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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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geneigt, als wäre alles nur ein Fiebertraum doch leider war es Realität. Die Luft war mit Rauch geschwängert, und in dem engen Treppenschacht herrschte glühende Hitze. Aus der Ferne waren Schreie zu hören. Durch die schmalen Turmfenster sahen sie immer wieder Teile der zerstörten Stadt. Jetzt brannte es überall. Ganze Viertel lagen in Trümmern.
    »Es ist nicht mehr weit!« keuchte Wennar.
    Zwei Elv’en Gardisten liefen voran. Ihr Ziel war der Audienzsaal der Königin im untersten Stockwerk des Palastes. Elena warf einen Blick durch ein Fenster und sah mehrere Windschiffe über der zerstörten Stadt schweben. Sie hatten Laternen im Takelwerk befestigt, und vom Rumpf hingen Taue zur Rettung von Bewohnern herab, die in akuter Gefahr schwebten.
    Elena sprach ein stummes Gebet für die Bürger von Sturmhaven, während sie hinter Wennar her eilte. Im Geiste sah sie den kleinen Elv’en Jungen vor sich, der ihr einen Kuss gegeben hatte. Seine Augen waren so voller Lebensfreude gewesen. Und was hatte sie seiner Heimat gebracht? Nur Feuer und Tod. So ging es allen, die ihr begegneten. Ebenso gut hätte sie die Brände mit eigener Hand legen können. Obwohl sie das nicht getan hatte, trug letztlich sie die Schuld an der Zerstörung hier. Die dunklen Mächte von Gul’gotha mussten ihre Gegenwart gespürt haben.
    »Dank der Süßen Mutter«, brummte Wennar.
    Elena blickte auf. Das Ende der Treppe kam in Sicht. Die ganze Gruppe hastete aus dem schiefen Turm in den Haupttrakt.
    »Hier entlang!« rief einer der Elv’en.
    Auch im Haupttrakt waren die Fußböden nicht mehr gerade, doch von nun an ging es nur noch bergab. Sie rannten den Gang entlang. Hier drängten sich die Elv’en in Scharen. Viele hatten wie Elena im Nachtgewand Zuflucht in den unteren Stockwerken der Burg gesucht. Angst, ja Panik flackerte in ihren Augen. Aber nicht nur das. Elena bemerkte durchaus auch böse Blicke und leise Verwünschungen, als sie von den Gardisten vorbeigeführt wurde.
    Ein dünner Mann spuckte vor ihr aus. »Fort mit dir, Hexe!«
    Wennar schob ihn beiseite und drängte Elena weiter. »Hör nicht auf ihn, Herrin.«
    Elena biss sich auf die Unterlippe.
    Aber schon nahmen andere Stimmen den Ruf auf: »Fort mit dir, Hexe!«
    Der Lärm lockte auch Elv’en aus benachbarten Gängen herbei. Die Gardisten mussten ihre Schwerter zücken, um die wachsende Menge in Schach zu halten. Sie kamen langsamer voran, und zugleich wurden sie von hinten von den aufgebrachten Massen weitergeschoben.
    »Sie hat uns allen den Tod gebracht!« kreischte eine Frau.
    Links von Elena zog jemand einen Dolch. Sie sah nur ein Aufblitzen, da war Wennar schon zur Stelle, packte den Angreifer am Handgelenk und brach ihm mit lautem Knacken die dünnen Knochen. Der Mann fiel auf die Knie und krümmte sich vor Schmerzen. Wennar indes nahm ihm nur die Waffe ab und stieß ihn mit dem Fuß beiseite.
    Jetzt war der Zwergenhauptmann bewaffnet. Er deckte Elena den Rücken und schob sie dicht an die Gardisten heran. Nicht weit vor ihnen lag die Doppeltür zum privaten Audienzsaal der Königin, aber der Weg dahin wurde von einer aufgebrachten Menge versperrt, die immer mehr Zulauf bekam. Sie kamen nicht vorwärts.
    »Tötet die Hexe!«
    Wennar knurrte, als jemand mit einem abgebrochenen Stuhlbein nach ihm warf und ihn am Ohr traf. Obgleich er kurz stolperte, blieb er auf den Beinen. »Wir müssen raus aus diesem Gang.«
    Elena warf einen Blick auf ihre rubinroten, mit Magik gesättigten Hände. Konnte sie diese verängstigten Geschöpfe töten? Sie umbringen, um selbst am Leben zu bleiben? Sie ballte die Fäuste. Süße Mutter, zwinge mich nicht dazu.
    Mit lautem Krach wurden die Türen zum Audienzsaal aufgestoßen. Alle Blicke richteten sich auf Königin Tratal, die hoch aufgerichtet auf der Schwelle stand. Sie trug nur ein langes Hemd, und das offene Haar hing ihr bis zu den Hüften, doch ihre königliche Ausstrahlung war ungebrochen. Ihre Haut leuchtete so hell wie frisch gefallener Schnee; in ihren Augen loderte ein eisiges Feuer. Bläuliche Energiekaskaden umflimmerten ihre bloßen Arme. Die Magik brachte selbst ihr Haar zum Knistern.
    Ihre Stimme grollte wie ein fernes Gewitter: »Was hat das zu bedeuten?«
    Von hinten rief ein Mann, der sich in der Menge sicher wähnte: »Die Hexe hat Tod und Verwüstung auf uns herabbeschworen! Wir fordern Rache!« Beifälliges Raunen durchlief die Menge.
    Königin Tratal hatte plötzlich einen Dolch in der Hand und streckte ihn dem

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