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Alasea 03 - Das Buch der Rache

Alasea 03 - Das Buch der Rache

Titel: Alasea 03 - Das Buch der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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würde jedoch keinem gebrochenen Mann begegnen. Er’ril fuhr sich mit der Hand über den rauen Hals und kämmte sich das Haar grob mit den Fingern. Während er das tat, wurden seine Augen so hart wie die Steine auf den Ebenen seiner Heimat.
    Nock und die anderen Soldaten traten ein. Der Wächter schob die Ketten und Eisenmanschetten mit dem Fuß zu Er’ril und befahl ihm, sie anzulegen.
    Er’ril hörte die Worte kaum, er starrte nur in den Spiegel. Noch einmal berührte er den Holzstachel in seinem Genick. Er fühlte den Span und erlaubte sich, Hoffnung in sich aufkeimen zu lassen. Schwarze Magik gegen schwarze Magik.
    »Bist du taub? Leg die Ketten an!«
    Er’ril drehte sich um und blickte Nock ins Gesicht. Der Wächter sah etwas in den Augen des Präriemannes, das ihn einen Schritt zurücktaumeln ließ, die Narbe auf seinem Auge wurde blass. »D du hast genau gehört, was ich gesagt habe«, schimpfte er und warf einen Hilfe suchenden Blick zu seinen Kumpanen.
    Mit einem müden Kopfschütteln bückte sich Er’ril und hob die Eisenteile auf, dann fesselte er seine Beine. Nock bedeutete einem anderen Wächter, Er’ril die übrigen Ketten und die Handfessel anzulegen. Er’ril starrte Nock unverwandt ins Gesicht, während der andere ihn fesselte. Der Soldat versuchte, dem Blick des Präriemannes standzuhalten, aber es gelang ihm nicht, und er musste den Blick abwenden. Brummend führte er Er’ril zur Tür.
    Der Weg zum Westturm der riesigen Zitadelle, Prätors Speer genannt, war weit. Er’ril hielt den Rücken gerade und ging gemächlich. Jetzt, da er gewaschen und anständig gekleidet war, trauten sich die Wachen nicht mehr, ihn mit ihren Speeren zu belästigen. Sie schienen zu spüren, dass dem Dampf des Bades ein neuer Mensch entstiegen war, der solche Gehässigkeiten nicht mehr duldete, auch wenn er in Ketten lag.
    Endlich erreichten sie die Wendeltreppe, die den Turm hinaufführte. Er’ril seufzte. Er befürchtete, dass sich der Aufstieg nach so langer Zeit ohne richtige Nahrung endlos lange hinziehen würde. Und er hatte Recht, sogar seine alte Beinverletzung, die ihm die Felskobolde vor fast einem Winter zugefügt hatten, fühlte er gleich nach ein paar Stufen. Als die Gruppe den obersten Treppenabsatz erreichte, keuchte Er’ril durch die zusammengepressten Zähne.
    Nock trat vor die zwei Soldaten, die eine riesige, mit Eisenbeschlägen verstärkte Eichentür bewachten. Noch bevor er ein Wort sagen konnte, schwang die Tür lautlos auf. Die Turmwachen zeigten keinerlei Reaktion und starrten stur geradeaus. Nocks einziges Auge jedoch wurde groß. Er verneigte den Kopf vor der Macht, die aus dem Gemach strahlte.
    Eine Stimme drang zu ihnen heraus. »Sag meinem Bruder, dass er willkommen ist.« Der eisige Tonfall stand im krassen Gegensatz zu den einladenden Worten.
    Nock trat zur Seite, wandte sich an Er’ril und winkte ihn vor. Der Präriemann fühlte nun ganz leicht die Spitze eines Speeres in seinem Rücken. Es schien, die Wachen waren mehr als froh, ihre Last endlich loszuwerden.
    Er’ril sträubte sich nicht. Dieses Opfer musste er bringen, wenn er die Zerstörung des Buches aufhalten wollte. Mit rasselnden Ketten schlurfte er an Nock vorbei und betrat Schorkans Turmgemach.
    Die dicken Teppiche des Arbeitszimmers dämpften das Rasseln seiner Eisenketten. Drinnen fand Er’ril den flachsblonden Kindmagiker De’nal vor. Er lag flegelhaft auf einer kleinen Ruhebank und schlug mit dem Schuhabsatz unaufhörlich gegen den Holzrahmen des Möbels. Greschym saß an einem kleinen Kirschholztisch und grinste wie eine Katze, die gerade eine Taube verschlungen hatte. Nur Schorkan, der das weiße Gewand des Prätors trug, hatte Er’ril den Rücken zugewandt, um zu zeigen, wie wenig wichtig ihm die Gegenwart des Präriemannes war.
    Schorkan starrte durch ein Fenster hinaus auf die versunkene Stadt. Die ersten Sonnenstrahlen erreichten gerade die abbröckelnden und schiefen Türme. In der Ferne sah Er’ril das blaue Glitzern des Ozeans und sogar einige hügelige Inseln. Schorkan sprach, als würde er eine Unterhaltung weiterführen, die Er’ril jäh unterbrochen hatte.
    »Sie kommen mit geblähten Segeln. Die Blutreiter und die Hexe werden noch vor Einbruch der Nacht vor unseren Toren stehen.«
    Er’ril konnte nicht anders, er musste lächeln bei diesen Worten. Dann hatte Saag wan die De’rendi also von ihrer Sache überzeugen können!
    Nun erhob Greschym die Stimme. »Wie steht es um unsere restlichen

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