Alasea 03 - Das Buch der Rache
zusammen. Der Hochmut des Drachen war zurückgekehrt. Damit wusste sie sicher, dass er auf dem Weg der Besserung war. »Dann muss ich nun den Rat der anderen einholen, mein mächtiger Leibgefährte.«
Ragnar’k schickte ihr ein verächtliches Schnauben, als wären diese Angelegenheiten unter seiner Würde.
Saag wan musste über seine wiedergewonnene Überheblichkeit lächeln und ließ sich aufs Deck hinuntergleiten. Fast wäre sie gestürzt, denn ihre Beine waren müde und taub vom vielen Fliegen, doch durch die stützende Hand des Großkielmeisters gelang es ihr, Haltung zu bewahren. »Danke«, flüsterte sie dem großen Anführer der De’rendi zu.
Ihre Handfläche lag noch an der Flanke des Drachen, und sie drehte sich ihm noch einmal zu. Ruhe nun, mein Leibgefährte.
Kehre bald zurück! Er fuhr langsam herum und berührte sie zärtlich mit der Spitze seiner Schnauze. Ich werde deinen Duft vermissen.
»Und ich deinen«, sagte Saag wan laut und nahm die Hand fort.
Saag wan und der Großkielmeister traten einige Schritte zurück, als sich der Bann umkehrte. Flügel und Schuppen explodierten, um sich dann in einem Wirbel zusammenzudrehen und zu schrumpfen, bis nur noch ein nackter Mann auf dem Deck kauerte.
Kast richtete sich auf und stolperte einen Schritt vorwärts. Auf seinem rechten Arm leuchtete von der Schulter bis zum Handgelenk eine rote Brandwunde. Aber noch während Saag wan auf ihn zustürzte, verblasste die Verletzung zu einer rosafarbenen Linie. Sie fielen sich in die Arme, und der Großkielmeister winkte einen Mann heran, der Hosen und ein Hemd holen sollte.
Saag wan fühlte die Wärme von Kasts Haut auf ihrer Wange und wünschte, sie könnte ewig so in seinen Armen liegen, aber die Wichtigkeit der Nachrichten, die sie zu überbringen hatte, erforderte, dass sie sich bald voneinander lösten.
Kast drückte sie an sich. »Auch ich habe deinen Duft vermisst«, flüsterte er.
Saag wan blickte zu ihm auf. Ihre Wangen glühten rot, und als Kast sie leidenschaftlich küsste, drohten ihre Knie nachzugeben, aber Kasts starke Arme hielten sie fest und bewahrten sie vorm Fallen.
Bald zu bald eilte einer der De’rendi Krieger mit einem Berg von Kleidern auf den Armen zu ihnen.
Kast fuhr mit der Fingerspitze über Saag wans Wange und Hals, dann zog er sich rasch an. Noch während er in die Hosen schlüpfte, sprach er mit dem Großkielmeister. »Wir müssen die anderen Kielmeister benachrichtigen. Der Kampf steht vor einer entscheidenden Wende, und wir müssen uns darauf vorbereiten.«
»Kommt mit«, befahl der Großkielmeister, als Kast sich fertig angezogen hatte. »Wir werden in meine Kajüte gehen. Ich möchte, dass auch Bilatus die Neuigkeiten erfährt, die ihr mitgebracht habt.«
Kast nickte. Er legte den Arm um Saag wan, und zusammen folgten sie dem Großkielmeister unter Deck. Saag wan fiel auf, dass der alternde Kielmeister viel energischer wirkte als sonst. Beschwingten Schrittes ging er vor ihnen her, und aus seinen Augen funkelte die Kampfeslust.
In der Kajüte des Großkielmeisters fanden sie den beleibten Schamanen des Schiffes über einigen Büchern und Karten sitzend vor. Bilatus hob den fast kahlen Kopf, seine Wangen waren rosig gefärbt von der Hitze im Raum. Mit einem leisen Ächzen erhob er sich aus dem Stuhl. »Meister Kast, Meisterin Saag wan, ich wusste gar nicht, dass ihr zurückgekehrt seid.«
Der Großkielmeister trat vor. »Hast du den Lärm und Tumult an Deck nicht gehört?«
Bilatus setzte eine unschuldige Miene auf und deutete auf den schwer beladenen Tisch. »Meine Bücher… wenn ich darin studiere, vergesse ich die Welt um mich herum.«
Der Großkielmeister klopfte dem Schamanen freundlich auf die Schulter und durchquerte den Raum, um sich auf einem Hocker niederzulassen. »Etwas anderes würde ich gar nicht dulden.
Das ist schließlich die Aufgabe eines Schamanen. Bleib du bei deinen Schriften und Karten, und lass uns Krieger die Schwerter schwingen.« Der große Mann winkte Saag wan und Kast neben sich auf die gepolsterten Stühle vor dem kleinen Kamin.
Als sie Platz genommen hatten, sprang der Großkielmeister von seinem Hocker auf und lief auf und ab. Er besaß zu viel Energie für den kleinen Raum. Saag wan fühlte genau, dass sich der Mann danach sehnte, an Deck und in den Rauch der Schlacht zurückzukehren. »Was bringt ihr für Neuigkeiten?«
Kast warf Saag wan einen Blick zu, aber sie nickte zurück, er sollte erzählen. Also berichtete Kast rasch von
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