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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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Worte niederschreibe, verwischen Tränen die feuchte Tinte und hinterlassen schwarze Schlieren auf dem gelbbraunen Pergament.
    Aber so viel Leid meine Lektüre der Schriften auch über meine Familie und viele andere gebracht hat, im Herzen kann ich es immer noch nicht bereuen, dass ich sie gelesen habe. Die Schriften haben mich mit ihren Worten verändert. Jetzt kenne ich die Wahrheit! Und dieses Wissen kann durch das Messer des Scharfrichters nicht von mir getrennt werden. Ich werde mit den letzten Worten der Schriften auf den Lippen sterben und zufrieden sterben.
    In meiner Eigenschaft als Schriftsteller habe ich immer schon vermutet, dass Worte eine gewisse Magik beinhalten. Doch erst beim Lesen der Schriften wurde mir klar, wie mächtig das geschriebene Wort sein kann.
    Worte können das Blut eines Volkes sein.
     

 
     
    NACHTRAG ZUM VORWORT

    von Jir’rob Sordun, Universitätsprofessor (U.D.B.)
     
    WILLKOMMEN ZURüCK BEI DEN GROSSEN SCHRIFTEN.
    Warum, so werden Sie sich vielleicht fragen, verschwenden wir die ersten paar Seiten für die letzten Worte eines dem Tod geweihten, gotteslästerlichen Mannes? Sala’zar Mut wurde durch öffentliche Folterung und langsames Köpfen im Gefängnis von St. Sib’aro hingerichtet, und zwar am Morgen, nachdem er das vorangegangene Vorwort geschrieben hatte.
    Sein Tod, liebe Studenten, ist die erste Lektion, in die sich vor der weiteren Lektüre jeder gründlich vertiefen sollte.
    Haben Sie Muts Worten Glauben geschenkt? Können Sie sich der Überzeugung anschließen, dass Worte das Blut eines Volkes sein können? Dass Worten eine geheimnisvolle Kraft innewohnen kann? Schämen Sie sich nicht, wenn das der Fall sein sollte, denn Sala’zar Mut war ein begabter Schreiber.
    Aber lassen Sie sich das eine Lehre sein - vertrauen Sie Worten niemals!
    Mut unterlag einer Täuschung, einer geistig-seelischen Schwäche, hervorgerufen durch die Lektüre der Schriften ohne geschulte Anleitung.
    Möge sein Tod hier als Lektion dienen, nicht seine Worte. Worte haben ihm das Leben nicht gerettet.
    Also, bevor Sie die erste Seite dieses zweiten Buches aufschlagen, müssen Sie die folgende Wahrheit kennen und sich innerlich stählen, indem Sie sie hundert Mal laut aufsagen, bevor heute die Sonne untergeht:
    »Worte haben keine Macht.
    Die Schriften haben keine Macht.
    Nur der Hohe Rat hat Macht.«
     

 
     
    Abtretung der Verantwortung
     
    Dieses Buch wird Ihrer Person übertragen und unterliegt Ihrer ausschließlichen Verantwortung. Jeder Fall eines Verlustes, einer Änderung oder Beschädigung wird strenge Strafen nach sich ziehen (entsprechend den an Ihrem Gerichtsstand geltenden Gesetzen). Jede Weitergabe, Abschrift oder auch nur mündliches Vorlesen in Anwesenheit einer Person, die nicht Studienkollege ist, ist strengstens untersagt. Durch die unten stehende Unterschrift und Ihren Fingerabdruck übernehmen Sie die volle Verantwortung und befreien die Universität von der Haftung für jeglichen Schaden, den Sie - oder Personen in Ihrer Umgebung - durch die Lektüre dieser Schrift erleiden mögen.
     
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    Unterschrift Datum
     
    Abdruck des Zeigefingers Ihrer rechten Hand hier anbringen:
     

 
     
    WARNUNG:
     
    Falls Sie durch irgendeinen Zufall außerhalb der rechtmäßigen Universitätskanäle an diesen Text gelangt sein sollten, schließen Sie dieses Buch bitte jetzt und benachrichtigen Sie die zuständigen Stellen, damit diese für eine sichere Wiedereinbringung sorgen können. Das Versäumnis, dieses zu tun, kann zu Ihrer sofortigen Verhaftung und Einkerkerung fuhren.
    Sie wurden gewarnt.

 
     
    Hexensturm
     
    Geboren im Feuer,
    überschattet von Drachenflügeln,
    so begann die Reise.
     

 
     
    Vor meinem Fenster bereitet sich die Wintersonne darauf vor, im Blau der Großen Westsee zu versinken. Der Himmel weist nicht den rosigen Schimmer des Frühlings auf, sondern ein fleckiges Durcheinander von Purpur-, Rot- und Gelbtönen. Ich sitze an meinem Schreibtisch und warte, so wie jeden Abend, seit ich im letzten Jahr den ersten Teil ihrer Geschichte beendet habe. Während der vergangenen hundert Nächte habe ich von diesem Platz aus viele Male beobachtet, wie der Mond zu seinem vollen Umfang angewachsen und wieder zu einer schmalen Sichel geworden ist, den Federhalter über dem Pergament in der Schwebe haltend, unfähig zu schreiben.
    Warum? Warum schiebe ich die Fortsetzung der Erzählung hinaus? Ich weiß, dass ich nur

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