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Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Titel: Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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waren gerötet, und sie konnten sich kaum noch auf den Beinen halten. Er nahm jedes auf einen Arm und wandte sich an die Gardisten und die Matrosen. »Ich nehme sie mit in meine Kabine. Schickt eine Botenkrähe nach A’loatal und gebt Bescheid, wo sie sind. Wie ich Mader Geel kenne, lässt sie sonst in der Burg keinen Stein auf dem anderen, bis sie das Mädchen gefunden hat.«
    Einer der Elv’en räusperte sich. »Kapitän Lisla lässt ausrichten, sie sei jederzeit bereit, zur Insel zurückzufliegen.«
    Kast nickte. So ungern er die Zeit für den Rückweg opferte, er hatte keine andere Wahl. »Sie soll wenden, sobald der Wind günstig steht.«
    »Nein!« sagte Scheschon. »Wir wollen nicht nach Hause.«
    »Still, Kind. Rodricko darf seinen Baum nicht zu lange allein lassen. Er ist ein Nyphai. Er muss zurück.«
    »Muss er gar nicht! Ich habe ihm gezeigt, wie er es machen muss.« Sie sah den Jungen böse an. »Zeig du es Onkel Kast.«
    Rodricko schüttelte den Kopf. »Ich will nicht.«
    Kast hob den Jungen etwas höher. »Was redet Scheschon denn da?«
    »Zeig es ihm!« wiederholte Scheschon.
    Kast berührte mit dem Kopf Rodrickos Stirn. »Außer uns beiden braucht es niemand zu wissen. Es bleibt unser Geheimnis.«
    Rodricko sah ihn groß an und begann hilflos zu stammeln. Dann griff er in seine Jacke und zog ein Zweiglein heraus, an dem eine schwere Blüte hing. Sie war stark zerdrückt, stammte aber unverkennbar von einem Koa’kona Baum. »Scheschon sagt, ich brauche mich nur in den Finger zu stechen und das Blut auf das abgebrochene Ende zu streichen. Das hält die Blüte frisch, und mir geht es gut.«
    »Hast du es schon ausprobiert?«
    Rodricko nickte. »Mit einem Rosendorn.«
    »Er hat gejault wie ein junger Hund, wenn man ihm auf den Schwanz tritt«, ergänzte Scheschon.
    »Gar nicht wahr!«
    Kast sah das Mädchen streng an. »Scheschon, was hat dich auf diese Idee gebracht?«
    Sie biss sich auf die Lippen, zappelte vor Verlegenheit und wollte ihm nicht in die Augen sehen.
    »Scheschon …« , mahnte er streng.
    Sie schmiegte sich an ihn und drückte ihre Wange an die seine. »Ich habe von Papa geträumt. Er hat es mir gesagt und mir auch gezeigt, wie man es anstellt.«
    Kast wusste, dass sie ihren Großvater Pinorr meinte, den Schamanen der De’rendi, der im Inselkrieg gefallen war. Hatte das Kind womöglich gar Recht? War Rodricko geschützt, solange er den Zweig mit seinem eigenen Blut nährte?
    »Papa sagt, Rodricko ist anders, weil er von Blutsaugern abstammt.«
    Kast erschrak. Scheschon wusste nichts von Rodrickos Herkunft; niemand hatte ihr gesagt, dass seine Mutter ein Grim Geist gewesen war. Er sah sich den Jungen genauer an. Rodricko war seit einem halben Tag fern von seiner Insel und seinem Baum und hätte inzwischen krank und schwach sein müssen, doch obwohl er sichtlich müde war, hatte er rote Wangen und strotzte nur so vor Energie. Die Trennung schien ihm nicht zu schaden.
    »Was soll ich dem Kapitän sagen?« fragte der Elv’e.
    Kast überlegte. Durfte er es wagen, Scheschons Traum zu vertrauen? Das Leben des Jungen stand auf dem Spiel. Aber es hing auch viel davon ab, dass sie die Flotte möglichst rasch erreichten.
    Er richtete sich auf, ohne die Kinder loszulassen. »Sie soll vorerst auf Nordkurs bleiben.«
    Scheschon klatschte in die Hände und umarmte ihn. »Wir werden Hant schon finden!«
    »Das werden wir.« Kast steuerte seine Kabine am anderen Ende des Ganges an.
    Vor der Tür flüsterte ihm Scheschon ins Ohr: »Wenn ich groß bin, heirate ich ihn.«
    Er setzte sie ab. »Hant ist doch viel zu alt für dich.«
    Scheschon kicherte. »Nicht Hant, Dummchen.« Sie deutete auf Rodricko und legte verschwörerisch den Finger auf die Lippen.
    Kast fuhr ihr mit der Hand durch das Haar. Er konnte nur hoffen, dass dieser Kinderwunsch einmal in Erfüllung ginge. An sich war ihm noch immer nicht wohl bei der Entscheidung, die Reise fortzusetzen. Er führte die beiden Kinder in einen Albtraum, wie man ihn sich düsterer nicht ausmalen konnte.
    Er öffnete die Tür, schob Scheschon in die Kabine und folgte ihr mit Rodricko auf dem Arm. Der Kleine war schon fast eingeschlafen.
    Scheschon kletterte auf das Bett, und er legte den Jungen neben sie. Rodricko ließ sich erleichtert in die Kissen sinken.
    »Ihr werdet euch jetzt ausruhen«, bestimmte Kast. »Ich will keinen von euch dabei erwischen, wie er dieses Bett verlässt.« Er wandte sich zum Gehen, da streckte die Kleine die Arme aus und fasste

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