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Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Titel: Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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zu Wasser gelassen und schlug mit leisem Klatschen auf. Strickleitern wurden über die Reling geworfen.
    Blott erschien neben ihm. »Wir sind so weit, Käpt’n.«
    »Wer kommt mit an Land?«
    »Stock, Schlag und Schuss.«
    Tyrus nickte. Die drei traten vor, klopften sich gegenseitig auf die Schultern und überprüften ihre Waffen. Stock war von allen Piraten der größte, krummbeinig und mit Armen so dick wie die eines Og’ers. Schwerter waren ihm nicht robust genug
    er kämpfte lieber mit den beiden mit stählernen Zacken gespickten Eisenholzkeulen, die er an seinem Gürtel hängen hatte.
    Neben ihm schärfte Schlag mit einem Wetzstein die Schneiden seiner Äxte. Mit seinen blauen Augen und dem strohblonden Haar war er ein echter Nordländer. Die Hundsfott Soldaten von Gul’gotha hatten vor seinen Augen seine Familie abgeschlachtet und ihn als Waise allein auf Penryns harten, kalten Straßen zurückgelassen. Seither war er kein Freund der Bewohner Schwarzhalls.
    Der Dritte im Bunde war natürlich Schuss, der Schlag nie von der Seite wich. Der Schwarz und der Blondschopf waren unzertrennlicher, als Brüder es jemals sein konnten. Der schwarzhaarige Steppenmann hatte sich niedergekniet und spannte seinen Bogen. Er redete nicht viel, aber es gab keinen besseren Bogenschützen als diesen dunkeläugigen Piraten.
    Blott hatte gut gewählt, dachte Tyrus. Er hatte Männer mit verschiedenen Stärken ausgesucht, die einander ergänzten. Sollte es Schwierigkeiten geben, so hatte diese Truppe die besten Aussichten, sie zu meistern.
    Zufrieden schloss er sich mit Blott den dreien an. »Alles einsteigen!«
    Sie kletterten die Strickleitern hinab und stiegen in das Langboot. Schlag und Schuss setzten sich an die Ruder, während Stock sich ins Heck hockte und das Steuer bediente. Tyrus und Blott hielten am Bug Ausschau nach gefährlichen Untiefen oder Riffen.
    Nach einer Weile sagte Blott: »Du hättest nicht mitzukommen brauchen, Käpt’n. Wir könnten die Gegend auch allein erkunden.«
    Tyrus schwieg. Sein Erster Maat hatte Recht.
    »Und selbst wenn es als Käpt’n deine Pflicht wäre«, fuhr Blott leiser fort, »als Prinz, das schwöre ich bei der süßen Mutter, hast du hier nichts verloren.«
    Tyrus verzog das Gesicht. Blott war bei ihm, seit es den Königssohn einst nach Port Raul verschlagen hatte, voller Zorn, Trauer und Verbitterung. Die blutigen Planken der Freibeuterschiffe waren Tyrus gerade Recht gekommen, um draußen auf den Meeren seinen Hass hemmungslos auszutoben. Irgendwann hatte ihn die Welt zur Ordnung gerufen und ihm den Mantel des Burgherrn von Mryl um die Schultern gelegt, den ihm sein Vater hinterlassen hatte. Doch in den Tiefen seines Herzens zweifelte er noch immer, ob er wirklich die Kraft hatte, sein Erbe anzutreten.
    »Du kannst dich nicht für alle Zeiten bei uns Piraten verkriechen«, murmelte Blott.
    Tyrus seufzte. »Lass es gut sein.«
    Sein Erster Maat und Freund zuckte die Achseln. »Meinetwegen, Käpt’n … bis auf weiteres.«
    Als es vollends dunkel wurde, erreichten sie die verfallenen Stege, banden das Boot an einem Pfahl fest und betraten eine Plattform aus verwittertem Stein, von der eine steile, aus dem Fels der Klippen gehauene Treppe zu der kleinen Stadt hinaufführte.
    Tyrus betrachtete die Stufen ohne große Begeisterung. Die Sicht war schlechter geworden. Der Abendnebel, der vom Meer hereinzog, staute sich an der Küste. Schon war der obere Klippenrand im Grau verschwunden, nur das Feuer war noch als heller verschwommener Fleck zu erkennen.
    »Sehen wir zu, dass wir es so schnell wie möglich hinter uns bringen«, murmelte Tyrus. Niemand widersprach.
    Der Aufstieg erwies sich als noch schwieriger, als erwartet. Die Stufen waren nicht nur feucht vom Nebel, sondern auch mit Moos und Algen bewachsen und so schlüpfrig, als wären sie vereist.
    »Diese Treppe hat seit einer Ewigkeit niemand mehr benutzt«, sagte Blott.
    Tyrus gab ihm Recht. In jedem anständigen Ort hätte man die Stufen sauber gehalten. Der Zustand der Treppe war kein gutes Zeichen.
    »Aber wer hat dann das Feuer angemacht?« fragte Schlag.
    »Das will ich ja gerade herausfinden«, erklärte Tyrus. »Ein solches Riesenfeuer entsteht nicht von allein.«
    Endlich oben angekommen, fanden sie eine kopfsteingepflasterte Straße, die in die Ortschaft führte. Doch dort war alles dunkel, und man hörte keinen Laut. Inzwischen hatte sich der Nebel wie eine dicke Decke über das Land gebreitet. Sie betraten das Städtchen

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