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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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Wagen war schwer beladen vielleicht mit Gefangenen.
    Hatte etwa doch jemand von den anderen überlebt? Mikela gestattete sich ein Fünkchen Hoffnung.
    Ferndal endete mit einem neuen Bild: Zwei Wölfe einer schneeweiß, der andere schwarz folgen der Fährte.
    Mikela nickte und stand auf. Die Angreifer hatten einen halben Tag Vorsprung, aber zwei Wölfe konnten den Wald viel schneller durchqueren als ein Zwergentrupp. In Wolfsgestalt musste sie allerdings auf Kleider und Waffen verzichten. Sie tastete nach einem der Schwerter, dessen Heft ihre Schulter überragte. Wie sollte sie ohne die Klingen die anderen befreien? Dennoch, sie würde sie nicht im Stich lassen.
    Wenn es eine Chance gibt …
    »Wir müssen uns beeilen.« Sie betrachtete die Münze in ihrer Hand und gelobte, nicht noch einmal zu versagen. Dann hob sie das kalte Silber an die Lippen und küsste es. Eigentlich wollte sie das mrylianische Geldstück als Grabbeigabe zurücklassen, ein Unterpfand ihres Gelübdes. Doch als ihre Lippen das Metall berührten, erwärmte es sich in ihrer Hand, und ihr Arm prickelte, als hätte ihn ein kalter Luftzug gestreift.
    An ihrem Handgelenk regte sich die Paka’golo. Sie hatte etwas gewittert. Die kleine Schlange hob den Kopf, ließ das rote Zünglein spielen und zischte.
    Mikela senkte die Hand und sah sich das Silberstück genauer an. Was hatte es mit dieser sonderbaren Münze auf sich?
    Wie als Antwort auf den Gedanken entstanden Worte in ihrem Kopf, nicht viel anders als die Bildnachrichten eines Gestaltwandlers an einen Artgenossen. Nur klangen sie wie ein Flüstern im Wind. Ich höre dich. Die Trauer in deinem Herzen dringt durch die Münze zu mir.
    Sie warf einen Blick über die Lichtung, dann sah sie wieder die Münze an. »W wer bist du?«
    »Meinen Namen kannst du gern erfahren. Ich bin Xin vom Stamm der Zo’ol. Ein Freund von Tyrus. Sage auch du mir, wie du heißt, damit ich die Verbindung verstärken kann.«
    Mikela wusste nicht, wie ihr geschah. Sie erinnerte sich, dass der Prinz die dunkelhäutigen Stammesleute einmal erwähnt hatte ehemalige Sklaven, die von ihm befreit worden waren. Er hatte auch angedeutet, dass deren Anführer über eine gewisse Magik verfüge. In der Tat hatte Tyrus erst vor wenigen Tagen, nachdem ihre Gruppe zum ersten Mal mit einem Spähtrupp der Zwerge aneinander geraten war, am Lagerfeuer gesessen und genau diese Münze in der Hand gehalten. Er könne damit, so hatte er erklärt, eine Nachricht nach Osten schicken, um vor der Gefahr zu warnen und die Gerüchte von dem Greifen Ungeheuer weiterzugeben. Doch nach einer Weile hatte er das Silberstück mit unzufriedener Miene wieder eingesteckt, ohne sagen zu können, ob ihn jemand gehört hatte. »Zu weit«, hatte er gemurmelt und dann nicht weiter davon gesprochen.
    Offenbar hatte doch jemand seine Botschaft empfangen. Mikela umklammerte die Münze fester und stellte sich vor. »Ich bin Mikela.«
    »Ich habe deinen Namen vernommen, Mikela von den Dro«, antwortete die Stimme würdevoll. »Du bist mir aus Erzählungen wohl bekannt. Wir sind bereits auf dem Weg zu euch. Beschreibe uns, wo wir euch finden können. Die Verbindung ist stark, ihr könnt also nicht weit sein.«
    Sie runzelte die Stirn. Wie war das möglich? Sie hatte die Zo’ol zum letzten Mal gesehen, als sie mit Tol’chuk und Merik aufbrachen, um Elena zu suchen im fernen Archipel, tausende von Meilen von hier. »Nein, ich bin sehr weit weg«, antwortete sie. »Ich befinde mich in den Tiefen der Westlichen Marken.«
    »Das ist uns bekannt. Wir fliegen bereits über das große grüne Meer. Sag uns wo.«
    Vollkommen verwirrt sah Mikela zum Himmel auf. »W wie das?«
    »Merik von den Elv’en. Wir fliegen auf seinem Windschiff.«
    »Merik?« keuchte sie. Ein Bild tauchte vor ihrem Auge auf: der verwundete Elv’e, gezeichnet vom Widerstand gegen einen Schergen des Herrn der Dunklen Mächte.
    »Er ist hier«, fuhr die Stimme fort. »Sage uns, wie wir euch finden können. Ich ermüde rasch und kann die Verbindung nicht mehr lange halten.«
    Der Zo’ol sprach die Wahrheit. Das Flüstern wurde bereits schwächer. Mikela musste sich tiefer über die Münze beugen und sie fester umfassen. Ihr Blick fiel nach Osten, auf die steil himmelwärts ragende Felswand. »Der Steinkogel!« schrie sie. Die Münze begann in ihren Fingern zu erkalten. Vielleicht wurde sie gar nicht mehr gehört. »Ich erwarte euch auf dem Gipfel des Steinkogels.«
    Sie wartete auf eine Antwort, eine

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