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Alasea 03 - Das Buch der Rache

Alasea 03 - Das Buch der Rache

Titel: Alasea 03 - Das Buch der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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entsetzlicher Magik.
    Aus der feuchten Höhle des zerborstenen Brustkorbes starrten blutrote Augen hinaus in die Nacht. Magik floss zäh aus der alten Wunde. Wie die verworrenen Tentakel eines Tiefseekraken suchte sie die Wände der Klippen ab mächtig und übel riechend.
    Eine Stimme wie aus dem schwärzesten und kältesten Ozean hallte aus der Wunde in der Brust. »Sei bereit. Mein Bösewächtersoldat. Der, den ich Legion genannt habe, wird sie uns in die Falle scheuchen. Sei bereit, oder du wirst meinen Zorn spüren.«
    Der Mann wand sich plötzlich, als würde ein inneres Feuer ihn quälen, er rang nach Luft wie ein Fisch auf heißem Sand. Seine Zunge spuckte erneuerte Treueide aus. »Ich… ich werde dich nicht noch einmal… enttäuschen.«
    Dann war die Magik plötzlich verschwunden. Der männliche Drak’il warf einen Blick zum Strand.
    Der Mann stöhnte, raffte das Hemd vor seiner Brust zusammen und stolperte zurück ins Meer. Als seine Füße das Wasser berührten, stieg die Blase aus unheilvoller Magik erneut aus den Fluten, um ihn wieder aufzunehmen.
    Als sie sich schloss, unternahm der weibliche Drak’il einen letzten verzweifelten Versuch, den Mann zu verführen. Sie sprach seinen Namen aus und benutzte dafür die abscheuliche allgemeine Sprache. Ihre Stimme war rau vor Gier und Lust, und die gespaltene Zunge ihres Volkes erschwerte ihr das Sprechen noch. Da die Blase mitsamt dem Mann unter den Wellen verschwand, stieß sie das Wort hervor, seinen Namen: »R r rockenheim.«
    2
    »Du wirst dich daran gewöhnen müssen«, sagte Er’ril, als er Elena hinunter führte zum Kai aus Stein und Holz. Die Morgensonne erreichte gerade den Wellenkamm am Horizont und warf ihr noch dürftiges Licht auf die beiden Menschen.
    Vor ihnen am Ende des Kais schaukelte die Meereswind im Wasser. Der Wind hatte über Nacht aufgefrischt, und das Schiff schlingerte in der Dünung, während die Leinen an Bug und Heck ächzten und gewachste Seile gegen Eisenklampen rieben. In der seichten Bucht verschwanden die beiden Masten mitsamt ihren gerefften Segeln fast vollkommen hinter den hohen Sandsteinwänden der Klippen, die das winzige Becken umgaben. Ein anderes Schiff müsste schon nahe an der Küste unmittelbar an der kleinen Bucht vorbeisegeln, um die Meereswind überhaupt entdecken zu können. Es war ein sicherer und geheimer Hafen, einer von hunderten, die die Küste säumten. In dieser Gegend, in der es von Piraten und Freibeutern nur so wimmelte, wurden solche Buchten gehegt und hoch geschätzt.
    Mit beklommenem Herzen folgte Elena dem Gefährten Er’ril den langen Kai entlang. Als sie das Schiff auf und ab schlingern sah, verspürte sie sofort wieder eine leichte Übelkeit und hatte das Gefühl, dass der Kai sich bewegte. Die ständig gegen die Steinpfeiler klatschenden Wellen verstärkten den Brechreiz noch. Der Geruch der geölten Planken des Kais wetteiferte mit dem Gestank von Salz und Algen, und beides zusammen brachte ihren Magen nur noch mehr in Aufruhr. Elena schluckte schwer, und ihre Wangen wurden weiß.
    Sie hatte mit Dämonen und Ungeheuern gekämpft, mächtige Magik ausgeübt und war sogar in einem winzigen Stechkahn durch giftige Sümpfe gefahren, aber vor der bevorstehenden Seereise fürchtete sie sich am meisten. Geboren und aufgewachsen in den Vorbergen der mächtigen Zahnberge, einem Land aus hartem Granit und gestampftem Lehmboden, hatte Elena während eines kurzen Ausfluges zu den Seedrachen rasch gelernt, dass die wogenden Bewegungen des Meeres ihr entsetzliche Übelkeit verursachten und ihr Gleichgewicht schwächten. Gegen diesen Angriff wusste sie keine Verteidigung, keine Magik konnte sie seetüchtig machen. Dies war ein Hindernis, das sie ohne Hilfe bewältigen musste.
    Um ihre Leiden zu lindern, hatte Er’ril beschlossen, dass sie beide an Bord gingen und benachbarte Kabinen bezogen. Er hatte vor, sie von der Seekrankheit zu heilen, indem er sie einfach dem Meer aussetzte. »Ein paar Tage unter Deck«, hatte er ihr erklärt, »werden deinen Magen unempfindlicher gegen den Seegang machen.«
    Nur zögernd hatte sie sich einverstanden erklärt.
    An Bord der Meereswind erhob ein Hüne von einem Mann, von einer Hautfarbe wie poliertes Mahagoniholz und bekleidet mit einer dunklen Robbenfelljacke, die Hand zum Gruß, als sie die Laufplanke erreichten. Als er ihnen das Gesicht zuwandte, glitzerte ein Silberohrring in den ersten Strahlen der Morgensonne. Der Ohrring wies ihn als ein Mitglied von Bruder

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