Alasea 03 - Das Buch der Rache
Drachen hatte sie schließlich aufgespürt. Saag wan schätzte, dass mindestens weitere zwei Legionen, vielleicht auch drei, als Reserve irgendwo auf der Insel warteten. Sie biss die Zähne zusammen. So viele der Ungeheuer waren noch immer am Leben! Sie hatte gehofft, der Kampf im Sargassum Wald hätte ihre Anzahl drastischer reduziert.
Sie warf einen Blick zurück auf die umkämpfte Stadt und wusste, dass Schnelligkeit nun lebenswichtig war. Die De’rendi Flotte musste die Hafenanlagen noch vor Sonnenuntergang in ihre Gewalt gebracht haben. Dann könnten ihre Streitkräfte die verfallenen Häuser und schiefen Türme als Deckung gegen die Skal’ten nutzen. Auf dem offenen Meer war ihre Flotte zu schutzlos gegenüber den geflügelten Ungeheuern. Das Blatt würde sich sehr schnell zugunsten des Feindes wenden.
Aber die Nachricht von den Skal’ten Legionen war nicht die ärgste Neuigkeit, die sie zu überbringen hatte. Saag wan beobachtete, wie sie der Drachenherz immer näher kamen. Sie mussten sich beeilen.
Muss tiefer gehen, gab Ragnar’k ihr zu verstehen. Der pochende Schmerz in Saag wans rechtem Arm wurde heftiger. Der anstrengende Flug forderte seinen Tribut.
Bring uns nur hin. Wenn nötig, schwimmen wir.
Der Schlachtenlärm wogte immer lauter und heftiger zu ihnen herauf, je tiefer sie auf das umkämpfte Meer niedersanken. Bald streifte der Drache mit seinen Flügeln fast die Masten der Schiffe. Die feindlichen Pfeile konnten sie nun wieder erreichen und bombardierten Ragnar’ks Bauch, aber noch schützten ihn seine dicken Schuppen vor Verletzungen. Nach ein paar weiteren Flügelschlägen hatten sie jedoch das ärgste Kampfgetümmel hinter sich gelassen und glitten über die Wellen hinweg zum hinteren Ende der Flotte. Die Drachenherz lag unmittelbar vor ihnen.
Dort angekommen, musste Ragnar’k noch einmal an Höhe gewinnen, um die Schiffsreling zu überwinden, und die Landung an Deck missglückte zu einem wuchtigen Aufprall und einem langen Schlittern. Der Drache stieß die Silberkrallen ins Deck, und doch prallte sein verletzter rechter Flügel gegen einen Mast. Höllische Schmerzen schossen durch Saag wans Arm. Schließlich kamen sie zum Stehen, und Ragnar’k sank erschöpft aufs Deck nieder.
Saag wan richtete sich sofort auf. »Drachenblut!« rief sie. »Ein Fass Drachenblut, schnell!« Sie wagte es nicht, den Bann zu brechen und Kast aufzuwecken, bevor es Ragnar’k nicht besser ging.
Männer, die zuerst vor dem landenden Drachen geflohen waren, rannten nun aufgeregt übers Deck. Der Großkielmeister kam vom Heck gelaufen und befahl, die Bitte der Mer’ai zu erfüllen. Zwei Männer rollten hastig ein Fass heran.
Nun, da sie nicht mehr flogen, stieg Saag wan erstmals der Geruch von verbranntem Drachenfleisch in die Nase. Ihr Magen zog sich zusammen. Der Gestank bewies mehr noch als die Schmerzen , wie tief die Wunde ging. Sie warf einen Blick auf den mit Blasen übersäten Flügel. Die ehemals schwarzen Schuppen, die nun versengt und kränklich weiß waren, sonderten eine klare, gelbliche Flüssigkeit ab. An der Vorderkante des Flügels konnte man durch das verbrannte Gewebe sogar die Knochen sehen. Süße Mutter, sie hatte gar nicht bemerkt, wie schwer Ragnar’ks Verletzung war. Wie hatte ihr Reittier damit noch eine so große Entfernung zurücklegen können?
Saag wan erhielt eine Antwort auf ihre Frage. Dein Herz, meine Leibgefährtin… Ich wollte dich nicht enttäuschen.
Sie beugte sich vor und legte die Arme um Ragnar’ks dicken Hals, doch rasch richtete sie sich wieder auf. Die Männer hatten das Fass unmittelbar vor die Schnauze des Drachen gerollt und aufgestellt. Der Großkielmeister selbst trat mit einer Axt in der Hand vor. Mit einem einzigen Hieb schlug er ein Loch in den Deckel.
»Trink!« befahl er.
Ragnar’k brauchte keine zweite Aufforderung. Der Geruch des Blutes zog ihn an. In Saag wans Körper wurde die Blutgier fast stärker als die Schmerzen der Verbrennungen. Ragnar’k steckte die Schnauze in das Fass und trank das abgezapfte Blut. Im Nu war das Fass leer.
Sofort spürte Saag wan die heilende Kraft des Drachenblutes. Der pochende Schmerz im Arm ließ allmählich nach, als hätte jemand kühles Wasser darüber gegossen. Die Mer’ai seufzte laut auf vor Erleichterung.
Ragnar’k stieß das Fass mit der Nase zur Seite.
»Brauchst du noch mehr?« fragte Saag wan besorgt.
Nein. Ragnar’k ist stark. Blut des kleinen Drachen war genug.
Erleichtert sank Saag wan
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