Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
Vom Netzwerk:
Bestätigung. Aber die Münze blieb stumm und lag wieder kalt und tot in ihrer Hand. Sie schloss die Finger um das Silber und versuchte mit aller Kraft, ihre Magik wiederzubeleben.
    Als Ferndal mit der Schnauze gegen ihre Faust stieß, erschrak sie. Dann sah sie den Wolf an und erklärte ihm in der stummen Sprache der Si’lura die seltsame Kontaktaufnahme.
    Der Wolf reagierte skeptisch: Eine Wolfsmutter, die mit der Nase ihr totes Junges anstößt, um es wieder zum Leben zu erwecken.
    »Vielleicht hast du Recht«, antwortete sie laut. »Ich weiß es nicht.«
    Sie drehte sich um und betrachtete die Granitwand, die selbst die höchsten Bäume überragte. Hoch oben erstrahlte der Gipfel im Sonnenlicht. In den grünen Weiten des Waldes müsste der Steinkogel ein deutlicher Orientierungspunkt sein, den man kaum verfehlen konnte. Doch ihre Miene blieb finster. War sie noch gehört worden? Und was kam da auf sie zu? Was hatte sie mit der Münze beschworen?
    Sie legte die Faust an die Brust. Es gab nur einen Weg, die Fragen zu beantworten. Vom Lager aus konnte man einen schmalen Pfad sehen, eigentlich nur eine dunklere Linie auf dem schwarzen Fels, die vom Fuß des steilen Berges bis zum Gipfel führte. »Lass uns gehen«, sagte sie und übernahm die Führung. »Wir werden ja sehen, ob die Münze eines Toten lebendige Magik enthält.«
    Im Westen sank die Sonne dem Horizont entgegen. Merik stand am Bug der Sturmschwinge. In seinem weiten Leinenhemd und den wallenden Beinkleidern spürte er jede Luftströmung. Sein Silberhaar hatte er gewöhnlich lang und offen getragen, den Winden freigegeben, sodass es ihn noch enger mit den Weiten des Himmels verband. Doch das war vorbei. Merik fuhr sich mit der Hand über den misshandelten Schädel. Das Haar war zwar inzwischen so weit nachgewachsen, dass er es kämmen konnte, aber die Locken waren nicht lang genug, um mit den Winden zu wehen und den Kontakt mit ihnen zu verstärken.
    Er ließ die Hand sinken. Er durfte sich nicht beklagen. Die enge Beziehung zu seinem Schiff entschädigte ihn mehr als reichlich für den Verlust. Obwohl Merik die Planken der Sturmschwinge mehr als zwei Winter lang nicht mehr betreten hatte, war das Schiff bereits wieder wie ein Teil seines Körpers. Eine starke Elementarbegabung war Voraussetzung, um diese Schiffe in der Luft zu halten und durch die Wolken zu treiben. Und durch diesen Elementarkontakt wurde das Schiff eins mit seinem Kapitän. Wenn Merik am Bug stand, war er sich jeder Schraube, jedes Nagels im Rumpf bewusst, und wenn die Segel knatterten, fühlte es sich an, als wäre es sein eigenes Hemd. Jedes Knarren im Schiffskörper spürte er schmerzhaft in den eigenen Gelenken.
    Auf der Sturmschwinge fühlte er sich fast völlig wiederhergestellt. Die grausame Folter in den Verliesen von Schattenbach verblasste zu einer fernen Erinnerung. Als wären diese Schrecken einem anderen widerfahren. Wenn Merik zwischen den Wolken flog, hielt er sich für gefeit gegen das Böse in diesem Land.
    Doch im Herzen wusste er, dass dieses Gefühl der Sicherheit so wenig Substanz hatte wie die dünnen Wolken, durch die sie glitten. Nicht einmal der Himmel war sicher vor der Verderbnis, die der Herr der Dunklen Mächte verbreitete. Auf seinen Reisen hatte Merik am eigenen Leib erfahren, wie eng Land, Meer und Himmel miteinander verbunden waren. Alle Elementarenergien der Welt waren verwoben, verknüpft zu einem einzigen, endlosen Netz. Wenn ein Element verseucht wurde, steckte es die anderen zwangsläufig an.
    Er hatte versucht, dies seiner Mutter, Königin Tratal, zu erklären, aber bei ihr konnten solche Vorstellungen wohl leider nicht auf fruchtbaren Boden fallen. Das verhinderte die Mentalität der Elv’en. Sie hatten sich vom Land so lange fern gehalten, dass sie sich nun von solchen Banden frei wähnten. Merik jedoch wusste es besser. Wenn sie das Böse besiegen wollten, mussten sich alle Elementargeister miteinander verbünden. Blieb die Trennung erhalten, ging alles verloren.
    Das würde er nicht zulassen.
    Er hielt sich an der Reling fest und schaute über das Meer von Bäumen, das eine Viertelmeile unter seinem Rumpf vorbeizog. Vor einiger Zeit hatte ihm Xin, der Zo’ol Schamane gemeldet, er hätte Verbindung zu Mikela aufgenommen. Die beiden hatten offenbar miteinander gesprochen, obwohl Merik nicht so recht verstand, wie das zugegangen war. Die Schwertkämpferin hatte einen Treffpunkt benannt: den Steinkogel. Der Elv’e und Xin hatten daraufhin so

Weitere Kostenlose Bücher