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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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registrierte, wie sich die Schwertspitze senkte, wenn er das linke Bein aufsetzte, und wie leicht er sich von der Menge ablenken ließ wie sein Blick zur Seite huschte, so oft ein Gast seinen Namen rief. Typhon hatte wahrscheinlich noch nie auf einem Schlachtfeld gestanden, inmitten von Geschrei und Kampfgetümmel. So isoliert, wie die Elv’en lebten, hatte er vermutlich noch nicht einmal einen einzigen Gegner getötet.
    Das konnte man von Er’ril nicht sagen. Er war über Schlachtfelder gestapft, die in Blut und Kot versanken. An seiner Seite waren Freunde gestorben, ohne dass er Axt oder Schwert gesenkt hätte. Die Opfer, die sein Schwert gefordert hatte, waren nicht mehr zu zählen. Für einen Moment hatte der Präriemann sogar Mitleid mit dem jungen Prinzen. Er wusste, dass die Bedingungen ausgeglichen waren, obwohl er keine scharfe Waffe hatte. Der junge Elv’e hingegen wusste das nicht, und das würde ihm zum Verhängnis werden.
    Zwei Schritte vor Er’ril hielt Typhon inne. »Ich werde dir ein ehrendes Andenken bewahren.«
    Er’ril fasste das zusammengerollte Leinenhemd fester. Typhon machte sich mit einem tiefen Atemzug innerlich zum Kampf bereit, ohne zu ahnen, dass der Kampf bereits begonnen hatte. Und schon schleuderte Er’ril dem Prinzen mit einer raschen Bewegung aus dem Handgelenk den Hemdzipfel ins Gesicht.
    Darauf war Typhon nicht gefasst. Er tänzelte zurück.
    Das nutzte Er’ril aus und setzte nach. Er schlug mit dem linken, in die Jacke gewickelten Arm das Schwert beiseite, wirbelte mit einer schnellen Drehung an dem Elv’en vorbei, zog ihm mit einem Griff den Dolch aus dem Gürtel und war schon außer Reichweite, bevor sich Typhon mit seinem Schwert umdrehen konnte.
    Sein Hieb ging ins Leere.
    Er’ril hielt einen Schritt Abstand und wog prüfend den Dolch in der Hand.
    Der Prinz wirkte verblüfft, da seine Waffe sich jetzt in Er’rils Besitz befand. Für einen Moment erkannte Er’ril Besorgnis in seinem Blick aber keine Angst. Der Elv’e war noch zu unerfahren. Er wusste nicht, wann er allen Grund hatte, sich zu fürchten.
    Nach der unerwarteten Wendung war im Saal Stille eingekehrt. Er’ril sah aus dem Augenwinkel, dass Elena noch immer neben der Elv’en Königin stand. Wenn man die beiden Seite an Seite und aus einiger Entfernung betrachtete, war Elenas Elv’en Erbe nicht zu übersehen: die hohen Wangenknochen; der lange, schlanke Hals; die Augen, die glänzten wie Eis im Sonnenschein. Elena griff sich angstvoll mit der Hand an die Kehle und erwiderte seinen Blick.
    Er hatte keine Zeit, ihr zuzuwinken. Typhon zischte wie eine Schlange und sprang auf ihn los. Nur mit Mühe gelang es Er’ril den Hieb mit seinem Dolch zu parieren. Der Elv’e hatte seine angeborenen Elementarkräfte eingesetzt und bewegte sich nun mit übernatürlicher Geschwindigkeit. Seine Klinge war nur ein verschwommener Fleck.
    Er’ril reagierte instinktiv und tänzelte zurück.
    Der Prinz attackierte ihn weiter und gab seinem Gegner keine Gelegenheit, selbst in die Offensive zu gehen. Da er trotz seiner mangelnden Erfahrung ein geschickter Schwertkämpfer war, lieferte er Er’ril keine Lücke für einen Angriff mit dem Dolch. Er’ril wartete ab. Er wusste von Merik, dass diese künstlich gesteigerte Geschwindigkeit gewaltig an den Kräften zehrte. Der junge Prinz konnte dieses Tempo nicht unbegrenzt durchhalten.
    Er’ril allerdings auch nicht. Schon drang das Schwert des Prinzen durch seine eigene Deckung und zwang ihn, einen gefährlichen Hieb mit dem Arm abzuwehren, der nur durch die Jacke geschützt war. Die Schneide durchtrennte mühelos die dünne Seide und drang tief in Er’rils Unterarm ein. Sofort sickerte Blut durch die Jacke und fiel in dicken Tropfen auf den Boden.
    Er’ril schnitt eine Grimasse, wenngleich nicht vor Schmerz, sondern vor Ungeduld. Wurde der Junge denn niemals müde?
    Ringsum begann die Menge wieder zu toben. Angefeuert durch ihre Zurufe und ermutigt durch den Anblick von Er’rils blutendem Arm, kämpfte Typhon noch erbitterter und bewies damit einmal mehr seine Unerfahrenheit. Statt den verwundeten Tiger weiterhin mit kunstvollen, breit angelegten Schwüngen zu ermüden, sprang er ihn an, um ihm den Todesstoß zu versetzen.
    Er’ril duckte sich unter dem Schwert hindurch, warf sich nach vorn und rammte dem Elv’en die Schulter gegen das Knie. Beide Männer gingen zu Boden. Er’ril bezweifelte, dass der Prinz jemals Erfahrungen bei simplen Wirtshausraufereien gesammelt

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