Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung
Stimme vernehmen. »Nur immer tief einatmen, Geliebter«, spottete sie. »Bald liegst du wieder in meinen Armen.«
Kast hatte es bisher vermieden, sich der Tür der Zelle zuzuwenden. Es war ihm unerträglich, mit welcher Gleichgültigkeit die Frau seines Herzens seinen Untergang beobachtete. Doch jetzt rief er voller Leidenschaft: »Saag wan, wenn du mich hörst, dann kämpfe an gegen den Dämon! Ich weiß, dein Herz ist stark! Nichts kann seiner Kraft widerstehen!«
Durch das Fensterchen sah er Saag wans linkes Augenlid zucken. Ihr Gesicht verzog sich, als lauschte sie angestrengt.
Ob er zu ihr durchgedrungen war? »Saag wan, ich bitte dich, versuch es.« Die Sehnsucht zerriss ihm fast das Herz. Er fiel auf ein Knie und schickte ihr seine letzten Kräfte.
Aber es war vergeblich. Der Aufruhr in ihren Zügen legte sich, und von den Lippen, nach deren Kuss er sich so sehr verzehrte, kam ein kaltes, hämisches Lachen. »Welche Liebe!« zischte der Dämon verbittert. »Doch gegen den Befehl des Herrn gibt es keinen Widerstand.«
Neben Kast brach Hant stöhnend zusammen.
Kast wollte ihn aufrichten, aber seine gelähmte Hand ließ ihn im Stich. Der Blutreiter fiel auf den Steinboden, die Fackel rutschte davon. Bevor Kast es verhindern konnte, lösten sich rund zwei Dutzend glibberige Schleimklumpen von der Decke und klatschten auf Hants Körper. Hant wollte noch aufstehen, kam jedoch gegen das Gift der vielen Bestien nicht mehr an.
Die Fackel war außer Reichweite. Kast sah sich von allen Seiten bedrängt und konnte nichts für seinen Kameraden tun. Sein Schwert fuhr wie der Blitz hin und her und metzelte alles nieder.
Hant regte sich nicht mehr. Nicht einmal seine Brust hob und senkte sich, aber Kast sah an seinen Augen, dass er bei Bewusstsein war. Wach in einem toten Körper. Die Angst in seinem Blick loderte wie eine Fackel.
Eine der Giftbestien kroch ihm über die Wange und streckte suchend die Fangarme aus. Eine Spitze streifte den Rand eines Nasenlochs, der ganze Tentakel wurde länger und schmaler und schob sich hinein. Der Rest glitt hinterher: Die Schleimmasse hatte sich so weit verdünnt, dass der Körper mühelos dem Fangarm folgen konnte.
Jetzt wurde Kast klar, auf welchem Wege diese neue Generation von Ungeheuern in den Schädel ihrer Opfer gelangte. Es brauchten keine Löcher mehr gebohrt zu werden. Ohne Rücksicht auf die Gefahr für sich selbst sprang er auf den Freund zu, um ihm zu helfen. Hants Augen glänzten in panischem Entsetzen … und nicht nur das. Sein Blick flehte Kast an, sein Leben zu beenden, solange er noch Herr über sich selbst war. Kast hob das Schwert.
Er hatte keine andere Wahl mehr.
Die Klinge fuhr herab doch bevor sie ihr Ziel traf, landete in seinem Nacken etwas, das brannte wie tausend Feuer. Kast war vom Hals abwärts gelähmt und brach über seinem Freund zusammen. Das Schwert fiel ihm klirrend aus den kraftlosen Fingern.
Er lag auf der Seite und konnte nur Lippen und Augen bewegen. Verzweifelt rang er nach Luft. Ihm war, als läge ein zentnerschwerer Stein auf seiner Brust.
Die Tür zur Zelle schwang auf. Bloße Füße kamen, die Tentakelbestien geschickt umgehend, auf ihn zu. Die zierlichen Knöchel, die dünnen Schwimmhäute zwischen den zarten Zehen waren ihm nur allzu vertraut.
Saag wan befahl mit schneidender Stimme: »Sammelt die Simaltra ein. Wir brauchen so viele wie nur möglich, um uns die Burg und den Leviathan Untertan zu machen.«
»Und was ist mit der zweiten Ladung Eier?« Das war Brent, der Hauptmann der Garde.
»Sie werden bei Einbruch der Dunkelheit eintreffen. Bis Tagesanbruch müssen wir die Insel fest in der Hand und von jeder Verbindung zur Außenwelt abgeschnitten haben, und der Leviathan muss unterwegs sein. Die neuen Eier müssen auf die Kriegsflotte verteilt werden, bevor sie Schwarzhall erreicht.«
Kast bemühte sich, den Plan im Geiste nachzuvollziehen. Die Dämonen wollten also, getarnt als vertrauenswürdige Freunde, von A’loatal ausziehen und die Verderbnis auf den Schiffen verbreiten. Ob ihnen das nun gelänge oder nicht, auf jeden Fall würde ein solcher Angriff die Flotte schwächen und ausgerechnet dann Misstrauen säen, wenn Einigkeit am dringendsten geboten wäre.
Verzweifelt suchte er nach einer Möglichkeit, Alarm zu schlagen. Aber wie? Sein Gesicht verriet seine Bestürzung offenbar nur allzu deutlich. Saag wan kniete neben ihm nieder. Sie hielt eines der Simaltra in der Hand. »Gräme dich nicht, mein Liebster.« Sie
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