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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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erklärte Kesla. »Sie werden vom Blut der Toten angelockt.«
    Inzwischen hatte auch Scheschon die Tiere entdeckt und streckte flehentlich die Arme aus. Die Tränen strömten ihr über das Gesicht. »Hilf mir doch!« rief sie, den Blick geradewegs auf Hant gerichtet.
    Der Blutreiter spannte unversehens alle Muskeln an, befreite sich aus Keslas Griff und stapfte auf das Mädchen zu.
    »Nein!« schrie Kesla. »Bleib stehen! Sie reagieren nicht nur auf Blut, sondern auch auf Bewegungen!«
    Hant ging weiter, als hätte er nichts gehört.
    »Es ist der Bann«, sagte Saag wan. »Der Eid, der Mer’ai und Blutreiter verbindet, zwingt ihn zum Handeln.«
    Kast riss sich Joachs Umhang von den Hüften, rannte splitternackt hinter Hant her und warf ihm die Tuchbahn über den Kopf. Sobald der Kontakt zwischen ihm und dem Mädchen unterbrochen war, sank Hant in sich zusammen, als hätte man eine straff gespannte Schnur durchschnitten. Verwirrt wollte er sich den Umhang vom Gesicht reißen, aber Kast hinderte ihn daran. »Lass deine Tätowierung bedeckt.«
    Hant nickte, zum Zeichen, dass er verstanden hatte, ließ sich den Umhang auf die Schultern gleiten und legte ihn wie einen Schal über das Bildnis an seinem Hals.
    »Niemand bewegt sich!« befahl Kesla.
    Mehr als ein Dutzend neuer Flossen tauchten auf.
    Am Unterstand wurden zwei weitere Elv’en Leichname unter den Sand gezogen. Um das Fleisch des letzten lieferten sich zwei der Raubtiere einen erbitterten Kampf. Blutige Fetzen flogen in hohem Bogen durch die Luft. Blitzschnell schossen kleinere Haie heran und schnappten mit blendend weißen, scharf gezackten Zähnen nach den Brocken.
    »Werden sie uns angreifen?« fragte Joach.
    »Es sind hauptsächlich Aasfresser. An lebenden Geschöpfen vergreifen sie sich nur selten. Aber wenn sie im Fressrausch sind, kann es schon vorkommen, dass sie sich auf alles stürzen, was sich bewegt. Verhaltet euch einfach still. Sobald sie alles gefressen haben, müssten sie eigentlich abziehen.«
    Kesla spürte deutlich, unter welchem Druck die anderen standen. Es fiel ihnen schwer, tatenlos zuzusehen, während das kleine Mädchen schluchzend um Hilfe rief. Aber sie hatten keine andere Wahl. Jede Bewegung hätte die Aufmerksamkeit der blutgierigen Bestien unter dem Sand erregt.
    Also warteten sie. Die Sonne stieg immer höher.
    Nachdem alle Leichen aufgefressen waren, entfernten sich die Räuber mit kräftigen Schwanzschlägen. Alle Flossen bis auf eine verschwanden im Sand. Kesla beobachtete diese letzte mit zusammengekniffenen Augen. Es war das größte Tier der Gruppe der Leithai, der den Schwarm führte und zusammenhielt. Seine Flosse umkreiste weiter den blutigen Sand. Er war unverkennbar auf der Suche nach übrig gebliebenen Fleischresten. Erst nachdem er ein weiteres Mal die Düne hinaufgejagt war, versank auch er und tauchte nicht wieder auf.
    Kesla hatte den Atem angehalten, nun ließ sie ihn langsam ausströmen. Die Gefahr war überstanden.
    Scheschon schickte sich an, vom Felsen zu klettern. Hant ging auf sie zu.
    Da bemerkte Kesla eine Welle im Sand. Etwas schwamm dicht unter der Oberfläche. Er versteckte sich.
    »Nein!« schrie sie. »Zurück!«
    Aber es war zu spät. Das kleine Mädchen stand bereits im Sand und rannte dem Blutreiter mit weit ausgebreiteten Armen entgegen. Sie bemerkten nicht, wie die große Flosse abermals an die Oberfläche kam und auf sie zuschoss.
    Jetzt schrien auch die anderen.
    Endlich drehte Hant sich um und erkannte die Gefahr. Er sprang auf die Kleine zu, riss sie in seine Arme und warf sich zur Seite. Die Flosse fegte um Haaresbreite an seinen Fersen vorbei. Da ihm der Weg zur Sandsteinzunge wie zum Schiff versperrt war, machte er kehrt und versuchte, die nächste Düne zu erklettern. Doch das war im lockeren Sand sehr mühsam. Der Leithai nahm die Verfolgung auf.
    Andere Flossen tauchten auf, zogen hungrig ihre Kreise und schnitten den Blutreiter von seinen Rettern ab.
    Kesla zog Joach am Arm, bis er sich umdrehte. »Den Nachtglasdolch! Gib ihn mir!«
    Joach runzelte misstrauisch die Stirn.
    »Er ist die einzige Waffe gegen die Sandbestien! Vertraue mir!«
    Joach zögerte noch doch in diesem Moment stieß Scheschon wieder einen Schrei aus. Er riss den Dolch aus der Scheide, die er unter seinem Hemd trug, und reichte ihn Kesla. Sie schloss die Finger um den kalten Griff mit dem Basilisken. Dann sah sie die Wartenden an, befahl mit einer Stimme so scharf wie der Dolch: »Niemand bewegt sich, bis ich es

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