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Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Titel: Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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Innere von Schwarzhall zu setzen. Deshalb klebte an der Felsküste zwischen dem Hafen und dem Südtor ein wahrer Muschelteppich von Gasthäusern, Bordellen, Handelsniederlassungen und Geschäften. Doch auch die verwinkelten Straßen und Gassen waren völlig leer.
    Wo waren sie denn nur alle?
    Da die Verbündeten die Insel von der Außenwelt abgeschnitten hatten, sobald sie diese Gewässer erreichten, hätten viele Schiffe hier festsitzen müssen. Die kleine Stadt hätte eigentlich aus allen Nähten platzen sollen.
    Über der Hafensiedlung gähnte der schwarze Rachen des Südtors: ein riesiger Spalt, der sich über ein Viertel des Hangs hinaufzog. Alles war dunkel. Kein Lichtschein aus Abzugsöffnungen, Lavaröhren oder Fenstern erhellte die Schwärze unter dem Tor. Keine Schranken oder anderen Hindernisse versperrten den Weg ins Innere von Schwarzhall. Das Tor war offen und schien geradezu auf sie zu warten.
    Kannst du noch näher heran?, drängte sie den Drachen.
    Leibgefährtin, ich möchte lieber schnellstens wieder fort.
    »Mir geht es nicht anders, mein Riese. Aber wir müssen irgendeinen Hinweis auf den Hinterhalt finden, den man für die Flotte gelegt hat.« Saag wan war ganz sicher, dass es einen solchen Hinterhalt gab. Schwarzhall lag da wie eine Dirne, die mit weit gespreizten Beinen auf ihren Freier wartete. Welche Krankheit trug sie in sich? Wo hatte sie den Dolch versteckt?
    Ich will versuchen, näher heranzufliegen, sagte Ragnar’k, ohne wie sonst mit seiner Tapferkeit zu prahlen. Seine Anspannung übertrug sich auf Saag wan.
    Der Drache flog eine enge Kurve und raste im Sturzflug auf den Hafen und die schwarze Öffnung zu, ohne langsamer zu werden. Der Wind pfiff Saag wan in den Ohren. Ragnar’k wollte wohl nur einmal rasch vorbeifliegen und die Fallgeschwindigkeit notfalls für einen schnellen Fluchtversuch nutzen.
    Sie glitten dicht über den schäbigen Hafengebäuden auf das Südtor zu. Der Zugang zu Schwarzhalls Innerem lag riesengroß und dunkel vor ihnen. Der Spalt war unten schätzungsweise eine Viertelmeile breit und etwa vier Mal so hoch.
    Kurz bevor sie die Öffnung erreichten, durchdrang ein tiefer Ton das Pfeifen des Windes, ein Summen, das in Wellen aus dem Dunkel hinter der Schwelle brandete und ihren ganzen Körper in Schwingungen versetzte.
    Ragnar’k wollte abdrehen. Das Geräusch erschreckte ihn.
    Nein, sendete sie. Noch etwas näher.
    Er gehorchte, und sie flogen mitten in das Summen hinein. Es schlug ihnen entgegen wie ein starker Wind. Saag wan bekam Kopfschmerzen davon. Es dämpfte alle anderen Geräusche.
    In den Tiefen ihres Schädels regte sich etwas. Seltsame Empfindungen machten sich breit. Ein flüchtiger Geruch nach Seetangblüten stieg ihr in die Nase, vor ihren Augen zuckten bunte Blitze vorbei, und schließlich hörte sie Gesang, ein altes Wiegenlied ihrer Mutter, und spürte ein sanftes Streicheln auf der Brust wie von Kasts Hand.
    Die Fülle verschiedenster Sinnesreize war atemberaubend. Sie begriff, worauf dieser Ansturm zurückzuführen war das Summen hatte den Parasiten in ihrem Kopf aufgerüttelt.
    Leibgefährtin …? Der Drachen stockte mitten im Flug.
    Ganz ruhig, sendete sie. Das Simaltrum sollte sie nicht von ihrem Ziel abbringen. Sie spähte angestrengt ins Innere der Spalte, aber die Finsternis war undurchdringlich. Und näher wagte sie sich nicht mehr heran. Doch als sie Ragnar’k gerade den Befehl zum Rückzug geben wollte, durchlief eine Welle die Dunkelheit. Zunächst dachte sie an eine Täuschung, aber sicher war sie nicht. Abermals versuchte sie, die Schwärze zu durchdringen. Wenn sie nur sehen könnte, was sich dahinter verbarg …
    Leibgefährtin! Gib Acht! Der Drache legte sein Blickfeld über das ihre, und nun sah sie alles kristallklar.
    Sobald sie erkannte, was Ragnar’k so sehr erschreckt hatte, griff eine eisige Hand nach ihrem Herzen. Fort!, schrie sie ihm zu.
    Ragnar’k brauchte keine zweite Aufforderung. Er schraubte sich in einer engen Spirale nach oben. Als er Abstand gewann, fiel eine Zentnerlast von Saag wans Schultern. Sie drehte sich um und starrte mit frisch geschärftem Blick auf das Tor. Der Parasit verbarg sich nicht in der Finsternis er war die Finsternis. Wieder geriet die Schwärze in Bewegung. Ein Klumpen mit glatter Haut, der das monströse Tor von oben bis unten ausfüllte, als hätte man Teer in das Loch gegossen, um es völlig abzudichten.
    Sie schossen davon, doch Saag wan spürte, wie das Wesen ihr nachsah uralt,

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