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Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Titel: Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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im Wasser, bis Elena nur noch von Dunkelheit umgeben war.
    Die Geistwurzel war tot und mit ihr war auch die Magik des Wassers erloschen.
    Von diesem Moment an konnte Elena nicht mehr atmen. Das lebendige Nass, das eben noch ihre Lungen füllte, hatte sich in kaltes Teichwasser verwandelt. Sie würgte und spuckte und wehrte sich mit bleischweren Gliedern gegen den Sog der Tiefe. Als sie nach oben blickte, sah sie unglaublich weit entfernt einen helleren Fleck, das Mondlicht, und strebte darauf zu. Doch das Antlitz des Mondes wurde immer kleiner, und sie sank immer tiefer.
    Eine Schwärze umfing sie, die nichts mit der Dunkelheit des Wassers zu tun hatte.
    Er’ril … hilf mir …
    Er’ril kauerte am Ufer und starrte in den heiligen Teich. Das Blut dröhnte ihm in den Ohren. Die anderen seine eigenen Gefährten und die Mitglieder des Rates scharten sich um ihn.
    Der verzweifelte Wunsch, Elena nachzuspringen, hatte ein wenig nachgelassen, als das Wasser von unten her zu leuchten begann und die Oberfläche des Teiches in Silber verwandelte.
    »Reine Elementarenergie«, hatte Ni’lahn geflüstert.
    Dem Stammesvater waren die Tränen in die Augen gestiegen. »Der Geist der Wurzel spricht! Ich höre das Echo seiner Stimme.«
    Dorn hatte die Hand ihres Vaters ergriffen. »Es ist ein Wunder.«
    Er’ril hatte gewusst, dass Elena am Leben war aber für wie lange? Mit bangem Herzen und immer zum Sprung bereit, hatte er zugesehen, wie das Licht im Teich abwechselnd stärker und wieder schwächer wurde.
    Nun lag der Teich dunkel und unbewegt vor ihm.
    Er’ril wandte sich an den Stammesvater. »Kannst du die Stimme der Wurzel noch hören?«
    Die Erschütterung in den Zügen des Gestaltwandlers war Antwort genug. Der Führer der Si’lura fiel auf die Knie.
    Dorn kniete sich neben ihn. »Vater!«
    »Was hat das zu bedeuten?« fragte Er’ril. »Was ist mit Elena?«
    Der Stammesvater krallte die Hände in den Uferschlamm und flüsterte: »Sie ist tot.«
    Er’ril starrte wieder auf den Teich. »Nein!« Bevor ihn der Mut verlassen konnte, stürzte er sich kopfüber in die Tiefe. Die Kälte des Wassers traf ihn wie ein Schlag, aber die Angst entzündete ein Feuer in seinem Blut. Mit kräftigen Schwimmbewegungen strebte er in die Dunkelheit hinab.
    Elena.
    Als ihn etwas in die Tiefe zog, schöpfte er wieder Hoffnung. Ob das Elenas Magik war? Das leise Ziehen wurde alsbald zu einem Sog, der ihn nicht mehr freigab, und er erkannte, dass es nicht ihre Magik war, sondern der Strudel des Teiches. Nach kurzem, verzweifeltem Kampf gab er den Widerstand auf. Elena war irgendwo da unten. Sollte ihn die Strömung doch bis auf den Grund tragen falls dieser Teich denn überhaupt einen Grund hatte.
    Es wurde immer dunkler, und bald nahm Er’ril seine Umgebung nicht mehr wahr. Schwamm er nach oben oder nach unten? Er konnte es nur daran erkennen, dass der Druck auf seinen Ohren immer stärker wurde. Auch auf seiner Brust lastete das Gewicht des Wassers, als wollte ihm der Teich die Luft aus den Lungen pressen.
    Dorn hatte Recht gehabt. Ein Sprung in dieses Wasser war ein Sprung in den Tod. Doch das kümmerte ihn wenig, solange er die Chance hatte, Elena zu erreichen, und sei es nur, um sie ein letztes Mal in den Armen zu halten.
    Er’ril … hilf mir …
    Zuerst hielt er den flehentlichen Ruf nur für eine Ausgeburt seines überreizten Gehirns, nach der sein Herz griff wie nach einem Strohhalm. Elena!
    Dann entdeckte er einen schwachen Schimmer in den schwarzen Tiefen ein Licht, das von einem Gegenstand ausging. Der Wirbel trug ihn genau darauf zu.
    Als er näher kam, entdeckte er eine reglose schwarze Gestalt, die sich mit dem Strudel drehte. Sie hielt die Quelle des Lichtscheins in der Hand, einen silbernen Stab.
    Elena! Er’ril schwamm zu ihr. Im Schein des Stabes sah er, dass ihre geöffneten Augen blind ins Leere starrten. Er schloss sie in seine Arme. Wenigstens diesen letzten Wunsch wollte er sich erfüllen, bevor er starb. Die Brust drohte ihm zu bersten, als er sie an sich drückte.
    Da spürte er es ihr Herz schlug noch.
    Sie war am Leben!
    Mit neuen Kräften suchte er nach Rettung für sie und sich selbst. Er warf einen forschenden Blick in die Runde, aber alles war finster. Elena …
    Diesmal kam keine Antwort mehr.
    Er schaute erst in ihr Gesicht, dann auf ihre Hände, die im Schein des silbernen Gegenstands rubinrot leuchteten. Jetzt sah er, dass dieser Gegenstand kein Stab war, sondern ein Schwert, das von innen heraus

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