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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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verriegeln kann.«
    Sie huschten hinaus auf die Treppe und eilten die Stufen so schnell wie möglich abwärts. Er’ril stand an der Tür und versuchte, sie zuzuziehen. Selbst in der Dunkelheit sah Elena, wie die Adern an seinen Schläfen hervortraten und die Muskeln an seinem Arm dick anschwollen. Die Tür klemmte.
    »Er’ril?«
    »Bleib da weg, Elena!«
    Mikela packte sie mit festem Griff an der Schulter und befahl ihr ohne Worte, zu gehorchen.
    »Ich brauche Zeit, um ein Boot zu bauen«, sagte die Hexe vom Rand des Wassers her. »Er muss es schaffen, die Tür zu schließen.«
    Wieder schallte schreckliches Gebrüll aus der Höhle herauf. Dann veränderte sich die Tonlage des Ungeheuers. Es hatte Er’ril entdeckt.
    Der Präriemann bearbeitete die Tür immer heftiger. Ein rötlicher Nebel schwebte über die Schwelle hinaus in die Nacht. Elena hielt sich die Hand an den Hals. Das Ungeheuer musste beinahe bei ihm sein.
    Plötzlich schoss ein tastender Tentakel vor und grapschte nach Er’rils Hals. Der Präriemann röchelte, so brannte sein Fleisch. Unbewaffnet schlug seine Hand nach dem erstickenden Glied. Bevor sonst irgendjemand reagieren konnte, rannte Jaston die Stufen hinauf, den Dolch umklammernd.
    Er war innerhalb eines Herzschlags bei Er’ril und schlug wie wild auf den Fortsatz ein. Dessen ätzendes Blut fraß sich in seinen Dolch und verbrannte ihm Hand und Arm. Er schrie laut auf, nicht vor Schmerz, sondern vor Zorn, der sich über viele Winter hinweg angesammelt hatte. Er tobte mit seiner Klinge gegen den Tentakel an, bis Er’ril, von dessen Umklammerung befreit, zu Boden sank.
    »Schnell!« keuchte Er’ril, während er die Stücke des Tentakels von sich abschüttelte und sich erhob. Gemeinsam gelang es den beiden Männern, die Tür zu bewegen. Sie warfen sie zu und schoben den Riegel vor. Er’ril lehnte sich gegen die verschlossene Tür und klopfte Jaston auf die Schulter. »Danke.«
    Da polterte etwas Großes von der anderen Seite gegen die Tür. Die Erschütterung war so gewaltig, dass Er’ril nach außen gestoßen wurde. Der Präriemann versuchte noch, sich mit der Hand am Rand der Treppe festzuhalten, doch ein Arm reichte dafür nicht aus. Jaston griff nach ihm, verfehlte ihn jedoch. Er’ril stürzte von der Treppe in den See.
    »Er’ril!« Elena rannte zum Rand des Wassers. Selbst im nebelverhangenen Licht der Sterne sah sie, wie riesige Flossen die gekräuselte Oberfläche des Sees durchschnitten. Er’rils Kopf hüpfte auf den Wellen, und der Präriemann schwamm mit kräftigen Zügen in Richtung der untersten Stufe. Doch wieder war er als Einarmiger benachteiligt. Die Flossen kamen ihm schnell näher.
    »Keine Angst«, sagte die Zwergin, die neben Elena trat. Cassa Dar vollführte mit dem dicken Arm einen weiten Schwenk übers Wasser, und die Flossen drehten gleichzeitig ab und gerieten außer Sicht. »Ich habe nicht genügend Zeit, um ein Boot zu bauen«, murmelte sie, da sich Er’ril näherte. »Ich muss improvisieren.«
    Mit diesen Worten warf sich Cassa Dar von der Treppe und landete flach auf dem Bauch im See. Statt abzusinken, wurde ihr Körper zu Ranken und Moosen, die zum Teil hell in der Nacht leuchteten. »Ich habe euch ja gesagt, dass ich mehr bin als nur eine Zwergin.« Dann veränderte sich ihre Gestalt weiter zu einem Floß aus diesem Grün, doch ihre Stimme ertönte immer noch aus dem Gewirr von Ranken. »Schnell. Kommt an Bord!«
    Alle zögerten einen Augenblick. Es war ihnen unbehaglich bei der Vorstellung, an Bord eines Wasserfahrzeugs zu gehen, das aus dem Körper einer alten Frau entstanden war. Da erschütterte ein weiteres Beben die Turmtreppe, als das Ungeheuer erneut gegen die Tür donnerte.
    Er’ril schwamm zum Rand des Floßes und kletterte hinauf. »Worauf wartet ihr noch?«
    Keiner der anderen brauchte eine weitere Aufforderung. Die Gruppe kletterte auf das lebende Floß. Sobald alle an Bord waren, glitt das Floß mit zunehmender Geschwindigkeit übers Wasser dahin. Cassa Dars Stimme ertönte vom Boden. »Ich werde jetzt nicht mehr lange mit euch sprechen können.«
    Ferndal beschnupperte das Floß mit aufgestellten Ohren und geneigtem Kopf.
    »Das Antreiben des Floßes«, fuhr Cassa Dar fort, »strapaziert meine Elementarfähigkeiten aufs Äußerste, und je weiter ich mich von der Burg entferne, desto mehr werden meine Kräfte nachlassen.«
    Er’ril zog das klatschnasse Hemd aus und befreite seinen Arm aus dessen haftendem Griff. Er prüfte seine

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