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Alasea 03 - Das Buch der Rache

Alasea 03 - Das Buch der Rache

Titel: Alasea 03 - Das Buch der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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Gedanke, dass er noch am Leben sein könnte. Ein zweites Mal würde sie einen solchen Kummer nicht ertragen. Elena fasste sich ins Haar und berührte den Riemen aus angesengtem rotem Leder, den sie sich ins Haar geflochten hatte. »Er… er lebt?«
    Der Geist begann erneut zu wabern, er verschwand langsam. »Die Dunkelmagiker in A’loatal halten ihn gefangen. In zwei Nächten, wenn der Mond voll ist, werden sie sein Blut vergießen, um das Buch zu zerstören. Du musst dich beeilen.«
    Elena griff mit beiden Händen nach dem schwindenden Geist und versuchte, die leuchtenden Nebelfetzen aufzufangen, um erneut so etwas wie einen Menschen daraus zu formen. Er durfte noch nicht gehen.
    Als ihre Hände in den gespenstischen Dunst fassten, verschwand die blasse rechte Hand plötzlich. Elena riss ihren Arm zurück, als hätte der Schatten ihr ein letztes Mal geschadet. Doch das war nicht der Fall. Ihre Hand erschien wieder und leuchtete nun in einem vertrauten rosigen Azur.
    Sie hob die Hand vor ihr Gesicht. Handteller und Finger waren so körperlos wie zuvor Rockenheims Schatten. Sie konnte ihre Gefährten durch die Handfläche sehen. Elena fiel wieder ein, was Tante Fila ihr beigebracht hatte. Geistlicht! Beim letzten Wiedersehen mit Fila hatte Elena dieselbe Magik entfacht. Sie hatte sich zu nahe an die Geisterwelt herangewagt.
    »Geistfeuer«, murmelte Elena und nannte die Magik, die ihre rechte Hand durchdrang, beim Namen. Sie hob die linke Hand, auf der die rubinroten Spiralen noch immer kreisten, und ballte beide Hände zu Fäusten. »Geist und Stein«, murmelte sie, als sie die beiden Fäuste zueinander führte, die eine Geist, die andere Körper. Wenn der Schatten Rockenheims die Wahrheit gesprochen hatte und Er’ril noch am Leben war, dann würde Elena, wenn es sein musste, selbst die Türme A’loatals niederreißen, um ihn zu befreien.
    Eine leise Stimme lenkte ihre Aufmerksamkeit zurück zum Deck des Schiffes. »Elena?«
    Elena ließ die Hände sinken und erkannte Joach, der sie mit offenem Mund anstarrte. Tol’chuk und Merik standen neben ihm. Sie schienen ebenso entsetzt zu sein wie er. Elena blickte sich auf dem Deck um. Auch die Augen der anderen stierten sie an. »Was ist?«
    Joach stolperte auf sie zu. »D Du bist nicht mehr da. Ich sehe deine Kleider, aber dein Körper ist verschwunden.«
    Elena blickte an sich hinunter. Nicht schon wieder. Sie erinnerte sich an das letzte Mal, als sie Geistlicht berührt hatte. Ihr Körper war für die Augen der anderen unsichtbar geworden. Nur ihre Kleider waren noch sichtbar gewesen.
    Flint kam zu ihr, ging einmal um sie herum und betrachtete sie eindringlich. Währenddessen warf er immer wieder einmal einen vorsichtigen Blick zum Himmel. Der Schwarm Skal’ten hatte sich über dem See gesammelt und umkreiste das Schiff nun in immer enger werdenden Spiralen. »Vielleicht ist es am besten, wenn du dich entkleidest, Elena. Unsichtbar kannst du den bevorstehenden Angriff eher überleben.« In seiner Stimme war die Hoffnungslosigkeit deutlich zu hören. »Danach könntest du dich der De’rendi Flotte südlich von hier anschließen.«
    »Nein! Ich werde nicht tatenlos herumsitzen, während die anderen kämpfen und sterben«, bestimmte sie. Elena hob die Hand und betrachtete die körperlose rechte Faust. Bei ihrer ersten Tändelei mit der Geistmagik hatte Elena gelernt, wie sie einen Dolch in der Hand verstecken konnte, indem sie die Magik nach außen lodern ließ. Aber vielleicht klappte es umgekehrt genauso? Elena drängte das rosige Schimmern mit eisernem Willen nach innen, es sollte nicht mehr nach außen scheinen. Sie zog die Magik ihres Geistfeuers zu einem kleinen, hellen Glühen in der Mitte ihrer Handfläche zusammen und sog sie anschließend in ihr Blut und ihren Körper ein. Während sie daran arbeitete, bekamen ihre Finger allmählich immer mehr Substanz. Elena konnte nicht mehr durch sie hindurchblicken.
    Joach schrie plötzlich auf. »Elena, ich kann dich wieder sehen!«
    Doch die Hexe schenkte ihrem Bruder keine Beachtung. Sie durfte ihre Konzentration nicht unterbrechen noch nicht. Sie biss die Zähne zusammen und griff nach dem Quell des Geistfeuers. Sie verödete den Brunnen der Macht, bis sie bereit war, ihn erneut plätschern zu lassen. Als das vollbracht war, hob Elena den Blick zu den anderen. Sie wusste, dass alle sie nun wieder sehen konnten. Sie erwiderte ihr Starren mit entschlossenem Blick. Wenn der Schatten die Wahrheit gesagt hatte nämlich

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