Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung
kehrtmachen wollte.«
Sie starrten ihn an. Endlich lachte Blott. Schlag rollte die Augen und schlug Schuss klatschend mit der Hand auf das Knie. Schuss grinste über das ganze Gesicht ein seltener Anblick. Dann setzten sie ihre Pferde in Richtung Schwarzhall in Marsch.
Stock folgte ihnen.
Blott gesellte sich an Tyrus’ Seite. »Käpt’n, wir sind Piraten. Wir sind schon als Säuglinge auf dem Pfad der Finsternis gewandelt.« Er deutete auf Schwarzhall. »Und diese Schlacht wollten wir für alles Gold in Port Raul nicht versäumen.«
Tyrus’ Gesicht verzog sich zu einem grimmigen Lächeln. Vielleicht hatte er sich vorhin getäuscht. Vielleicht war dies doch eher der Tag der Piraten und nicht der Prinzen.
Er hätte nichts dagegen.
Die fünf trabten inmitten der Zwergenbrigade gemächlich den Berg hinab. Die vorderste Reihe hatte die Schwarze Straße bereits erreicht und machte Halt, um auf den letzten Befehl zu warten. Die anderen schlossen von hinten auf.
Wennar löste sich aus der Menge. »Du gibst das Kommando, Meister Tyrus.«
Tyrus stellte sich in die Steigbügel und schaute über den schwarzen Damm zum Berg hinüber. Aus der Nähe schien es, als wäre an dieser Vulkansteinwand die Welt zu Ende. Rauchfontänen schlängelten sich aus Spalten und Ritzen und verschmolzen mit der schrecklichen Wolke, die aus dem Krater aufstieg und den Himmel verdüsterte.
Tyrus holte tief Atem. »Setze sie in Marsch.«
Wennar hob sein Horn und blies einen schrillen Ton.
Mit kaum wahrnehmbarem Zögern betrat das Zwergenheer die Straße. Der Damm war gerade breit genug, dass zwei Wagen nebeneinander Platz gefunden hätten. Daneben ragten Felsspitzen und zerklüftete Riffe aus dem Wasser. Wer von dem schmalen Weg abkam, stürzte in den Tod.
Die Zwerge marschierten in Viererreihen. Eine Kolonne nach der anderen schloss sich an. Zu beiden Seiten suchten Sondertrupps mit Ferngläsern das Wasser, den Himmel und den Berg ab. Sie hatten Krummhörner über den gepanzerten Schultern hängen, um jederzeit Alarm blasen zu können.
Wennar stand am Rand der Straße und ließ das Fußvolk an sich vorüberziehen. Gelegentlich rief er einem Zwerg einen gutmütigen Scherz zu oder klopfte ihm auf die Schulter. Und immer neue Kolonnen strömten vom Steinwald herab. Kein einziger Soldat kam aus dem Tritt. Nach Jahrhunderten der Sklaverei waren sie fest entschlossen, endlich vor ihren ehemaligen Herrn hinzutreten und sich für ihren Schmerz und ihre Leiden schadlos zu halten.
Vier Mann breit wälzte sich der gepanzerte Strom dahin.
Tyrus rutschte unruhig im Sattel hin und her. Er spürte ein Kribbeln im Nacken. Die Zeit dehnte sich. Hinter den schiefergrauen Wolken stieg die Sonne am Himmel empor. Die Soldaten marschierten unbeirrt weiter. Die vorderste Reihe hatte bereits die Mitte des Bogens erreicht, als sich ein schriller Ton über das gleichmäßige Stampfen der Schritte erhob.
Ein Horn … ein zweites … und ein drittes.
Tyrus hatte den Atem angehalten, nun fuhr er herum und ließ ihn ausströmen. Heller Rauch quoll aus den tausend Löchern, Fenstern und Ritzen in den Flanken des Berges. Er riss sein Fernglas heraus und richtete es auf die unheimliche Erscheinung.
Die Linse löste den Rauch in helle Gestalten mit knochigen Flügeln und klauenbewehrten Gliedmaßen auf, die sich von dem schwarzen Stein deutlich abhoben. Ihre gnadenlose Grausamkeit war selbst aus dieser Entfernung zu spüren.
Tyrus ließ das Glas sinken und versuchte zu zählen, wie viele von den fahlen Verteidigern auf die Schwarze Straße herabstießen: Es waren hunderte, wenn nicht tausende.
»Skal’ten«, sagte Wennar.
Tyrus wusste, dass die Geschöpfe durch ihre schwarze Magik geschützt und mit normalen Waffen nicht zu verletzen waren, solange sich die Sonne hinter dichten Wolken verbarg. Doch er hatte Vorkehrungen getroffen. Nach dem Inselkrieg hatte er Skal’ten Blut sammeln und alle Zwergenwaffen damit benetzen lassen. Die so behandelten Klingen konnten den schwarzen Zauber durchdringen.
So viel war bekannt. Doch alles Weitere war Neuland, und der Erfolg war ungewiss.
Er sah in die Runde. Alle nickten ihm zu. Er war zufrieden.
Tyrus trieb sein Pferd an und ritt zwischen die Reihen der Zwerge. Das Heer hatte schon beim ersten Hornstoß sofort angehalten, und auf dem ganzen Vulkanbogen hatten sich die Soldaten so postiert, wie man es ihnen vorher eingeschärft hatte.
Von den vier Zwergen in jeder Reihe schauten die beiden äußeren nach außen ins
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