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Alasea 03 - Das Buch der Rache

Alasea 03 - Das Buch der Rache

Titel: Alasea 03 - Das Buch der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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sprach ein Wort. Alle starrten nur aufs Wasser und waren zu überrascht, um etwas zu sagen.
    An einigen Stellen des Sees tauchten die überlebenden Seedrachen und ihre Reiter vorsichtig aus den Tiefen auf, wohin sie sich zurückgezogen hatten. Da Mond und Sterne sehr hell leuchteten, konnte Elena ohne Mühe die erstaunten Gesichter der Drachenreiter erkennen.
    Nirgendwo war mehr ein Anzeichen des nächtlichen Kampfes zu sehen. Das Wasser lag ruhig und scheinbar unberührt da. »Es ist vorbei«, seufzte Elena.
    Flint humpelte zu ihr hinüber. »Aber warum hat das Sargassum eingegriffen?«
    In ihrem Herzen wusste Elena die Antwort. Sie blickte der Reihe nach in die Gesichter der Gefährten. Alle würden sie die Morgendämmerung erleben. Mit beiden Händen auf die Reling gestützt, blickte Elena über den See. Tränen der Erleichterung liefen ihr aus den wunden Augen. Allein an der Reling, flüsterte sie nun Worte, von denen sie nie geglaubt hätte, dass sie ihr jemals über die Lippen kommen würden, gerichtet an den Mörder ihrer Eltern. »Ich vergebe dir.«
    Als sie die drei Worte aussprach, funkelte etwas aus der Tiefe des Sees herauf, wie ein Glühwürmchen an einem Sommerabend.
    Elena fühlte, dass jemand neben sie trat. Es war Linora. Die Frau legte eine Hand auf Elenas Schulter. »Danke«, murmelte sie.
    Die Funken des Geistlichtes verteilten sich über das Wasser und verglühten allmählich, bis nur noch der Mond und die Sterne ihr Licht auf die spiegelglatte Oberfläche des Sees warfen.
    FÜNFTES BUCH
    Zeit des Krieges
    21
    Er’ril erwachte am letzten Tag seines Lebens in der dunklen Zelle. Obwohl es kein Fenster gab, durch welches er das Licht des Sonnenaufgangs hätte sehen können, wusste Er’ril, dass der Morgen dämmerte. In fünf Jahrhunderten hatte sich ihm der Lauf der Sonne in Leib und Seele eingeprägt.
    Gefangen in seinen Fesseln, hob Er’ril den Kopf. Um ihn herum huschten schemenhafte Ratten durchs Heu und fiepten aufgeregt, während sie um die letzten schimmeligen Rinden kämpften, die vom Abendessen übrig geblieben waren. An seinen nackten Füßen bemerkte er schorfbedeckte Bisswunden. Die Ratten hatten wohl schon einmal eine Kostprobe von seinem schlafenden Körper genommen, der als Leiche ohnehin bald ihnen gehören würde.
    In der benachbarten Zelle schrie jemand und rasselte mit den Ketten. Das wahnsinnige Brüllen hallte durch den Kerker.
    Er’ril versuchte, die grausamen Laute nicht zu hören, aber sie kreisten in seinem Schädel. Plötzlich ging irgendwo im Flur knarrend eine Tür auf; Eisen kratzte gegen Eisen, als ein Schloss geöffnet wurde. Dann hörte er den schweren Schritt gestiefelter Füße. Er’ril horchte. Er glaubte, vier Männer zu hören. Sie kamen gewiss nicht, um die morgendliche Schleimsuppe zu bringen.
    Er streckte sich auf seinem Lager aus Heu und lauschte angestrengt auf einen Hinweis, der den Zweck ihres Kommens verriet. In der Zelle nebenan war das heulende Wesen verstummt. Auch Wahnsinnige wussten, dass sie die Aufmerksamkeit derer, die den Gang entlangkamen, besser nicht auf sich lenkten.
    Aber die Kreatur hätte ohnehin keine Angst zu haben brauchen. Das Stiefelscharren stoppte vor Er’rils Tür.
    Er’ril befühlte blitzschnell noch einmal die Spitze des Holzspanes, der aus seinem Nacken ragte. Er war noch an Ort und Stelle. Da der Präriemann nur einen knappen Lendenschurz trug, musste seine Haut als Versteck für Greschyms »Geschenk« dienen. Er hatte den Holzspan aus dem Stab unter die Haut am Haaransatz geschoben und würde ihn dort belassen, bis er ihn brauchte.
    Die niedrige Tür wurde aufgeworfen, und zwei Männer, gekleidet in die schwarz goldenen Uniformen der Hundsfott Soldaten, krochen herein. In der Hand des einen Mannes zischte eine Fackel. Das ungewohnt helle Licht blendete Er’ril. Die Männer blickten Er’ril mit finsteren Mienen an und rümpften die Nase über seine schäbige Behausung. »Riecht ja wie in einem Abort hier«, meinte einer der beiden.
    Der andere verzog das Gesicht. Er besaß nur noch ein Auge. An der Stelle, wo das andere eigentlich sein sollte, prangte nur eine lange, dicke Narbe. »Werft die Beinfesseln herein. Wir sollten aus diesem Kerker verschwinden, bevor wir uns hier noch etwas holen.«
    Ein paar Ketten und Eisenmanschetten landeten rasselnd in der Zelle und scheuchten die Ratten in ihre schwarzen Löcher. Aber das hartnäckige Ungeziefer floh nicht sehr weit. Ihre roten Augen glühten die Wächter aus den

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