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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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einmal Er’ril. Zu vieles stand unausgesprochen zwischen ihnen. Bevor dies alles nicht laut gesagt war, würde Elena nicht das Gefühl haben, verheiratet zu sein. Sie brauchte weder Rosen noch Ringe, weder fließende Seidengewänder noch Perlen nur eine ruhige Stunde mit Er’ril, eine Stunde, in der das bedrückende Schweigen endlich gebrochen wurde.
    Doch wenn sie sich dieses Gespräch vorstellte, wurde ihr wiederum himmelangst.
    Königin Tratal hatte Recht. Elena war nicht bereit, sich dem Geheimnis zu stellen, das in ihrem Herzen schlummerte. Nicht jetzt, noch nicht. In ihrem Inneren lebten die Hexe und die Frau in einem empfindlichen Gleichgewicht. Sie brauchte ihren ganzen Mut, um sich gegen die tobenden Kräfte in ihrem Blut zu behaupten. Sie hob die Arme zu den Sternen. Selbst jetzt spürte sie den Gesang der Magik wie einen Chor von wilden Energien, die sie zu überwältigen drohten. Elena stand im Herzen ihrer eigenen Macht wie die Stadt Sturmhaven im Auge der tobenden Stürme. Hier konnte sie niemand schützen, nicht einmal Er’ril. Einzig ihr eigener Wille, ihre feste Entschlossenheit konnten eine Mauer aufrichten gegen diese ungezügelten Kräfte.
    Durfte sie jemals hoffen, mit jemandem ihr Herz zu teilen? Sich ganz zu öffnen? Es war ein Risiko, das sie nicht eingehen konnte nicht einmal für Er’ril.
    Elena ließ die Arme sinken und lehnte sich an die Brüstung.
    Tief unter ihr lag Sturmhaven mit seinen Wohnhäusern, seinen Geschäften und seinen schmalen Brücken wie ein funkelnder Lichterteppich. Darüber leuchteten still und friedlich, blind für den Sturm, der vor den Mauern tobte, ein paar Sterne. Doch von hier oben, vom Turm der königlichen Zitadelle, konnte sie beobachten, wie Blitze die schwarzen Wolken erhellten. Dort lag ein Energievorrat von unglaublicher Stärke, ausreichend, um ganze Städte in der Luft zu halten oder in Schutt und Asche zu legen. Leben und Tod waren nur eine Frage des Gleichgewichts. Wer hätte das besser gewusst als sie?
    Zu ihrer Linken wurde der Donner plötzlich lauter und brüllte wie tausend Riesen. Ein jäher Wind riss am Saum ihres weiten Nachtgewandes. Es war schlagartig kälter geworden. Sie schlang fröstelnd die Arme um den Körper und wich zurück zur offenen Tür, hinter der ihr Bett stand. An der Schwelle blieb sie stehen und sah noch einmal hinaus in den schwarzen Sturm. Sie spürte ein warnendes Kribbeln im Nacken.
    Irgendetwas stimmte hier nicht.
    Zu ihrer Linken schoss eine riesige Feuerkugel aus dem Bauch des Sturms und in hohem Bogen zum Himmel empor wie ein Komet auf dem Weg zurück ins All. Doch dieser Komet flog nicht zu den Sternen, sondern fiel, sobald er den Scheitelpunkt der Kurve erreicht hatte, wieder nach unten auf Sturmhaven zu.
    Der große Feuerball mit dem brennenden Schweif schlug krachend in die Stadt ein. Es klang neben der Wucht der Donnerschläge eher gedämpft, aber die Wirkung war verheerend. Der Flammenstein riss ein riesiges Loch und steckte ringsum alles in Brand. Elena sah ein vierstöckiges Gebäude lichterloh brennend durch die zackige Öffnung in die Tiefe stürzen.
    Von den fernen Stadtmauern wurde mit hunderten von Gongschlägen Alarm gegeben. In den dunklen Tiefen flackerten neue Lampen und Lichter auf. Die Stadt schreckte aus dem Schlaf.
    Wieder hörte Elena das Riesengebrüll. Als sie aufblickte, stieß der Sturm einen zweiten Flammenstein aus dann noch einen und noch einen.
    Aus allen Himmelsrichtungen loderten feurige Bögen über den Nachthimmel.
    Die Tür zu ihren Gemächern wurde aufgerissen. Wennar stürmte mit zwei Elv’en Gardisten in den Raum.
    »Sturmhaven steht unter Beschuss!« rief der Zwergenhauptmann. »Komm mit! Wir müssen zu den Schiffen!«
    Elena trat rasch ins Zimmer. »Und die anderen?«
    »Werden gerade zusammengeholt. Beeile dich, Herrin.«
    »Was geht hier vor?«
    Wennar schüttelte den Kopf. »Wir dürfen keine Zeit verlieren!«
    Elena warf einen letzten Blick durch die Balkontüren. Jetzt zog sich schon ein ganzes Netz von feurigen Bahnen über den Nachthimmel. Die Gongschläge wurden hektischer. Ferne Einschläge ließen die Lampen in den Wandhaltern erzittern.
    Elena folgte dem Zwerg durch die Gänge, als sich der Boden unter ihren Füßen plötzlich nach vorn neigte. Sie verlor das Gleichgewicht und fiel Wennar in die Arme.
    Er hielt sie fest, während der Boden weiter kippte. In seinen weit aufgerissenen Augen spiegelte sich die Angst.
    »Sturmhaven fällt!«
    14
    Auf der Sonnenjäger

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