sie rannten, und hatte die Augen vor Angst weit aufgerissen. »Ich will nicht sterben«, murmelte er um den Daumen herum.
    Elena hatte bei den Mooskindern so etwas wie einen Überlebenswillen nicht erwartet. »Wir werden nicht sterben«, tröstete sie ihn und sich selbst.
    Sie beschleunigte ihre Schritte; jetzt zog sie den Jungen hinter sich her. Nachdem sie den Weg durch die eigentliche Burg zurückgelegt und die zweite Treppe erreicht hatten, kannte sie den Weg. Sie eilte die Stufen zur fernen Oberfläche des Sees hinauf.
    Der Junge bemühte sich, mit ihr Schritt zu halten, wobei seine kleinen Beine immer wieder stolperten. »Lass mich nicht zurück!« schrie er.
    »Bestimmt nicht.«
    Plötzlich stöhnte der Junge. »Er ist gleich hinter uns. Er ist bereits auf der Treppe.«
    Elena nahm sich nicht die Zeit zurückzusehen. Sie bückte sich, umklammerte die Hand des Jungen noch fester und warf ihn sich über die Schulter. »Halt dich fest!« schrie sie ihm zu. Er kreischte vor Angst, schlang jedoch den freien Arm um ihren Hals.
    Sie benutzte den Hammer, um das Gewicht des Jungen auszugleichen, und rannte weiter. Zum Glück war der Junge leichter als ein echtes Kind und bedeutete keine allzu große Last für sie. Ihr Knöchel schmerzte höllisch, doch die Angst hatte von ihrem Blut Besitz ergriffen. Sie sprang wie ein Reh die Stufen hinauf. Damals, im Obsthain ihrer Familie, hatten sie und Joach zwischen den Reihen von Apfelbäumen Fangen gespielt. Obwohl ihr Bruder längere Beine hatte, hatte sie ihn oft geschlagen. Sie legte jedes Lot an Kraft in ihre Glieder, um diesen letzten Lauf zu bewältigen.
    Über ihnen wurde das dunkle Wasser plötzlich heller. Sie gönnte sich einen Augenblick der Erleichterung. Es waren die Fackeln an der Oberfläche. Sie hastete weiter.
    Da schrie der Junge ihr ins Ohr: »Er ist da!«
    Elena blickte zurück. Die massige schwarze Gestalt hinter ihr tappte schwerfällig die Stufen herauf. Er war noch ein Stück weit entfernt, nahm aber in der Zeit, in der sie eine Stufe schaffte, gleich drei Stufen auf einmal. Plötzlich auftauchende Ranken erschwerten zwar sein Vorankommen ein wenig, doch er schüttelte sie ab, ohne dass er merklich langsamer wurde. Seine funkelnden Augen hatten sie entdeckt, und das beschleunigte seinen Gang noch mehr.
    Da Elenas Aufmerksamkeit abgelenkt war, rutschte sie auf einem losen Stein aus, und sie und der Junge stolperten zu Boden. Der Junge war als Erster wieder auf den Beinen. »Lauf, Kleine!« rief er - nun wieder Cassa Dar. »Schwimm zur Oberfläche. Der Junge wird ihn aufhalten.«
    Während das Kind die Worte aussprach, rannen ihm Tränen über die Wangen - es wollte nicht zurückbleiben. Elena zögerte einen Augenblick, ihr Herz schlug für den verängstigten Jungen. Dann ließen die kleinen Finger ihre Hand los. »Geh!« murmelte er mit schwacher Stimme. Die Luftblase um sie herum schrumpfte schnell.
    Das Ungeheuer holte immer mehr auf. Damit das Opfer des Jungen nicht umsonst war, tauchte Elena durch die Luftblase hinaus ins Wasser. Das auftreibende Wasser trug sie zur Oberfläche, sobald sie sich von der Steinstufe abgestoßen hatte. Mit ihr stiegen Wutschreie auf.
    Bevor sie wusste, wie ihr geschah, umfing Er’rils Arm sie und holte sie die letzten Stufen auf die trockene Treppe hinauf. Mikela stützte sie und hielt sie aufrecht, als ihr verstauchter Knöchel ihr den Dienst versagte. Der Hammer fiel Elena aus den tauben Fingern, und sie wandte sich der knienden

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