Alasea 02 - Das Buch des Sturms
zerstören - aber du bringst mich auf einen Gedanken.«
Der Zwerg pflückte einen weiteren Brocken lockeren Schwarzsteins von seinem Kopf und warf ihn zur Seite, dann zischte er ihnen zu: »Dafür werdet ihr bezahlen!« Mit dieser Warnung griff er erneut an.
»Bleib stehen!« brüllte der Junge Elena zu, als diese die Flucht ergriff.
Plötzlich platzte die Luftblase um sie herum. Die Wucht der hereinbrechenden Wassermassen erschütterte die Wurzeln der Burg.
Elena schrie laut auf, da hielt der Wasserschwall eine Handspanne von ihrer Nase entfernt inne. Sie wurde weder zermalmt noch ertränkt.
Auf den Schwarzwächter traf solches jedoch nicht zu. Überraschend getroffen, wurde der Zwerg von dem plötzlichen Gewicht des Wassers niedergeworfen und an den Stein der Höhle gedrückt. Der Junge zog Elena an der Hand. »Schnell!« drängte er. »Wir müssen weg!«
Sie flohen, indem sie einen weiten Bogen um die vorübergehend kampfunfähige Gestalt des Ungeheuers machten, während dieses sich bereits wieder auf die Knie aufrichtete - offenbar war es zwar noch benommen, erholte sich aber schnell wieder.
»Ich will versuchen, es aufzuhalten«, sagte Cassa Dar, die durch den Jungen sprach, während sie aus der Höhle rannten. »Ich kann den Schaden, den der Try’sil bewirkt hat, zu meinem Vorteil nutzen.«
Elena brauchte nicht zur Eile gedrängt zu werden. Sie flohen, so schnell sie konnten. Beim Aufstieg über die endlos erscheinende Treppe brannte Elenas Atem plötzlich wie eine hohe Flamme in ihrer Brust. Sie schenkte dem Schmerz keine Beachtung, da das Entsetzen sie unablässig weiter trieb.
Von tief unten verfolgte sie ein zorniges Bellen.
»Was ist los?« wollte Er’ril ungeduldig von Cassa Dar wissen. Die Sumpfhexe kniete immer noch am Wasserrand. Ihre runzelige Haut war schweißüberströmt. Ihre Schulter bebte vor Anstrengung.
Jaston kniete neben der Hexe, die Hand auf ihren gebeugten Rücken gelegt.
»Schrei sie nicht so an!« erwiderte er Er’ril fauchend. »Siehst du denn nicht, wie sehr sie das alles anstrengt?«
Mikela stand neben Er’ril. »Jaston, wir müssen eines wissen: Lebt Elena?«
Cassa Dars Stimme war ein Krächzen. »Sie lebt. Sie flieht. Ich tue alles in meinen Kräften Stehende, um die Magik, die sie umgibt, aufrechtzuerhalten und alles anzugreifen, was sie verfolgt.« Tränen rannen ihr übers Gesicht. »Ich wollte keinesfalls ihr Leben aufs Spiel setzen, aber mein Volk …« Ihre Stimme verlor sich in einem Schluchzen.
Jaston strich mit der Hand über ihren Rücken. »Du konntest das alles nicht wissen. Quäle dich nicht mit solchen Gedanken!« Er sah Er’ril an. »Wenn sie helfen soll, eure kleine Hexe zu retten, könnte sie deine Unterstützung gebrauchen, statt dass du ihr Vorwürfe machst.«
Er’ril verkniff sich eine Entgegnung, aber im Stillen musste er den Worten des Sumpfbewohners zustimmen. In diesem Augenblick lag Elenas Sicherheit in den Händen dieser Zwergin, und so sehr es ihm auch widerstrebte, er musste sich damit abfinden. Er konnte sich nicht einmal vorstellen, welcher Kampf unter der ruhigen schwarzen Oberfläche des Sees tobte. Das Einzige, was ihm übrig blieb, war, seine Gebete ins Wasser zu senden, um auf geistigem Weg Elena seine Kraft zu übermitteln.
Während er wartete, schmerzte seine Lunge vor unterdrückten Wut- und Verzweiflungsschreien. Seine Hand zitterte. Im Verlauf ihrer langen gemeinsamen Reise war Elena mehr für ihn geworden als nur eine Hexe, und in diesem Augenblick ohnmächtiger Wut musste er sich eingestehen, dass es nicht nur väterliche Sorge war, die seine Gefühle bestimmte. Er schluckte schwer und weigerte sich, dieses andere Gefühl auch nur unausgesprochen beim Namen zu nennen. Er musste derartige Gedanken verdrängen. Er musste bereit sein.
In seiner Nähe stöhnte Cassa Dar. »Ich kann ihn nicht aufhalten«, murmelte sie in den See. »Ich versuche andauernd, ihn zu verlangsamen, doch seine Steinhaut setzt meinen Giften das ihre entgegen. Und wenn ich versuche, ihn durch die beschädigte Stelle an seinem Schädel anzugreifen, reißt er immer wieder meine Ranken weg, bevor sie Wurzeln schlagen und sich ausbreiten können.«
»Und Elena?« fragte Er’ril, diesmal in gemäßigterem Ton.
»Sie flieht und nähert sich uns … aber der Schwarzwächter ist wieder zu sich gekommen und verringert ständig den Abstand zwischen ihnen.«
Er’ril knirschte mit den Zähnen und zog seine Waffe. Mikela hatte ihre Klingen bereits
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