Alasea 02 - Das Buch des Sturms
Sumpfmann zu. »Hilf, Mikela zu befreien!«
Der Mann stand reglos da, die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen.
Er’ril verfluchte die Feigheit des Sumpfbewohners und versuchte, Elena noch schneller voranzutreiben, doch das Mädchen glitt an ihm vorbei und taumelte ein paar Stufen nach unten. Blaue Flammen tanzten um die Finger ihrer linken Hand.
»Elena!«
»Ich kann das Ungeheuer aufhalten«, brüllte sie zurück, wobei sie bereits die Hand hob. »Befreie Mikela!« Eine Woge von Kaltfeuer schoss aus ihrer Hand und traf den Rumpf des Monsters, als dieses gerade unten an der Treppe angekommen war. Die Wucht warf den Rumpf zurück, sodass er über das glatte Eis schlitterte. Die Tentakel wurden mitgezogen und räumten einen Weg frei, auf dem Er’ril zu Mikela gelangen konnte. Er eilte zu ihr und hackte auf die dicken Gliedmaßen ein, die sich um ihren Körper gewickelt hatten. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt. Ihre Kleidung rauchte, und als Er’ril endlich die Tentakel weggehauen hatte, sah er, dass es nicht nur ihr Hemd war, das rauchte: Ihr Fleisch um die Leibesmitte war verbrannt.
Er sah Jaston an. »Hilf Mikela die Treppe hinauf.«
Jaston löste sich aus seinem Schock und nahm Mikela unter einen Arm; Cassa Dar führte sie die Treppe hinauf.
Ferndal, der keine Waffe besaß und sich aus dem Getümmel herausgehalten hatte, bellte plötzlich und rannte an Er’ril vorbei die Treppe hinunter.
Er’ril drehte sich blitzschnell um. Elena stand vor einer Wand aus peitschenden Tentakeln. Sie ließ ihr Kaltfeuer über die schlangenartigen Gliedmaßen fluten, um sie im Zaum zu halten - doch zu mehr war ihre Magik nicht in der Lage. Wo ihre blauen Flammen das Ungeheuer trafen, wurde sein blasses Fleisch glühend rot und widerstand dem Eis mit einem inneren Feuer.
Elena war im Begriff, ihren Kampf zu verlieren, und einer der Fangarme kroch an der Decke entlang über Elenas Kopf, für sie außer Sicht. Die bösartige Gliedmaße näherte sich ihrem ungeschützten Rücken. Doch Ferndal stürmte herbei, um sie zu beschützen. Der Wolf sprang von der Treppe und flog geradezu durch die Luft. Er packte den sich herantastenden Arm mit den Kiefern und riss ihn von Elena weg.
Der Wolf landete auf den Pfoten und zog sich den Tentakel aus dem Maul. Das Fell um seinen Schnauze war versengt, und seine Zunge, die schlaff zwischen den Kiefern hervorbaumelte, war schwarz verbrannt.
Elenas Hände zuckten. Offenbar hoffte sie, Feuer würde etwas erreichen, wo Eis nichts bewirkte. Sie hatte sich bereits die rechte Hand blutig geritzt, und jetzt tanzten rote Flammen in ihrer Handfläche. Sie sandte einen Strahl Hexenfeuer auf das Ungeheuer. Seine flammende Berührung hatte einst sogar den schrecklichen Schutz eines Skal’tums durchbohrt, aber auf das abscheuliche Ungeheuer hier schien die Magik wenig Wirkung zu haben. Das Monster wimmerte zwar bei dem Angriff und wich auf dem Eis ein Stück weit zurück, doch wo der Blitz des Magik-Feuers einschlug, wurde sein fahles Fleisch schwarz wie durch Frostbrand, und dann erloschen die Flammen.
Das Ungeheuer blieb unversehrt.
Ferndal sprang die Stufen hinauf, während Er’ril nach unten eilte. Bewaffnet mit seinem Schwert, drängte er Elena zurück. »Der Herr der Dunklen Mächte ist jetzt vertraut mit deiner Magik«, warnte er. »Wir müssen fliehen, solange wir noch können.«
Elena schenkte ihm keine Beachtung. Ihr Gesicht war blass und ihre Haut nass von Schweiß. Erneut hob sie die rechte Hand. Flammen entwickelten in ihrer Faust die Brennkraft der Sonne.
Er’ril fragte sich, was sie wohl zu erreichen versuchte. »Elena?«
Das Mädchen streckte den Arm zu dem Ungeheuer aus und ließ ihre Magik in einem gebündelten Strahl frei. Das Feuer traf, nicht das Ungeheuer, sondern das Eis unter dem Gewirr seiner Tentakel. Die Hitze fraß sich ins Eis, und der See explodierte unter dem Ungeheuer. Dampf wogte durch die gesamte Höhlenkammer. Innerhalb eines einzigen Atemzugs war das Eis wieder zu Wasser geworden.
Durch den Dunst erhaschte Er’ril flüchtige Blicke auf die wild zappelnden Gliedmaßen des Ungeheuers und die schlagenden Flügel. Unvorbereitet getroffen, versank das Ungeheuer im Wasser.
»Kluges Mädchen«, lobte Er’ril sie.
Aber Elena war noch nicht fertig. Sie hob die linke Hand und schickte ihr Kaltfeuer aus. Dampf verwandelte sich in eisigen Dunst, und der See gefror über der Stelle, wo das Ungeheuer versunken war. Bald war die ganze Fläche wieder festes Eis.
Elena
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