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Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Titel: Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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umschloss er fest mit den Fingern. Sie war also doch noch hier!
    Hant sprach ihm weiter Trost zu, aber Kast hörte ihn nicht mehr. Er hielt sich den ledrigen Fetzen an die Nase und atmete den leichten Salzgeruch und den Duft von Saag wans Haut tief ein. Meine Geliebte …
    »… alle Mer’ai, die Dienst hatten.« Nur langsam drangen Hants Worte wieder in sein Bewusstsein. »Ich lasse sie noch einmal zusammenrufen.«
    Kast senkte den Fetzen und nickte. Hant ging in Richtung Tür zurück. In diesem Moment wurde knirschend der Riegel vorgeschoben. Hant zog die Stirn in Falten und sah sich nach Kast um von draußen waren Schwertergeklirr und laute Stimmen zu hören.
    Die beiden Männer stürmten zum Ausgang. Hant riss an der Klinke, aber die Tür bewegte sich nicht. »Brent!«
    Kast drückte das Gesicht an das vergitterte Fensterchen. Im schwachen Schein der Fackel musste er zusehen, wie fünf Blutreiter von ihren eigenen Kameraden überfallen und niedergemetzelt wurden. Einigen schnitt man mit Krummdolchen die Kehle durch dass das Blut hoch aufspritzte. Andere wurden mit Spießen und Schwertern durchbohrt. Augenblicke später lagen nur noch Leichen herum, denen die Eingeweide aus den Bäuchen quollen, und auf dem Steinboden stand das Blut in großen schwarzen Pfützen.
    Brents Gesicht erschien am Fenster und versperrte Kast die Sicht. Der Krieger grinste höhnisch und hatte Schaum vor dem Mund.
    »Brent! Was hast du getan?« Hant wollte durch die Stäbe greifen, aber sie standen zu dicht beieinander, er konnte nicht einmal die Hände hindurchzwängen.
    Kast riss ihn mit einer Hand zurück und zog mit der anderen sein Schwert. »Er ist besessen. Nicht die Mer’ai waren die Verräter, sondern unsere eigenen Männer.«
    Brent grinste weiter durch das Fenster.
    »Warum hätte Brent mich dann auf die fehlenden Eier aufmerksam gemacht?«
    Kast starrte auf die Haifischhaut hinab. »Damit du das hier finden und mich holen solltest. Es ist eine Falle.«
    Wie zur Bestätigung krachte es hinter ihnen, als zerspränge ein Stein unter dem Schlag eines Hammers. Die beiden Männer fuhren herum. Das Geräusch kam von dem Eierstapel in der Mitte.
    »Sie schlüpfen aus«, sagte Kast.
    Ein Zittern durchlief den Stapel. Das oberste Ei fiel herunter und rollte über den Boden. Vor ihren Füßen sprang es auf und entließ eine grüne Dampfwolke in die kalte Luft. Faustgroße glibberige Schleimklumpen spritzten nach allen Seiten und trafen mit widerlichem Schmatzen Fußboden und Wände.
    Ein Klumpen prallte gegen Hants Bein und klebte daran fest. Der Blutreiter kratzte ihn mit dem Ende seiner Fackel ab und sprang zurück. »Süße Mutter!«
    Auf dem Boden wuchsen dem abscheulichen Ding Tentakel, auf denen es herumhüpfte wie eine kranke Kröte.
    »Tritt zurück!« warnte Kast.
    Ringsum auf Boden, Decke und Wänden sprossen auch aus den anderen Schleimkugeln wurmförmige Anhängsel und Fangarme.
    Hant hob seine Fackel, um die Kreaturen mit Feuer zu bekämpfen, doch die ließen sich davon nicht nur nicht abschrecken, die Flammen zogen sie geradezu an. Die feuchten Fühler drehten sich alle zugleich in Richtung der Wärmequelle, und die Schleimkörper krochen langsam darauf zu.
    Immer neue Eier bekamen Sprünge. »Wir müssen hier raus«, sagte Hant.
    »Das ist unmöglich«, gab Kast ruhig zurück und hielt sein Schwert bereit.
    Hants Stimme war schrill geworden. »Warum haben uns die Gardisten nicht einfach getötet? Warum haben sie uns hier herunter gelockt?«
    Die Antwort kam von hinten. Eine Stimme kicherte höhnisch: »Weil wir einen Drachen brauchen, Hant.«
    Kast fuhr herum. Nicht mehr Brents grinsende Fratze schaute durch das Gitterfenster, sondern ein anderes Gesicht. Der Anblick der grünen Augen, der hellen Haut und des dunkelgrünen Haares zerriss ihm fast das Herz. Zugleich durchflutete ihn trotz der Gefahr eine Woge der Erleichterung. »Saag wan …«
    Als es Abend wurde, ließ Prinz Tyrus im Krähennest der Schwarze Torheit sein Fernglas sinken, hielt sich mit einer Hand am Rand fest, um nicht kopfüber auf das Deck zu stürzen, und sah nach unten. »Signalfeuer im Norden!« rief er seinem Ersten Maat zu. »Wir laufen in die nächste Bucht ein.«
    Überzeugt, dass sein Befehl befolgt würde, richtete er sich wieder auf. Seine Beine glichen das Schwanken des Hauptmasts mühelos aus. Nach Tagen im salzigen Wind brannte sein Gesicht. Die Küste lag nur eine Viertelmeile entfernt. Hier oben im hohen Norden war sie eine einzige

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